Berittene Polizei: Was
passiert mit den Pferden?

Die seit der gestrigen Einstellung des Projekts "Berittene Polizei" arbeitslosen Pferde sollen nun bald "einen guten Platz bekommen", sagte Gerald Hesztera, Sprecher des Innenministeriums (BMI). Das sei Teil des Auftrags zur Auflösung des ganzen Projekts gewesen. Wo das sein wird, müsse aber erst überlegt werden.

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passiert mit den Pferden?

Bei zwei Pferden sei es einfach - die beiden Rappen "Zalan" und "Zadar" waren Geschenke des ungarischen Premiers Viktor Orban und würden daher wieder nach Ungarn kommen, teilte der Sprecher mit. Zumindest einen Interessenten für die außer Dienst gestellten Rösser gibt es bereits: Der Salzburger Tiergnadenhof Gut Aiderbichl hat am Donnerstag angeboten, die Tiere jederzeit aufzunehmen.

Gut Aiderbichl bietet Hilfe an

"Wenn ein Bedarf an optimalen Betreuungsplätzen für die Pferde besteht, helfen wir gerne und können die Tiere jederzeit aufnehmen. Insgesamt stehen 770 Pferde unter dem Schutz von Gut Aiderbichl", betonte Geschäftsführer Dieter Ehrengruber in einer Aussendung. Und Gut Aiderbichl hat bereits einschlägige Referenzen: Man nehme schon seit über zehn Jahren Polizeipferde der Reiterstaffel München auf und biete ihnen optimale Lebensbedingungen. "Erst im Oktober 2019 ist 'Fidelio', ein 13 Jahre altes Polizeipferd der Reiterstaffel München, auf Gut Aiderbichl in Rente gegangen und genießt jetzt dort seinen Lebensabend", so Ehrengruber.

VGT zeigt sich erfreut

Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) reagierte erfreut auf den Stopp der Pferdestaffel. Die NGO hatte bereits zu Beginn des Projekts Tierquälerei verortet und regelmäßig Demonstrationen vor dem Innenministerium in Wien abgehalten. VGT-Campaigner Georg Prinz meinte dazu: "Pferde gehören weder in die Stadt noch zur Polizei. Eines sollte mittlerweile allen klar sein: Eine Millionenmetropole wie Wien ist nicht der natürliche Lebensraum eines Pferdes." Außerdem handle es sich um Fluchttiere, die Gefahren im Polizeidienst wären sowohl für Mensch als auch Tier unvorhersehbar gewesen. Die Einstellung des Projekts sei "aus Tierschutzsicht ein riesiger Erfolg".

Tierschutz-NGO in OÖ will Pferde übernehmen

Nach dem Aus für das Projekt "Berittene Polizei" hat die Tierschutzorganisation Pfotenhilfe am Donnerstag angeboten, die nicht mehr gebrauchten Rösser zu übernehmen. Sie könnten am Hof der Organisation in Lochen (Bezirk Braunau) bei Freigang und Herdenanschluss ihr Auslangen finden, so das Angebot.

"Das Leiden dieser Tiere muss jetzt ein Ende haben. Das darf aber sicher nicht bedeuten, dass sie bei Fiakern oder sonst wo in dunklen Stallboxen dahinvegetieren", sorgt sich Pfotenhilfe-Geschäftsführerin Johanna Stadler um die Pferde. Sie bietet "rund um die Uhr die freie Wahl zwischen Ställen und großzügigen Koppeln und Weiden" sowie, dass die Tiere im Herdenverband das Leben genießen könnten und "nicht Schreien oder Knalltrainings ausgesetzt" wären.

NEOS-Abgeordnete wollen Kostenaufstellung

Am Mittwoch hat Innenminister Wolfgang Peschorn das Ende der "Berittenen Polizei" nach "umfassender Evaluierung" bekannt gegeben. Die Investitionen wären "erheblich" gewesen, der Betrieb "mit hohen laufenden Kosten verbunden". Die NEOS-Abgeordnete Stephanie Krisper und Kollegen wollen nun Genaueres zu den Aufwendungen wissen und haben eine parlamentarische Anfrage an den Ressortchef gerichtet.

"Wie hoch waren die Kosten dieses Projektes für die Republik Österreich seit Initiierung des Projektes durch (Ex-FPÖ-Innenminister Herbert; Anm.) Kickl bis zum Zeitpunkt der Entscheidung, das Projekt einzustellen? Welche Kosten werden bis zur gänzlichen Einstellung des Projektes noch anfallen? (Um Angabe des Eurobetrages wird ersucht.) Was geschieht mit den Pferden", heißt es in der Anfrage vom Donnerstag.

Gemeint seien Personal-, Betriebs- und Anschaffungskosten für Pferde, Equipage und Ausrüstung etc. Im Zuge der Diskussionen über die "Berittene Polizei" hatte der "Kurier" im Sommer dieses Jahres von bis dahin rund 2,5 Millionen Euro an Aufwendungen berichtet.