Berlin: Polizei hat
heiße Spur zu Täter

Polizei fahndet fieberhaft nach bewaffnetem Täter

Die Polizei hat nach übereinstimmenden Medienberichten eine erste heiße Spur nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt. Im Lkw, der in die Menschenmenge gesteuert wurde, seien Ausweisdokumente gefunden worden, berichten deutsche Medien am Mittwoch.

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Der "Spiegel" berichtet, unter dem Fahrersitz sei offenbar eine Duldungsbescheinigung gefunden worden. Laut "Bild" gilt der darauf zu identifizierende Mann als Gefährder. Er sei eingebettet in ein großes Islamisten-Netzwerk und werde von Ermittlern als "brandgefährlich" eingestuft. Laut "Spiegel" haben die Ermittler beim Generalbundesanwalt eine Öffentlichkeitsfahndung beantragt. Die Vorbereitungen dafür liefen. Die Nachrichtenagentur dpa meldete zudem unter Berufung auf nicht näher genannte "Sicherheitskreise", in Nordrhein-Westfalen gebe es "unmittelbar bevorstehende Maßnahmen". Von den Sicherheitsbehörden waren zunächst keine Angaben dazu zu erhalten.

Anis A. lässt Dokumente zurück

Das Dokument sei auf einen tunesischen Staatsbürger namens Anis A. ausgestellt, berichten beide Medien. Laut "Bild" ist der Mann zwischen 21 und 23 Jahre alt. Der Verdächtige solle auch mit zwei Aliasnamen und verschiedenen Geburtsdaten bekannt sein. Er sei der Polizei wegen Körperverletzung bekannt, konnte aber noch nicht angeklagt werden, weil er untergetaucht sei. Die gefundene Duldungsbescheinigung sei im Kreis Kleve (Nordrhein-Westfalen) ausgestellt worden.

Die Berliner Polizei hat nach eigenen Angaben mehr als 500 Hinweise zu dem Anschlag erhalten und fahndete nach einem möglicherweise bewaffneten Täter. Einen zunächst festgenommenen Verdächtigen hatten die Ermittler am Dienstag wieder freigelassen, nachdem sich gegen ihn kein dringender Tatverdacht ergeben hatte. Auch Mittwochfrüh war nach Medienberichten ein Verdächtiger vorübergehend festgenommen, dann jedoch wieder freigelassen.

Lkw-Fahrer hat bis zu Anschlag gelebt

Zum Tathergang gibt es nach wie vor viele offene Fragen. Der polnische Lkw-Fahrer, der auf dem Beifahrersitz saß, hat nach Medienberichten bis zum Attentat noch gelebt. Das habe die Obduktion ergeben, berichtete die "Bild". Ein Ermittler habe von einem Kampf gesprochen. Nach dem Anschlag wurde der Pole tot im Lkw gefunden, er wurde mit einer kleinkalibrigen Waffe erschossen, von der bisher jede Spur fehlt.

Steckt IS dahinter?

Unklar war zudem, ob die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hinter dem Anschlag steht. Sie hatte den Angriff für sich reklamiert. Der IS hatte sich in der Vergangenheit immer wieder über sein Sprachrohr Amaq zu Anschlägen in unterschiedlichen Ländern bekannt. Die Meldung zu Berlin wurde über die üblichen Kanäle der Terrormiliz verbreitet, auch ihre Form entspricht früheren Bekenntnissen.

Am Montagabend war der vermutlich entführte Lastwagen in den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz im Herzen Berlins gerast. Einschließlich des Polen starben zwölf Menschen, rund 50 wurden teils lebensgefährlich verletzt. Laut de Maiziere konnten - neben dem Polen - bisher erst sechs Tote identifiziert werden. Bei ihnen handelt es sich um deutsche Staatsbürger. 14 Menschen rangen am Dienstagnachmittag noch mit dem Tod.


Die aktuellen Entwicklungen nach der Bluttat:


++ "We are the world"++

Zahlreiche Menschen haben am Mittwoch auf dem Breitscheidplatz, nahe dem Tatort, den Song "We are the world" gesungen.

Auch der Chor "Everybody Can Sing", den die bekannte Sängerin Jocelyn B. Smith leitet, war dabei.

++Gesuchter hätte abgeschoben werden sollen++

Der Innenminister Nordrhein-Westfalens hat am Medienberichte bestätigt, wonach der im Zusammenhang mit dem Berliner Terror-Anschlag Gesuchte aus Deutschland abgeschoben werden hätte sollen. Sein Asylantrag sei im Juni 2016 abgelehnt worden, sagte Ralf Jäger (SPD) am Mittwoch in Düsseldorf.

Dies sei jedoch nicht möglich gewesen, weil er keine gültigen Ausweispapiere bei sich hatte, sagte NRW-Innenminister. Tunesien zudem zunächst bestritten, dass es sich bei dem Mann um einen Tunesier handle. Mittlerweile habe das Land die für die Abschiebung nötigen Papier jedoch "zufälligerweise heute" an die deutschen Behörden übersandt.

++Verdächtiger war offenbar bekannt++

Der neue Tatverdächtige nach dem Lkw-Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt ist den Ermittlern auf hoher Ebene spätestens seit November bekannt. Der den Behörden unter dem Namen Anis A. bekannte Tunesier sei damals Gegenstand einer Sitzung des gemeinsamen Terrorabwehrzentrums (GTAZ) von Bund und Ländern gewesen, hieß es am Mittwoch aus Sicherheitskreisen in Berlin.

Der Mann habe sich wechselweise in Nordrhein-Westfalen und in Berlin aufgehalten und mit zahlreichen Identitäten gearbeitet. Bereits zuvor hatten die "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR berichtet, der Verdächtige sei als Gefährder eingestuft. Er habe Kontakte zum Netzwerk des kürzlich verhafteten Salafisten-Predigers Abu Walaa unterhalten. Dieser gilt als die "Nummer 1" des IS in Deutschland. Seit Dezember 2016 sei der Gesuchte abgetaucht.

Innenminister de Maizière hatte zuvor zusammen mit Generalbundesanwalt Peter Frank den Innenausschuss des Bundestags in einer Sondersitzung über den Stand der Dinge unterrichtet. Der SPD-Innenexperte Burkhard Lischka sprach anschließend von einer "heißen Spur" der Ermittler. Unter Berufung auf den Generalbundesanwalt sagte Lischka, im Führerhaus des Lkw sei eine Geldbörse gefunden worden. Der Linken-Politiker Frank Tempel verwies darauf, dass die Geldbörse mit Ausweispapieren bereits am Dienstag im Führerhaus des Lkw entdeckt worden sei. Er verwies aber darauf, dass es sich auch um eine gelegte Spur handeln können, um die Ermittler auf eine falsche Fährte zu führen. Der Grünen-Politiker Konstantin von Notz sprach von einer "sehr spannenden und schlüssigen Spur".

++Hackerangriff auf Hinweisportal++

Auf das BKA-Hinweisportal zum Anschlag in Berlin hat es einen Hackerangriff gegeben. Das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) bestätigte am Mittwoch einen Bericht der Funke-Zeitungen. Am Dienstag sei die Seite www.bka-hinweisportal.de zwischen 17 und 19.30 Uhr deshalb nicht erreichbar gewesen.

Es handelte sich den Angaben zufolge um eine sogenannte DDOS-Attacke, bei der die Rechner so lange mit Anfragen bombardiert werden, bis die Software nicht mehr mitkommt. Es seien sofort Gegenmaßnahmen eingeleitet worden, dann habe die Seite wieder funktioniert, sagte eine BKA-Sprecherin. Auf dem Portal - auch "Boston Cloud" genannt - können Zeugen Fotos oder Videos mit Hinweisen zu dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt hochladen.

++Weihnachtsmarkt öffnet am Donnerstag wieder++

Der Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Breitscheidplatz soll am Donnerstag wieder geöffnet werden. Das sagte eine Sprecherin des Schaustellerverbands Berlin auf am Mittwoch auf Anfrage. Alle anderen Weihnachtsmärkte in der deutschen Hauptstadt machten bereits am Mittwoch wieder auf.

Ein bisher unbekannter Täter war am Montag mit einem Lastwagen auf den Markt an der Gedächtniskirche gefahren und hatte dabei elf Menschen getötet, etwa 50 wurden verletzt. Nach der Tat wurde der polnische Lkw-Fahrer tot auf dem Beifahrersitz gefunden. Er wurde erschossen. Der Täter ist flüchtig.

++Gedenken am Anschlagsort++

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel legte am Mittwoch am Ort des Anschlags Blumen nieder. Sie zeigte sich zutiefst erschüttert. Ein ganzes Land sei in Trauer vereint, sagte sie in Berlin. "Wir wollen nicht damit leben, dass uns die Angst vor dem Bösen lähmt. Auch wenn es in diesen Stunden schwerfällt: Wir werden die Kraft finden für das Leben, wie wir es in Deutschland leben wollen - frei, miteinander und offen."

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck hat indes den Verletzten des Anschlags auf den Berliner Weihnachtsmarkt die Anteilnahme der ganzen Nation übermittelt. "Die Menschen sollen spüren, dass sie nicht allein sind", sagte Gauck am Mittwoch nach einem Besuch bei Verletzten im Virchow-Klinikum der Charité. Gauck dankte auch den Ärzten und Pflegekräften für ihren Einsatz.

++Polizei fahndet deutschlandweit ++

Die deutsche Polizei fahndet nach Informationen der Mainzer "Allgemeinen Zeitung" und des Hessischen Rundfunks bundesweit und nicht öffentlich nach einem Verdächtigen. Im Fußraum des Führerhauses des Lkw, der am Montagabend in einen Berliner Weihnachtsmarkt gerast war, sei eine Duldung mit den Personalien gefunden worden.

Bereits zuvor hatte der Sender "RBB" berichtet, in den frühen Morgenstunden habe es eine weitere Festnahme bei der Fahndung nach dem oder den Tätern gegeben. Der Verdächtige sei aber wieder freigelassen worden. Die Polizei gehe davon aus, dass der Täter verletzt sei. Im Fahrerhaus des Lkw seien DNA-Spuren gesichert worden. Deshalb suche die Polizei sämtliche Krankenhäuser in Berlin und Brandenburg ab.

++"Man muss keine Angst haben"++

Der regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) ist bemüht, die Bevölkerung zu beruhigen. "Man muss keine Angst haben. Das wäre ja jetzt fatal, wenn man sich zu Hause einschließt und nicht mehr rausgeht", sagte er am Mittwochvormittag im ZDF-"Morgenmagazin".

Dafür geben es auch keinen Anlass, fügte er hinzu: "Es ist richtig, dass wir auch darauf aufmerksam machen, dass wir eine angespannte Situation haben, dass man wachsam sein sollte." Die Polizeipräsenz sei an "entsprechenden Punkten" deutlich erhöht worden. Außerdem seien Maßnahmen getroffen worden, um den Täter schnell zu finden. Man könne sich weiterhin gut bewegen in Berlin. Eine erweiterte Videoüberwachung werde es jedoch nicht geben, sagte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop im Inforadio des "RBB".

++ Breitscheidplatz bleibt gesperrt++

Der Breitscheidplatz, wo am Montag der Lastwagen in den Weihnachtsmarkt gerast war, bleibt weiter abgeriegelt. Wie die "Bild" berichtet, begründete die Polizei die Absperrung mit der andauernden Ermittlungsarbeiten.

++Lkw-Fahrer wollte Leben retten++

Dabei verhinderte der polnische Lkw-Fahrer, der beim Attentat auf dem Beifahrersitz saß, möglicherweise sogar noch Schlimmeres. Die Obduktion habe ergeben, dass er zum Zeitpunkt des Anschlags noch lebte, berichtete Bild.de. Ein Ermittler habe von einem Kampf gesprochen. Auch von Messerstichen ist die Rede. Erschossen worden sei der Mann erst, als der Lkw zum Stehen kam: Nach dem Attentat fand man den Polen tot im Führerhaus. Nach dpa-Informationen wurde er mit einer kleinkalibrigen Waffe erschossen. Von ihr fehlt bisher jede Spur. Der Mann arbeitete für die Speditionsfirma, der der Sattelschlepper gehört.

++Beton-Sperren in Wien geplant++

Nach dem Anschlag plant die Polizei in Wien nun zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. Ab Mittwoch sollen an exponierten Stellen wie beim Christkindlmarkt am Stephansplatz Beton-Sperren aufgestellt werden, berichtete am Abend die "ZIB 2" des ORF. Innenminister Wolfgang Sobotka rief die Bevölkerung einmal mehr zu erhöhter Wachsamkeit auf. Der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer bezeichnete angesichts des Anschlages in Berlin den Terrorismus als ein "entsetzliches Phänomen". "Der Terrorismus wird verlieren", sagte der Ex-Präsident.

++500 Hinweise erhalten++

Die Berliner Polizei hat nach eigenen Angaben mehr als 500 Hinweise zu dem Anschlag erhalten. Neben Zeugenaussagen werten die Ermittler Schulz zufolge DNA-Spuren und Fingerabdrücke aus. Mit GPS-Daten vom Tatabend werde nach dem Handy des Täters gesucht. Auf dieser Basis könne ein Bewegungsbild erstellt werden. "Wir haben viele Möglichkeiten, um die Person auch zu finden", sagte Schulz.

++Fahndung: Polizeigewerkschaft hofft auch raschen Erfolg++

"Ich bin relativ zuversichtlich, dass wir vielleicht schon morgen oder in naher Zukunft einen neuen Tatverdächtigen präsentieren können", sagte der Gewerkschafts-Vorsitzende des Bunds Deutscher Kriminalbeamter, Andre Schulz, am Dienstagabend in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner Spezial". Vieles könne derzeit nicht verraten werden, aber es gebe "gute Hinweise" und "sehr viele Ansatzpunkte".

Die Geschehnisse bis Dienstagabend im Überblick:

++25 Opfer weiter im Krankenhaus++

Nach dem Terroranschlag mit zwölf Toten sind 49 Menschen verletzt in Krankenhäuser gebracht worden. Davon seien 25 Patienten weiter in stationärer Behandlung, teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit am Dienstagnachmittag mit. 14 von ihnen seien sehr schwer verletzt. Die übrigen 24 seien am Dienstag aus den Kliniken entlassen worden.

++Schulz: "Dürfen uns Hass und Gewalt nicht beugen"++

"Der grausame Anschlag in Berlin hat uns alle zutiefst schockiert. Wir sind fassungslos angesichts dieser menschenverachtenden Gewalt, die Menschen getroffen hat, die mit Familien und Freunden ein paar schöne und besinnliche Stunden auf einem Weihnachtsmarkt verbringen wollten", schreibt Martin Schulz auf Facebook. Der EU-Parlamentspräsident stellt jedoch klar, dass es nun gelte, "zusammenzustehen und uns der Werte zu vergewissern, die uns, unser Land und Europa verbinden und einen: die Werte der Freiheit, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit, die Werte der Offenheit, der Toleranz, der Menschlichkeit und des Respekts." Schulz mahnt abschließend: "Wir dürfen uns dem Hass und der Gewalt nicht beugen."

++Polizei beschlagnahmt Handy in Flüchtlingsunterkunft++

Wie Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt erklärte, wurde bei einer Razzia in der Flüchtlingsunterkunft am früheren Berliner Flughafen Tempelhof ein Mobiltelefon beschlagnahmt. "Wir haben ein Handy gefunden, das wir auswerten", sagte er laut "n-tv". Weitere Angaben konnte er noch nicht geben, da die Auswertung noch nicht weit genug fortgeschritten sei.

++Papst kondoliert Familien der Opfer++

Der Papst hat sich in einem Schreiben an den Berliner Erzbischof Heiner Koch "tief betroffen von der schrecklichen Gewalttat in Berlin" geäußert. Er bekundete den Hinterbliebenen "sein Mitgefühl und seine Nähe in ihrem Schmerz". Das Schreiben wurde von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichnet. Im Gebet vertraue Papst Franziskus die Verstorbenen der Barmherzigkeit Gottes an und bitte um Genesung der Verletzten. Ebenso danke er den Rettungs- und Ordnungskräften für ihren tatkräftigen Einsatz.

"Papst Franziskus verbindet sich mit allen Menschen guten Willens, die dafür arbeiten, dass der mörderische Wahnsinn des Terrorismus keinen Platz in unserer Welt hat. In diesem Sinne bittet er den barmherzigen Gott und Vater um Trost, Schutz und heilenden Segen", hieß es im Text.

++LKW am Freitag über den Brenner gefahren++

Der LKW, mit dem der Anschlag in Berlin verübt worden ist, war am vergangenen Freitag aus Italien abgefahren. Der Lastwagen hatte in einem Produktionswerk nahe Mailand Stahlkonstruktionen abgeholt, teilten italienische Sicherheitskräfte mit. Am Freitag gegen 18 Uhr hat das Fahrzeug die Brenner-Grenze passiert. Der LKW im Besitz einer polnischen Speditionsfirma mit Sitz Gryfino in der Nähe von Stettin sei öfters zwischen Italien und Deutschland, aber auch zwischen Dänemark und Schweden unterwegs gewesen. Die 2005 gegründete Speditionsfirma besitzt Fahrzeuge, die bis zu 40 Tonnen Waren transportieren können.

Der LKW im Besitz einer polnischen Speditionsfirma mit Sitz Gryfino in der Nähe von Stettin sei öfters zwischen Italien und Deutschland, aber auch zwischen Dänemark und Schweden unterwegs gewesen. Die 2005 gegründete Speditionsfirma besitzt Fahrzeuge, die bis zu 40 Tonnen Waren transportieren können.

++Österreich muss aus Berlin-Anschlag lernen++

Der Anschlag in Berlin wird wichtige Lernschritte für internationale Sicherheitsbehörden bringen. Auch Österreich werde und müsse daraus lernen, da es ein potenzielles Anschlagziel sei. Zu diesen Schlüssen kam der Politologe Christian Tuschhoff im Gespräch mit der APA. "Ob man zum Anschlagziel wird, hängt davon ab, ob mutmaßliche Terroristen ein entsprechendes Netzwerk vor Ort haben, um so einen Anschlag zu planen", erklärte der auf Terrorismus spezialisierte Experte, der an der Freien Universität Berlin forscht. Für ihn unterscheidet sich Österreich nicht von anderen Anschlagzielen, wie Frankreich, Belgien oder Deutschland.

Dass es im Vorfeld des Berlin-Anschlags keine Warnung oder Hinweise aus Geheimdiensten gegeben habe, deutet für Tuschhoff darauf hin, dass Täter und Hintermänner vermutlich auf anderen Wegen kommuniziert haben, die bisher nicht vom Geheimdienst erfasst werden.

Der Politologe ist überzeugt, dass die Sicherheitsbehörden aus dem Anschlag lernen werden. "Die exakt selbe Ausführungspraxis wird es so nicht mehr geben, weil man sich aufseiten der Terrorabwehr besser darauf eingestellt hat", zeigte er sich überzeugt. Sicherheitsbehörden würden demnach Ermittlungen vorantreiben, Instrumentarien verbessern und internationale Kooperation verstärken.

Bei dem Anschlag in Berlin erkennt Tuschhoff ähnliche Muster wie bei Anschlägen in Frankreich und Belgien. Es handle sich demnach um "weiche Ziele, die physisch schwer zu schützen sind". Auch die Ausführungsart sei ähnlich. "Man könnte keine notwendige Ressourcen aufbringen, selbst wenn man das wollte", so der Politologe.

++Schweigeminute am Ort des Geschehens++

Kanzlerin Angela Merkel, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Innenminister Thomas de Maizière gedachten am Berliner Breitscheidplatz den Opfern des Anschlags. Um 15 Uhr wurde eine Schweigeminute abgehalten. Martin Pallgen, Sprecher der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, twitterte ein Foto.

++Festgenommener könnte zu "Tätergruppe" gehören++

Generalbundesanwalt Peter Frank erklärte in einer Pressekonferenz, dass es sich beim Festgenommen wie bereits vermutet womöglich nicht um den gesuchten Täter handelt, er jedoch zu einer "Tätergruppe" gehören könne. Er sagte: "Wir wissen derzeit nicht, ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt." Man müsse sich jedenfalls mit dem Gedanken vertraut machen, dass der festgenommene Mann aus Pakistan nicht der Täter sei.

Zu den laufenden Ermittlungen meinte Frank weiter, dass derzeit der Lkw untersucht, Zeugenaussagen geprüft und Videoaufzeichnungen ausgewertet werden.

Ein Bekennervideo gibt es bis dato nicht. Der Generalbundesanwalt sagte, dass man daher noch nicht abschließend sagen könne, welchen Hintergrund die Tat hat, man gehe derzeit jedoch von einem terroristischen Hintergrund aus. Einmal mehr mahnte man zu besonderer Vorsicht, da noch mindestens ein bewaffneter Täter auf freiem Fuß sein könnte. "Ich persönlich würde heute Abend nicht auf einen Weihnachtsmarkt gehen", meinte Frank.

++Tiroler Polizei setzt auf sichtbar erhöhte Präsenz++

Die Tiroler Polizei setzt nach dem Anschlag in Berlin auf eine sichtbar erhöhte Präsenz von Exekutivkräften. "Wir fahren hoch, was hochgefahren werden kann", sagte Tirols Landespolizeidirektor Helmut Tomac im Gespräch mit der APA. Die Präsenz im öffentlichen Raum, vor allem bei Christkindlmärkten und Kaufhäusern, werde nochmals verstärkt, so Tomac.

Die erhöhte Präsenz betreffe sowohl die Polizei als auch die Sondereinheit Cobra sowie den Verfassungsschutz. Auch die "Verfügbarkeit von Mannstärke" für den Anlassfall werde 24 Stunden am Tag gegeben sein. "Zudem tritt man mit Veranstaltern von Großveranstaltungen in Kontakt. Dabei geht es etwa um die Evaluierung der Sicherheitskonzepte", erklärte der Landespolizeidirektor. Unter diese Großveranstaltungen würden etwa der Innsbrucker Bergsilvester oder eben Weihnachtsmärkte fallen. "Die Botschaft muss sein, dass man sich nicht einschüchtern lassen soll und darf", appellierte Tomac an die Bevölkerung. Es gebe keine unmittelbar erhöhte Gefährdungslage.

Indes werden auch in Südtirol die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Bozens Polizeichef Lucio Carluccio hat schärfere Sicherheitsvorkehrungen für die Weihnachtsmärkte in Bozen, Meran und Brixen angekündigt. Die Kontrollen werden mit einem stärkeren Einsatz von Militärs verschärft, berichtete Caluccio laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA. Bei starkem Menschenandrang am Wochenende sei die Zahl der Polizisten bereits mit Sicherheitskräften aus Mailand und Padua aufgestockt worden.

++ IS-Propaganda gibt Anweisungen für LKW-Attentat++

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat in ihrer Propaganda auch Anleitungen für Angriffe mit Lastwagen auf Zivilisten gegeben. So veröffentlichten die Jihadisten im November in ihrem Magazin "Rumiyah" einen dreiseitigen Artikel mit genauen Anweisungen, wie Einzeltäter ein solches Attentat verüben sollen. Dabei priesen sie den Angriff mit einem Lastwagen in Nizza als Vorbild.

Ein Fahrzeug sei für einen Angriff gut geeignet, weil es einfach zu beschaffen, aber nicht verdächtig sei. "Es ist eine der sichersten und einfachsten Waffen, die man gegen die Kuffar (Ungläubigen) einsetzen kann", heißt es in dem Artikel. Wichtig sei es, große und schwere Fahrzeuge mit ausreichender Geschwindigkeit auszuwählen.

Auch für potenzielle Ziele gibt das Magazin Anweisungen. Geeignet seien Märkte, Festivals, Paraden oder politische Versammlungen. Die Angreifer sollten sicherstellen, dass ihre Verbindung zum IS deutlich werde. Sie könnten etwa Zettel dabei haben, auf denen "Ich bin ein Soldat des Islamischen Staates" stehe.

++Joachim Gauck nimmt Stellung++

Deutschland wird nach den Worten von Bundespräsident Joachim Gauck auch nach dem Anschlag von Berlin keine Abstriche bei der Rechtsstaatlichkeit machen. "Der Hass der Täter wird uns nicht zu Hass verführen", sagte Gauck in Berlin. "Wir leben in einer starken Gemeinschaft, in der das Recht zählt und die Menschlichkeit. Sie sind das Fundament unseres Staates und unserer Gesellschaft. Sie sind der Boden, auf dem wir stehen", betonte der Präsident. "Unser Zusammenhalt wird nicht schwächer, er wird stärker, wenn wir angegriffen werden."

Deutschland sei nach dem Attentat erschüttert. "Aber diese Taten erschüttern nicht unsere Überzeugungen", erklärte Gauck. "Wir stehen auf einem festen Grund und wir stehen zusammen - in Deutschland, in Europa und überall dort, wo Menschen in Freiheit leben und leben wollen."

++Ungereimtheiten in Bezug auf Beifahrer++

Laut Informationen des deutschen Magazins "Spiegel" gibt es Ungereimtheiten in Bezug auf den polnischen Beifahrer. Es gebe im LKW kaum Kampfspuren und auch die typischen, sogenannten Schmauchspuren würden fehlen, die nach Schüssen üblicherweise entstehen.

Nach Angaben des Speditionsbesitzers in Stettin habe sich der Pole sehr wohl gewehrt. "Es war mit Sicherheit zu sehen, dass er gekämpft hatte", beschrieb Ariel Zurawski vor Journalisten ein Polizeifoto, auf dem er den Fahrer - seinen Cousin - zuvor identifiziert hatte. Auf dem Bild war demnach nur das Gesicht des Opfers zu sehen. Dieses war blutig und geschwollen, wie Zurawski sagte. "Es waren Stichwunden zu sehen", sagte er. Zudem habe die Polizei Zurawski mitgeteilt, dass sein Cousin Schussverletzungen aufwies.

++Polizeipräsident bestätigt Zweifel an Täterschaft++

Die Ermittler sind sich nach Angaben des Berliner Polizeipräsidenten Klaus Kandt tatsächlich nicht sicher, ob der nach dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt Festgenommene der Fahrer des Todes-Lkw war. "Es ist in der Tat unsicher, dass es der Fahrer war", sagte Polizeipräsident Klaus Kandt. Die Ermittlungen dauerten an.

"Es ist nach meinem Stand unsicher, ob es wirklich der Fahrer war", sagte auch der Berliner Generalstaatsanwalt Ralf Rother am Dienstag vor Journalisten. "Der Fahrer des Lkw ist nach meinen aktuellen Informationen flüchtig", zitierte der Südwestrundfunk Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU).

++Falscher Mann verhaftet?++

Bei dem als Tatverdächtigen des Berliner Anschlags festgenommenen Pakistani könnte es sich möglicherweise nicht um den Täter handeln. "Wir haben den falschen Mann", zitierte die deutsche Tageszeitung "Die Welt" am Dienstag aus nicht näher genannten "ranghohen Sicherheitskreisen". "Der wahre Täter ist noch bewaffnet auf freiem Fuß und kann neuen Schaden anrichten", hieß es weiter.

Dazu passte ein wenige Minuten nach Veröffentlichung abgesetzter Tweet der Berliner Polizei, in dem diese zu erhöhter Vorsicht aufruft: "Der festgenommene Tatverdächtige streitet derzeit die Tat am #Breitscheidplatz ab. Wir sind daher besonders wachsam. Seien Sie es bitte auch."

++Bürgermeister Müller "fassungslos"++

Der Berliner Bürgermeister Michael Müller zeigt sich "fassungslos" und berichtet von seinem Besuch gestern vor Ort, um sich ein Bild zu machen und beschreibt eine "zutiefst bedrückende und verstörende Situation". Die enorme Solidarität habe ihn zutiefst berührt. Es sei wieder einmal ein Anschlag auf die Freiheit und "unser Leben", so Müller, der sich auch bei den Einsatzkräften und den Krankenhäusern bedankte.

Polizeipräsident Klaus Kandt spricht von einem ersten Tatverdächtigen, der festgenommen wurde, kann aber zum laufenden Verfahren nichts weiteres sagen.

++Verdächtiger offenbar durch sexuellen Übergriff bekannt++

Laut Informationen der dpa soll der Verdächtige, der die Tat bislang abstreitet, in Zusammenhang mit Ermittlungen zu einem sexuellen Übergriff der Polizei bekannt sein. Im Juli 2016 soll es dazu gekommen sein, wie in der Interpol-Datenbank hinterlegt.
Der Verdächtige ist zudem anhand der aus Deutschland übermittelten Personendaten in Österreich überprüft worden. Dabei gab es keinen Treffer in den Datenbanken der österreichischen Sicherheitsbehörden. Das sagte der Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), Peter Gridling, am Dienstag im ORF-"Ö1"-Mittagsjournal. Er räumte aber ein, dass der nach dem Anschlag festgenommene Mann mehrere Identitäten benützt habe. Es sei daher nicht ausgeschlossen, dass er in Österreich unter einer anderen Identität auftrat und mit dieser in den heimischen Dateien auftauche.

++De Maizière hat keine Zweifel mehr an einem Anschlag++

Der deutsche Innenminister hat keine Zweifel mehr, dass es sich um einen Anschlag handelt. Der Lastwagen sei bewusst in die Menge gesteuert worden, so De Maizière, der derzeit das Sicherheitskabinett über den aktuellen Stand der Ermittlungen informiert.

Der Verdächtige stammt nach Angaben von De Maiziere "wohl aus Pakistan". Er sei am 31. Dezember 2015 nach Deutschland eingereist und registriert worden, sagte der Minister. Sein Asylverfahren sei noch nicht abgeschlossen, nachdem mehrere Versuche einer Anhörung nicht zustande gekommen seien. In den entsprechenden Terror-Dateien sei er bisher nicht vertreten.

De Maiziere sagte, es gebe "keine Bekennung" der Tarnorganisation Islamischer Staat auf den bekannten Kommunikationskanälen in Zusammenhang mit der Tat.

Und auch der Innenminister beharrte, wie auch Kanzlerin Merkel, darauf, sich trotz der tragischen Ereignisse den freien, eigenverantwortlichen Lebenssteil nicht zerstören zu lassen, denn "weichen wir zurück, haben die Feinde der Freiheit schon gewonnen".

++Beifahrer offenbar mit kleinkalibriger Waffe erschossen++

Der polnische LKW-Fahrer, dessen Fahrzeug für den Anschlag benutzt wurde, soll laut dpa mit einer kleinkalibrigen Waffe erschossen worden sein. Außerdem soll in der Fahrerkabine des Lastwagens blutverschmierte Kleidung gefunden worden sein, der Verdächtige trug jedoch saubere Kleidung.

++Noch offene Fragen++

  • Offen war zunächst das Motiv für die Todesfahrt.
  • Der mutmaßliche Täter soll 23 Jahre alt sein, wobei unklar ist, ob sich diese Angaben auf ein echtes Ausweisdokument oder auf Angaben des Festgenommenen stützen.
  • Es verdichten sich die Hinweise, dass der Mann aus Pakistan stammt. Vollständig geklärt ist das Geburtsland nach Angaben aus Sicherheitskreisen noch nicht.
  • Offen ist, wann der eigentliche Speditionsfahrer getötet wurde.
  • Widersprüchliche Angaben gibt es dazu, was kurz vor der Tat mit dem Lastwagen passierte. Während die Polizei zunächst Hinweisen nachgeht, dass das Fahrzeug bereits in Polen von einer Baustelle gestohlen wurde, berichten polnische Medien unter Berufung auf die Spedition von GPS-Daten, die zeigten, dass der Wagen in Berlin am Tattag ab etwa 16.00 Uhr mehrmals gestartet worden sei.

++Verdächtiger streitet Tat ab++

Der festgenommene Terror-Verdächtige soll laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur die Tat abstreiten. Der 23 Jahre alte Mann leugnet alles, heißt es.

++Weiter keine Hinweise auf Österreicher unter Opfern++

Es gibt weiter keine Hinweise auf Österreicher unter den Opfern. Das sagte der Sprecher des Außenministeriums, Thomas Schnöll, Dienstagmittag zur APA. Nach Informationen der APA dürften zwei Verletzte in Berlin Bürger anderer EU-Länder außerhalb Deutschlands sein. Dabei dürfte es sich aber nicht um Österreicher handeln.

Derzeit sind überhaupt noch wenige Opfer identifiziert. 18 Personen sollen sich noch wegen schweren Verletzungen in Behandlung befinden.

++Generalbundesanwalt will am Nachmittag informieren++

Die Bundesanwaltschaft will um 14.30 Uhr in einer Pressekonferenz gemeinsam mit dem BKA erste Informationen über den Fall geben.

++Mehr Polizisten in Wien und Salzburg++

Die Wiener und auch die Salzburger Polizei haben die Präsenz ihrer Beamten an neuralgischen Punkte der Städte erhöht, so die Polizeisprecher. "Ein Teil der zusätzlichen Maßnahmen ist sichtbar, ein anderer nicht", erklärte Wiener Polizeisprecher Patrick Maierhofer Oberste Priorität sei es, die größtmögliche Sicherheit aufrecht zu erhalten.

Mit neuralgischen Punkten sind alle Orte der Stadt gemeint, an denen größere Menschenansammlungen zu erwarten sind oder die durch ihre Natur besonders im Fokus von Terroristen stehen könnten: Märkte, Einkaufsstraßen, aber auch diplomatische Vertretungen, Regierungsgebäude, Quartiere internationaler Organisationen oder diplomatische Vertretungen und Ähnliches mehr.

++Razzia auf Flughafen Tempelhof nicht in Zusammenhang mit Anschlag++

Die Bundesanwaltschaft dementierte gegenüber dem RBB den Zusammenhang der Razzia in den frühen Morgenstunden in der Flüchtlingsunterkunft am Flughafen Tempelhof. Auch die Aussage, dass der mutmaßliche Täter bereits nach Karlsruhe gebracht wurde, wurde nun wieder korrigiert.

Die Berliner Polizei bittet indes um weniger #Danke-Tweets zugunsten der Arbeitseffizienz:

++Kern und Mitterlehner betroffen: "Entsetzliche Tragödie"++

Der österreichische Bundeskanzler Christian Kern und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner haben sich betroffen von dem mutmaßlichen Terroranschlag in Berlin gezeigt. Der Kanzler sprach in einem kurzen Statement von einer "entsetzlichen Tragödie", Mitterlehner versicherte Deutschland die Solidarität Österreichs.

"Das ist für uns alle ein furchtbarer Tag", sagte Kern. Er sprach von Schock, auch weil Berlin eine Stadt sei, die den Österreichern sehr nahe sei. Das Mitgefühl der Regierung gelte den Opfern und ihren Angehörigen. Auch der deutschen Kanzlerin Angela Merkel habe er bereits kondoliert.

Ein besonderes Anliegen sei es ihm, "den Österreichern zu sagen, dass wir alles tun werden, was in unserer Macht steht, um den Schutz der Österreicher zu gewährleisten". Die Exekutive leiste hervorragende Arbeit, und die Sicherheit stehe schon länger im Fokus der Überlegungen auf Regierungsebene. Es gehe aber auch um eine Herausforderung des "Wertekostüms" und des "Way of Life, für den wir stehen". Kern betonte den Zusammengehörigkeitssinn und die Verteidigung der pluralen und offenen Gesellschaft. Eine der Erkenntnisse aus den Ereignissen in Berlin sei, dass nicht der geringste Zweifel bestehe, dass man die Demokratie und die gemeinsamen Wertevorstellungen zu verteidigen habe.

Mitterlehner sprach von einem Anschlag gegen Menschen, aber auch gegen die Zivilgesellschaft. "Wir verurteilen alle gemeinsam diese Vorgangsweise aufs Allerschärfste." Auch er betonte, dass dies nicht nur ein Anschlag auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gewesen sei, sondern auch auf das Lebensgefühl und den Lebensrhythmus der Menschen. Man müsse dem mit erhöhten Sicherheitsmaßnahmen entgegentreten, sich aber auch nicht in der Haltung beirren lassen.

Mit Erschütterung hat auch Österreichs parlamentarische Opposition auf den Anschlag reagiert. "Solche Nachrichten, gerade vor Weihnachten, sind schwer ertragbar und lassen uns ohnmächtig fühlen", erklärte etwa Grünen-Klubchefin Eva Glawischnig in einer Ausendung. Ebenso wie NEOS-Chef Matthias Strolz forderte sie eine umsichtige Reaktion. Beim Team Stronach sah man das etwas anders. Team-Stronach-Klubobmann Robert Lugar äußerte sich schockiert über den Anschlag. Er warnte vor einer europaweite Bedrohungslage, bedingt "durch den unkontrollierten Zuzug", wie er meinte.

++Angela Merkel: "Müssen von Anschlag ausgehen"++

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel meldete sich in einem kurzen Pressestatement zu Wort. "Wir müssen nach jetzigem Stand von einem terroristischen Anschlag ausgehen", so Merkel. "Ich weiß, dass es für uns alle besonders schwer zu ertragen wäre, wenn sich bestätigen würde, dass ein Mensch diese Tat begangen hat, der in Deutschland um Schutz und Asyl gebeten hat", fügte sie hinzu.

Am Nachmittag werde sie den Tatort besuchen, um ihre Anteilnahme auszudrücken. Aber auch sie habe keine einfache Antwort, erklärt Bundeskanzlerin Angela Merkel auf die Frage, wie so etwas geschehen könne. Aber sie sei sich sicher, dass man nicht auf Dinge wie Weihnachtsmärkte auch in Zukunft nicht verzichten möchte. "Wir wollen nicht damit leben, dass uns die Angst vor dem Bösen lähmt", erklärte Merkel. Frei, miteinander und offen wolle man stattdessen in Deutschland auch in Zukunft leben. Im Anschluss an das Statement habe sie nun den Sicherheitsrat einberufen, so die Kanzlerin. Die Tat werde bestraft werden, "so hart es unsere Gesetze verlangen".

Merkel telefonierte am Dienstag auch mit US-Präsident Barack Obama. Er habe der Kanzlerin kondoliert und seine "tiefe Anteilnahme" ausgedrückt, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. Zugleich versicherte der US-Präsident der Bundeskanzlerin die Unterstützung der USA zur Aufklärung der Hintergründe der Tat, erklärte Seibert.

++Keine direkte Verbindung zu Österreich++

Der Anschlag in Berlin "hat derzeit keinen direkten Bezug zu Österreich". Das sagte der Sprecher, des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck, am Dienstag zur APA. Ob der offenbar aus Pakistan stammende Verdächtige wie berichtet im Vorjahr aus Österreich bei Passau nach Deutschland eingereist ist, werde noch geprüft. Rein geografisch wäre das allerdings kein Wunder.

Polizisten waren wegen allfälliger Terrorattacken auf heimische Christkindlmärkte nicht übermäßig besorgt. "Die Frage, ob man so eine Attacke ausschließen kann, ist die dümmste aller Fragen und beantwortet sich durch die Existenz von Weihnachtsmärkten und Lkw von selbst", meinte ein Ermittler zur APA. "Ich werde selbstverständlich weiter auf solche Märkte gehen." Der Beamte ärgerte sich auch über das Einfordern einfacher Lösungen als Reaktion auf die Anschläge: "Einfach sind die Gemüter, die das vertreten."

++Polnischer Spediteur bestätigt Tod seines Fahrers++

Der polnische Speditionsbesitzer hat den Tod seines Fahrers bestätigt, mit dessen Wagen der Anschlag begangen wurde. Er habe seinen Cousin auf einem Polizeifoto identifiziert, sagte Ariel Zurawski im polnischen Fernsehen. "Das Foto ist sehr drastisch." Er habe es zunächst nicht sehen wollen.

Der Frau des Lkw-Fahrers, die am Montag als letzte gegen 15.00 Uhr mit ihrem Mann telefonisch gesprochen haben soll, wurde es demnach nicht gezeigt. In den Stunden vor der Tat war der Pole nicht mehr zu erreichen. "Er war ein guter Fahrer, einer der letzten guten auf dem Markt", sagte Zurawski. Der Verstorbene hinterlässt seine Frau und ein 17-jähriges Kind.

++Putin "schockiert"++

Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich "schockiert" über den Anschlag gezeigt. "Dieses gegen friedliche Zivilisten verübte Verbrechen schockiert durch seine Brutalität und seinen Zynismus", erklärte Putin am Dienstag.

"Gestern haben nicht nur die Menschen in Berlin, sondern ganz Europa und unsere gemeinsamen christlichen Werte einen schweren Schlag erlitten", schrieb der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban in einem Brief an die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, den die staatliche Nachrichtenagentur MTI am Dienstag veröffentlichte. Seine Regierung verurteile jede Form des Terrors und der Gewalt. Budapest sei bereit, mit Deutschland im Interesse der europäischen Sicherheit zusammenzuarbeiten, fügte er hinzu.

++Die wichtigsten Rufnummern und Links++

++Berliner Polizei erhöht Streifen in Berlin++

Die Berliner Polizei hat vorsorglich die Streifen in der Stadt erhöht, wie sie per Twitter mitteilte. Die Innenminister von Bund und Ländern haben sich indes gegen eine Absage der Weihnachtsmärkte und ähnlicher Veranstaltungen ausgerufen.

++Flaggen am Parlament in Wien auf Halbmast++

Die Fahnen auf und vor dem Parlamentsgebäude in Wien sind seit heute 9.30 Uhr bis morgen Sonnenuntergang auf Halbmast gesetzt. Die Trauerbeflaggung stehe im Zeichen der tiefen Betroffenheit über den Anschlag in Berlin und der vollen Solidarität des österreichischen Parlaments gegenüber der Bundesrepublik Deutschland in diesen Stunden, teilte Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) mit.

"Unsere Gedanken und unsere tiefe Anteilnahme gilt allen Betroffenen dieses Terroranschlags und der gesamten Bevölkerung Deutschlands. Ziel dieser feigen Attacke sind auch unsere europäischen Grundwerte, die aber stärker sind als der blinde Hass der Terroristen", erklärte Bures in einer Aussendung.

++Beifahrer offenbar erschossen++

Unter den Toten befindet sich nach Angaben von Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter auch eine Person, die erschossen wurde. Vermutlich handle es sich um einen polnischen Kraftfahrer, der allerdings Opfer und nicht Täter sei, sagte Schröter am Dienstag in Potsdam. Er berief sich dabei auf Angaben aus einer Telefonkonferenz der Innenminister der Länder.

++Verdächtiger vermutlich identifiziert++

Laut Medienberichten soll nun bekannt sein, wer der mutmaßliche Täter ist. Wie Spiegel Online und Zeit Online berichten, handelt es sich um einen 23-jährigen Pakistaner, der im Februar 2016 nach Deutschland gereist ist. Seinen Aufenthaltstitel soll er seit dem 2. Juni haben. Dass er über Österreich eingereist ist, konnte Österreichs Innenminister Sobotka bislang nicht verifizieren. Der Mann habe offenbar mehrere Identitäten verwendet, und daher werde man die Causa erst mit Sicherheit klären können, wenn man seine biometrischen Daten aus Deutschland erhalte, so der Minister.

Als Islamist ist er den deutschen Sicherheitsbehörden bislang nicht aufgefallen, er war nur wegen kleineren Delikten der Polizei bekannt. Worum es sich dabei handelt, ist nicht bekannt.

++Tempelhof-Einsatz beendet++

Die Polizei bestätigte den Einsatz auf Tempelhof-Flughafen, der inzwischen aber schon wieder beendet ist. Vier junge Männer Ende 20 aus dem Hangar 6 seien befragt worden, es gab aber keine Festnahmen, sagte Sascha Langenbach, Sprecher des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten, am Dienstag.

Der Einsatz habe um 3.00 Uhr mit bis zu 250 Beamten begonnen. Die Kräfte seien dann aber reduziert worden. Die Lage sei ruhig gewesen. Um 8.00 Uhr sei der Einsatz beendet gewesen.

Ob die Polizei nach Verbindungen des Täters suchte, sagte der Sprecher nicht explizit. "Die Annahme kann man aber haben."

++Merkel ändert ihre Pläne und kündigt Erklärung an++

Die deutsche Kanzlerin hat ihre ursprünglichen Pläne, ihren Wahlkreis in Rügen, Stralsund und Greifswald zu besuchen aufgrund der aktuellen Ereignisse abgesagt. Außerdem will sich am Vormittag zu dem mutmaßlichen Anschlag äußern. Das Kanzleramt kündigte für 11 Uhr eine Erklärung "zur gestrigen Tat am Breitscheidplatz in Berlin" an. Danach wird die Kanzlerin eine Sitzung des Bundessicherheitskabinetts einberufen. Dabei handelt es sich um eine informelle Runde von Regierungsmitgliedern.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann fordert indes offen über die Risiken durch die Aufnahme von Flüchtlingen zu sprechen. "Wir müssen uns jetzt mit der Frage beschäftigen, welche Risiken wir mit dieser großen Zahl von Flüchtlingen ins Land bekommen", sagte Herrmann im Bayerischen Rundfunk. Der Bevölkerung könne nicht zugemutet werden, "das jetzt einfach weiter so laufen zu lassen, dass wir ein erhöhtes Anschlagsrisiko von Personen haben, die aus einer radikalen Islamismusverständnis heraus solche Anschläge begehen".

Der deutsche Grünen-Chef Cem Özdemir warnt hingegen vor Überreaktionen. "Wir leben in einer sehr verrückten Welt", sagte er im ZDF-"Morgenmagazin". Die Antwort darauf sei aber "sicherlich nicht, dass wir jetzt durchdrehen, dass wir tun, was die von uns erwarten, dass wir unsere Gesellschaft in Hochsicherheitstrakte verwandeln".

"Es gibt keine absolute Sicherheit", sagte Özdemir. Dies sei jedoch "auch keine Entschuldigung, nichts zu tun". "Wir werden in Ruhe genau schauen, ob es irgendetwas gibt, das man besser machen kann", sagte Özdemir. Einschränkungen für Weihnachtsmärkte befürwortete er hingegen nicht. "Natürlich werden wir Weihnachtsmärkte künftig machen, das ist Teil unserer Kultur, wir werden das immer verteidigen", sagte Özdemir.

++LKW wohl gegen 16 Uhr in Berlin entführt++

Der Lastwagen könnte polnischen Medien zufolge am Montagnachmittag in Berlin entführt worden sein. GPS-Daten hätten gezeigt, dass der Wagen ab etwa 16 Uhr mehrmals gestartet worden sei, berichtete der Sender TVN24 unter Berufung auf die betroffene polnische Spedition bei Gryfino in der Nähe von Stettin.

Dabei könnte es sich um Versuche eines mutmaßlichen Entführers gehandelt haben, den LKW zu steuern, vermuteten polnische Medien. Gegen 19.45 Uhr habe der Wagen seinen Standort in Berlin endgültig verlassen, hieß es. Demnach hatte der LKW seit etwa Montagmittag vor einer Berliner Firma geparkt. Es sei geplant gewesen, aus Italien transportierte Stahlkonstruktionen Dienstagfrüh dort auszuladen, sagte der Spediteur dem Sender.

++Polizei bittet nochmals um Bild- und Videohinweise++

++Innenpolitiker beraten über das weitere Vorgehen++

Ab 9.00 Uhr sitzen Bundes- und Landesinnenminister zusammen und beraten über das weitere Vorgehen. Außerdem hat das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) die Ermittlungen zu dem mutmaßlichen Anschlag am Breitscheidplatz komplett übernommen, wie die Berliner Polizei twitterte. Das BKA ist für Straftaten zuständig, die die innere Sicherheit Deutschlands betreffen, insbesondere Terrorismus.

++Flüchtlingsunterkunft am Flughafen Tempelhof gestürmt++

Wie die "Welt" berichtet, hat das Berliner Sondereinsatzkommando einen Hangar am ehemaligen Flughafen Tempelhof, der als Flüchtlingsunterkunft dient, gestürmt. Die Aktion läuft bereits seit 4.00 Uhr in der Früh und soll im Zusammenhang mit den aktuellen Ereignissen stehen. Etwa 200 Beamte sollen laut "Berliner Morgenpost" die Unterkunft durchsuchen. Der verdächtige Fahrer soll hier gemeldet sein. Die Polizei lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab.

++Sobotka: Bitte Weihnachtsmärkte trotzdem besuchen++

Der österreichische Innenminister Wolfgang Sobotka hat inzwischen dazu aufgerufen, sich "vom Terror nicht die Gebräuche und Lebensgewohnheiten nehmen" zu lassen. "Daher bitte ich alle, zwar mit der großer Sorgfalt solche Märkte oder Versammlungen trotzdem zu besuchen", sagte Sobotka im Ö1-"Morgenjournal".

Die polizeiliche Überwachung werde verstärkt, aber ein derartiger Anschlag könne überall passieren, so der Innenminister. "Sonst müssen wir das öffentliche Leben lahmlegen," sagte Sobotka. "Wir können diesem Terror nicht weichen, gerade eine freie und demokratische Gesellschaft muss auch die Kraft haben, dem zu widerstehen." Der Minister forderte Veranstalter aber auf, die Sicherheitskonzepte für Weihnachtsmärkte zu überarbeiten.

Der Innenminister kündigte an, dass die österreichischen Sicherheitskräfte der Polizei, der Cobra und der Flughafenpolizei bis 9. Jänner in verstärkte Alarmbereitschaft versetzt werden.

++Große Anteilnahme und Trauer++

© Video: news.at

Die Anteilnahme an den Geschehnissen in Berlin sind groß. Der deutsche Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat für heute, Dienstag, die bundesweite Trauerbeflaggung der Bundesbehörden angeordnet. „Dies geschieht als Zeichen der Anteilnahme nach der Gewalttat auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin am gestrigen Abend“, erklärte das Ministerium. Viele Menschen bekunden ihre Trauer im Internet. In den Sozialen Medien wird vor allem unter dem Hashtag #prayforberlin Anteilnahme gezeigt.

++Zeuge lief mutmaßlichem Attentäter hinterher++

Laut Bericht der "Welt" rannte ein Mann dem flüchtenden LKW-Lenker vom Breitscheidplatz in Richtung Tiergarten hinterher. Während der Verfolgung telefonierte er mit der Notrufzentrale und konnte so den Beamten die genaue Position des Verdächtigen liefern, die diesen dann an der Siegessäule festnehmen konnten.

++Verdächtiger reiste im Dezember 2015 über Österreich ein ++

Der Mann, der den Lastwagen gesteuert haben soll, ist nach Informationen des RBB-Inforadios Pakistaner. Der festgenommene mutmaßliche Täter sei am 31. Dezember 2015 in Passau nach Deutschland eingereist, berichtete der Sender unter Berufung auf Sicherheitskreise. Der Polizei soll er bereits wegen geringfügiger Delikte bekannt sein und in einer Flüchtlingsunterkunft in Berlin gelebt haben.
Die Berliner Polizei wollte sich dazu nicht äußern. Der Mann war auf der Flucht vom Tatort festgenommen worden und wird verhört. Nach dpa-Informationen soll der Mann mehrere Identitäten genutzt haben.

++Spediteur kündigt Statement an++

Der polnische Spediteur, mit dessen LKW in den Berliner Weihnachtsmarkt gerast wurde, kündigte an, sich um 9.00 Uhr den Fragen der Presse stellen, so eine ZDF-Reporterin. Der LKW selbst wird bereits vom Unglücksort abgeschleppt. Er soll für weitere Spurensicherung weggebracht werden. Die Polizei forderte Passanten auf, keine Fotos davon zu machen. Der Breitscheidplatz selbst ist mittlerweile zur Sperrzone erklärt worden und die Polizei lässt niemanden mehr in die Nähe des Ortes.

++Kondolenzbuch und Trauergottesdienst++

Ab 11.30 Uhr wird es in der Gedächtniskirche, also in unmittelbarer Nähe des Anschlagsortes ein Kondolenzbuch geben. Um 12.30 Uhr findet in der St. Hedwigs-Kathedrale am Bebelplatz ein Gebet statt und am Abend um 18.00 Uhr wird es einen Trauergottesdienst in der Gedächtniskirche geben, wie n-tv.de berichtet.

++Polizei: "Vermutlich terroristischer Anschlag" ++

Nach der Todesfahrt eines Lkw auf einen Berliner Weihnachtsmarkt spricht die Polizei nun erstmals von dem Verdacht auf einen Terroranschlag. "Alle polizeilichen Maßnahmen zu dem vermutlich terroristischen Anschlag am Breitscheidplatz laufen mit Hochdruck und der nötigen Sorgfalt", twitterte die Polizei am frühen Dienstagmorgen.

++Sobotka ruft Polizei zu erhöhter Wachsamkeit auf++

Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) hat als Reaktion die Landespolizeidirektion angewiesen, auf öffentlichen Plätzen erhöhte Präsenz zu zeigen. In einer Aussendung kündigte er ferner an, dass Dienstag früh der Einsatzstab des Innenministeriums zusammentreten wird, um die aktuelle Lage zu analysieren und gegebenenfalls Maßnahmen für Österreich abzuleiten.

In der "ZiB24" berichtete Sobotka, seit Montag 21.00 Uhr mit dem deutschen Innenministerium in Verbindung zu stehen und auch bereits den Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit Konrad Kogler und weitere Experten einberufen zu haben. Die Lage sei noch nicht klar, er gehe aber von einem Anschlag aus.

Für Verbindungen nach Österreich gebe es keine Hinweise, erklärte der Innenminister. Dennoch handelt es sich laut Sobotka um eine Situation, die zu größter Vorsicht mahnt. Eine Aufforderung, Weihnachtsmärkte oder ähnliche belebte Orte zu meiden, kam auf entsprechende Nachfrage von ihm jedoch nicht: "So weit würde ich nicht gehen." An sich sieht Sobotka Österreich gut gewappnet. Es werde aber nie "100-prozentig gelingen uns zu schützen". Ein sich selbst radikalisierender Einzeltäter sei immer möglich.

++Bürgermeister von Nizza: "Gleiche blinde Gewalt"++

Der Bürgermeister von Nizza hat den mutmaßlichen Terroranschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt mit der Todesfahrt eines Lkw-Fahrers in Südfrankreich verglichen. "Gleiche Vorgehensweise. Gleiche blinde Gewalt. Gleicher Hass auf glückliche Menschen", schrieb Philippe Pradal von der republikanischen Partei in der Nacht zum Dienstag auf Twitter.

++Polizei bittet um Videos und Fotos++

Die deutsche Polizei hat ein Portal freigeschaltet, über das Augenzeugen des möglichen Anschlags in Berlin Fotos und Videos hochladen können. Zuvor hatte die Polizei gebeten, kein Bildmaterial über Soziale Medien zu verbreiten oder es per Twitter an die Behörden zu senden. Auf Handy-Fotos und -Videos könnten Hinweise zu sehen sein, die den Ermittlern bei ihrer Arbeit helfen.

++Verdächtiger wohl als Flüchtling eingereist++

Der festgenommene mutmaßliche Fahrer ist nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden wohl im Februar als Flüchtling nach Deutschland eingereist. Letzte Gewissheit gab es zunächst noch nicht, da der Mann unterschiedliche Namen verwendet habe und damit seine Identität nicht zweifelsfrei habe geklärt werden können.

Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur (dpa) in aus Sicherheitskreisen. Es deutete viel darauf hin, dass der Mann - ein Pakistaner oder Afghane - bei der Einreise nach Deutschland als Flüchtling registriert worden sei. Die Tageszeitung "Die Welt" hatte zuvor geschrieben, der Verdächtige sei ein Flüchtling aus Pakistan.

++Mutmaßlicher Fahrer der Polizei bekannt++

Der Beifahrer des Lastwagens stirbt, als der Lkw nach etwa 50 Metern auf der anderen Seite des Platzes, am Bordstein zur Budapester Straße, zum Stehen kommt. Der Lkw-Fahrer flieht zunächst, kann aber kurz darauf festgenommen werden.

Der Lastwagen gehört einer polnischen Spedition. Der Eigentümer Ariel Zurawski sagte am Montagabend in einem Telefonat dem Sender TVN 24, der ursprüngliche Fahrer sei seit etwa 16.00 Uhr nicht mehr zu erreichen gewesen. Der Fahrer sei sein Cousin, er könne seine Hand für ihn ins Feuer legen, dass er kein Attentäter sei. "Ich kenne ihn seit meiner Kindheit. Ich bürge für ihn", sagte Zurawski. "Es kann einfach nicht mein Fahrer gewesen sein. Ihm muss etwas angetan worden sein", mutmaßte er. "Ich stehe so unter Schock." Der Lastwagen hatte Stahlkonstruktionen nach Berlin transportiert, berichtete Zurawski. Wegen einer Verzögerung habe der Fahrer bis in die Früh warten müssen und den Lastwagenwagen in Berlin geparkt. Es wäre nach Angaben der Polizei allerdings auch möglich, dass der Lastwagen bereits in Polen von einer Baustelle gestohlen worden ist.

Der leitende Speditionsmitarbeiter Lukasz Wasik sagte dem Internetportal money.pl, laut GPS-Daten des Lasters habe jemand das Fahrzeug am Montag mehrfach gestartet, obwohl es eigentlich bis zu seiner Entladung am Dienstag stehen bleiben sollte. "Es ist, als hätte jemand geübt, ihn zu fahren", sagte Wasik.

++Polizeisprecher: "Die Situation ist sicher"++

Polizeisprecher Thomas Neuendorf will ein Versehen oder einen Unfall nicht ausschließen, auch wenn die meisten Anwesenden fest von einem Anschlag ausgehen. Gerüchte über gefallene Schüsse dementiert Neuendorf. Von Masken, die die Fahrer angeblich trugen, weiß er nichts. Für Berliner und Besucher der Stadt bestehe keine Gefahr mehr. "Die Situation ist sicher."

Auch der Berliner Innensenator Andreas Geisel sagte in der ARD auf die Frage, ob weiter Gefahr bestehe: "Davon gehen wir nicht aus." Berichte, wonach der Lkw gekapert wurde, seien reine Spekulation. "Der Tathergang spricht sowohl für einen Unfall als auch einen Anschlag", sagt Geisel.

++Keine Hinweise auf österreichische Opfer++

Das Außenministerium in Wien hat derzeit keine Hinweise auf österreichische Opfer. Zum jetzigen Zeitpunkt könne dies aber noch nicht gänzlich ausgeschlossen werden, sagte Außenamtssprecher Peter Guschelbauer am Montagabend. In der österreichischen Botschaft in Berlin sei ein Krisenstab eingerichtet worden, der mit den lokalen Behörden in Kontakt stehe. Das Außenministerium habe zudem eine Hotline zu den Geschehnissen in Berlin eingerichtet. Diese sei aus dem Inland unter 0501150/4411 und aus dem Ausland unter 0043/190115/4411 zu erreichen.

++Notfallnummer für Angehörige++

Der deutsche Generalbundesanwalt in Karlsruhe übernahm die Ermittlungen. Das teilte der deutsche Justizminister Heiko Maas (SPD) am Abend über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.

Dutzende Rettungswagen und viele Polizeiwagen waren im Einsatz. Das Gelände wurde abgesperrt, Passanten wurden nur noch vom Weihnachtsmarkt herunter gelassen. Ein Bundespolizeisprecher sagte: "Wir gucken nun, wie wir die Kollegen des Landes Berlin unterstützen können."

Die Polizei gab vorerst Entwarnung für das Westberliner Zentrum um den Kurfürstendamm. "Derzeit gibt es keine Hinweise auf weitere gefährdende Situationen in der City nähe Breitscheidplatz", twittern die Beamten.

++Bürgermeister: "Situation ist unter Kontrolle"++

Nach den Worten von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller war die Situation am Abend unter Kontrolle. Der Regierungschef reagierte geschockt. "Was wir hier sehen, ist dramatisch", sagte Müller auf dem Breitscheidplatz. Seine Gedanken seien bei den Familien, die Tote oder Verletzte zu beklagen hätten.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich bestürzt. "Wir trauern um die Toten und hoffen, dass den vielen Verletzten geholfen werden kann", teilte Regierungssprecher Steffen Seibert über Twitter mit. Merkel sei mit dem deutschen Innenminister Thomas de Maiziere und Berlins Regierendem Bürgermeister Müller in Kontakt.

De Maiziere erklärte: "Meine Gedanken sind jetzt bei den Angehörigen der Opfer und den Verletzen des schrecklichen Vorfalls. Ich stehe in unmittelbarem und durchgehendem Austausch mit den Sicherheitsverantwortlichen im Land Berlin und habe jede Unterstützung durch die Bundespolizei angeboten."

Außenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte: "Wir wissen noch nicht mit Gewissheit, was heute Abend wirklich geschehen ist. Die Sicherheitsbehörden arbeiten mit Hochdruck daran, die Unglücksstelle zu sichern und die Täter zu finden."

++Trump geht von islamistisch motiviertem Anschlag aus++

Der designierte US-Präsident Donald Trump hat den tödlichen Zwischenfall mit einem Lastwagen auf einem Berliner Weihnachtsmarkt als einen "schrecklichen Terrorangriff" bezeichnet. "Unschuldige Zivilisten wurden auf der Straße ermordet, als sie sich gerade anschickten, die Weihnachtsferien zu feiern", erklärte Trump in einer Mitteilung. "Regelmäßig schlachten der Islamische Staat und andere islamistische Terroristen Christen in ihren Gemeinden ab", erklärte Trump weiter. Diese Terroristen, ihre regionalen und weltweiten Netzwerke müssten vom Erdboden getilgt werden: "Ein Auftrag, den wir gemeinsam mit allen freiheitsliebenden Partnern durchführen werden."

Zum Zeitpunkt der Mitteilung Trumps war in Berlin zwar von einem möglichen Anschlag die Rede, nicht aber von einem islamistischen Hintergrund. Auf Twitter erklärte Trump: "Heute gab es Anschläge in der Türkei, in der Schweiz und in Deutschland, und es wird immer schlimmer. Die zivilisierte Welt muss ihr Denken ändern!"

++Österreichs Spitzenpolitiker entsetzt++

Mit Entsetzen haben Österreichs Spitzenpolitiker auf den vermutlichen Anschlag in Berlin mit etlichen Toten reagiert. Bundeskanzler Christian Kern meinte via Twitter, seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen: "Nach genauer Analyse brauchen wir besonnene, konsequente Antworten."

Auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Außenminister Sebastian Kurz sprachen auf Twitter von einem schrecklichen Anschlag und kondolierten den Familien der Opfer.

Innenminister Wolfgang Sobotka hat den Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt "auf das schärfste" verurteilt. Wer oder was dahinter stecke, eines sei sicher: "Europa wird mehr denn je zusammenhalten, um Angriffe auf unsere Gesellschaft zu verhindern", so Sobotka in einer Aussendung.

++Van der Bellen spricht von entsetzlichen Nachrichten++

Auch der designierte Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat geschockt auf den vermutlichen Anschlag in Berlin reagiert. Auf Facebook schrieb er von "entsetzlichen Nachrichten aus Berlin". Gedanken und Mitgefühl seien bei Verletzten und Angehörigen der Opfer. "Betroffen" ist auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, in der "ZIB 2" äußerte er aufrichtiges Bedauern.

Von "furchtbaren Nachrichten" aus Berlin schrieb Grünen-Bundessprecherin Eva Glawischnig auf Facebook.

++Facebook Safety Check++

Verbinden Sie sich hier mit Freunden und geliebten Menschen, um zu sehen ob sie in Sicherheit sind: https://www.facebook.com/about/safetycheck/

++Keine konkreten Hinweise in Österreich++

Innenministeriums-Sprecher Karl-Heinz Grundböck sagte am Montagabend, dass es derzeit keine konkreten Hinweise auf Terrorattacken in Österreich gibt. "Es gilt weiterhin, dass es eine allgemein erhöhte Gefahr für Terrorattacken in ganz Europa gibt. Niemand kann derzeit irgendwo in Europa sicher sein, dass es keine Anschläge geben wird", betonte Grundböck.

"Gleichzeitig gibt es für Österreich derzeit keine konkreten Hinweise auf geplante Attacken", ergänzte der Ministeriumssprecher. Man stehe mit den deutschen Behörden in Bezug auf den Anschlag in Kontakt. Welche Bedeutung die Ereignisse in Berlin für Österreich haben, ist noch nicht abzusehen. "Wir befinden uns mitten in laufenden Ermittlungen. Die nächsten Stunden werden zeigen, welche Richtung die gewonnenen Erkenntnisse nehmen werden", erläuterte Grundböck.

++Polizei ruft auf: Keine Videos vom Geschehen teilen++

Die Polizei hat dazu aufgerufen, keine Videos von dem Geschehen zu teilen: "Bitte verbreiten Sie keine Videos vom Ereignisort im Netz. So schützen Sie die Privatsphäre der Opfer und ihrer Angehörigen", hieß es im Twitter-Aufruf der Polizei.

Kommentare

mich kotzen die Beileidskundgebungen aller ! Politiker an, die mit den Opfern (leider tot) und deren Angehörigen "trauern". Frechheit! Sie tragen die Verantwortung dafür, dass wir solche Leute unkontrolliert bei uns durchfüttern und ggf. nicht abschieben können und wollen. Diese Politiker vertreten nicht die Menschen und Bürger, sondern benützen die Politik für ihre eigenen Interessen und Phantasi

Wie immer Kerzenparaden und ein Meer von Mitleidsbekundungen.
Bis zum nächsten Terroranschlag.
"Wir schaffen das" - gestern haben es zumindest 12 unschuldige Menschen NICHT geschafft............

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