Bewegend - brillant - Max Müller

Der „Rosenheim-Cop“ im Wiener Musikverein

von Bewegend - brillant - Max Müller © Bild: Solo Musica

Seit 20 Jahren steht Max Müller im Dienst der bayrischen (Fernseh-)Polizei. Erst als Polizeiobermeister, dann als Polizeihauptmeister Michi Mohr in Rosenheim. Der gebürtige Kärntner ist jedoch nicht nur einer der „Rosenheim-Cops“. Seit zehn Jahren - noch ein Jubiläum - gastiert der ausgebildete Bariton im Gläsernen Saal des Wiener Musikvereins, wo ihm ein eigener Zyklus gewidmet ist. Die aktuelle Ausgabe seiner Auftrittsserie nannte er schlicht „Weihnachten“. Lieder in neun Sprachen und Texte aus fünf Jahrhunderten verband er zu einem kurzweiligen Programm. Die Harfinistin Elisabeth Daxer war ihm eine einfühlsame Begleiterin. Müller demonstrierte wie man mit Gesang und Wort größte Wirkung erreichen kann.

Egal, ob er ein Lied aus seiner Heimat anstimmt, ein Weihnachtslied aus Schweden oder das Berliner „Morgen, Kinder wird’s was geben“, es klingt exzellent. Chapeau, mit welcher Eleganz er das französische „Les Anges dans nos Campagnes“ intoniert. Das Programm überzeugt auch durch seine kluge Dramaturgie. Weihnachtsgeschichten sind den Liedern gegenübergestellt. Mit italienischem Akzent trägt er Briefe italienischer Kinder ans Christkind vor. So liebevoll das klingen mag, lässt es aufmerken. Mit wenigen Worten erinnert er an das Leid so mancher Kinder, die von Schlägen, hier „Kopfnüsse“ des Vaters in ihre Wunschlisten einfließen lassen oder von ihren Ängsten berichten, etwa vor den langen Fingernägeln der Mutter, die Schmerz zufügen können. Bewegend, Ernst A. Ekkers Geschichte über die Verschleppung von drei Sloweninnen durch die Faschisten aus der naiven Sicht eines Kindes. Diese Düsternis erhellt er mit seinem glänzenden Vortrag von Ernst Jandls „Weihnachtslied“, Christine Nöstlingers Geschichte von der „Schlichten Fichte“ oder Theodor Storms „Knecht Ruprecht“. Man könnte Max Müller stundenlang zuhören, wenn er Ludwig Thoma vorliest und mit Geschichten wie „Der Christabend“ ins Bayern einer vergangenen Zeit führt. Das Gute, Müllers „Weihnachten“ kann man auf CD nachhören.

Den nächsten Abend im Musikverein widmet Max Müller, von Volker Nemmer am Klavier begleitet, der Operette mit Werken von Ralph Benatzky bis Franz von Suppè (22., 23. April 2022)