Identitäre - "Spätestens jetzt
wissen alle, wer sie sind"

Bernhard Weidinger, Rechtsextremismus-Forscher am Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), über die Identitäre Bewegung

von Bernhard Weidinger - Identitäre - "Spätestens jetzt
wissen alle, wer sie sind" © Bild: Ricardo Herrgott

News: Die Identitären -und ihr Chef Martin Sellner -haben in den letzten Tagen sehr viel Aufmerksamkeit bekommen. Wie relevant sind sie wirklich?
Bernhard Weidinger: Ich hatte bis jetzt eine sehr schnelle Antwort auf diese Frage, aber vielleicht muss ich das im Lichte der jüngsten Ereignisse überdenken. Nach den gängigen Kriterien für die Einschätzung der Relevanz einer politischen Bewegung wie Mitgliederzahl oder Mobilisierungspotenzial auf der Straße, sind sie von sehr geringer Bedeutung. Freilich kann man diskutieren, inwieweit es ihnen gelingt, das über eine geschickte Online-Strategie und ungewollte Komplizenschaft von medialer Seite zu kompensieren. Man könnte das Argument machen, wenn einer am "Profil"-Cover ist, kann er so irrelevant nicht sein. Spätestens jetzt weiß jeder halbwegs politisch interessierte Mensch in Österreich, dass die Identitären existieren und wofür sie stehen.

Der Anlass für die Berichterstattung war eine Spende, die der Christchurch-Attentäter Sellner zukommen hat lassen. Was sagt das über die Relevanz dieser Gruppe aus?
Ich würde es nicht überschätzen, aber es zeigt zumindest, dass die österreichischen Identitären -oder konkret Herr Sellner -bis Neuseeland wahrnehmbar waren. Aber wie handverlesen die Palette der Organisationen war, denen dieser Attentäter gespendet hat, ist mir nicht bekannt. Er erwähnt in seinem Manifest ja, dass er an diverse Gruppen Spenden geleistet habe.


Sellner argumentiert, Brenton Tarrant, der Attentäter, hätte ihm mit der Spende schaden wollen. Gewisse ideologische Parallelen liegen aber auf der Hand. Worin bestehen sie?
Da ist zunächst diese Grunderzählung vom "großen Austausch", wonach in den westlichen Ländern die angestammte Bevölkerung sukzessive durch zugewanderte Menschen ersetzt werde. Und -das gehört immer dazu, weil ansonsten ist es ja eine relativ triviale Setzung -dass man das zum Thema Nummer eins hochstilisiert und es für eine politische Schicksalsfrage hält. Man nimmt die erhöhte Diversität nicht einfach zur Kenntnis, sondern zeichnet sie in katastrophischen Farben. Das ist die zentrale Parallele. Es gibt auch andere, etwa die Klage über die Schwäche der europäischen Männer, die nicht mehr in der Lage seien, sich zu wehren.

Den ganzen Artikel lesen Sie im aktuellen News Nr. 14/19

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