Zwölf Pferde
auf Jobsuche

Innenminister Wolfgang Peschorn löste die berittene Polizei auf. News recherchierte die Zukunft von Kickls tierischem Vermächtnis.

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Ponyzei - Zwölf Pferde
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Noch ahnt Quality nicht, dass er seinen Dienst als Ordnungshüter in Wien nicht antreten wird. Das bayerische Warmblut ist eines von zwölf Pferden, die für eine Staffel der berittenen Polizei auf dem Gelände der Militärakademie in Wiener Neustadt ausgebildet wurden. Seit Sommer 2018 schon hat Quality mit seinen Artgenossen brav für seine Einsätze bei der Spezialeinheit der Exekutive gelernt und zu seinen menschlichen Kollegen Vertrauen aufgebaut.

News hatte sich davon bei einem Besuch im Juni überzeugt. Nun aber wurde Realität, was man seit Mai dieses Jahres geahnt hat: die Auflösung der Truppe nämlich. Denn die berittene Polizei war ein Projekt des ehemaligen Innenministers Herbert Kickl, der im Mai unrühmlich aus dem Amt schied. Im Stall ward er übrigens weder zu Amtszeiten noch danach gesehen. Sein Nachfolger Wolfgang Peschorn ließ den Erhalt einer berittenen Polizeistaffel von einer Expertengruppe evaluieren, derzufolge das Projekt im Fall seiner Fortsetzung nicht nur hohe Kosten verursachen, sondern auch zusätzliche Polizeikräfte binden würde. "Die Entscheidung bringt für die Polizei Klarheit und stellt den sorgsamen Umgang mit Steuermitteln im Bereich des Innenministeriums sicher", betonte Peschorn in einer Aussendung. Kein Wort über das Wohl der Pferde.

Gerade das aber hat für Oberstleutnant Thomas Maier, der die Ausbildung der Pferde, der acht Reiterinnen und des einen Reiters verantwortet, höchste Priorität. Jedes einzelne Tier wurde nach seinen individuellen Bedürfnissen trainiert und gefüttert. Geräumige Boxen von 14 Quadratmetern, regelmäßiger Koppelgang, Ruhetage und Urlaub -alles hatte Maier penibel für die Tiere eingerichtet. Auch die beiden Stallkatzen Mieze-Leutnant und Cop-Cat wurden liebevoll umsorgt.

Wer bekommt die Pferde?

Maier ist aber nicht nur ein Freund der edlen Tiere, sondern auch Realist, wie er im Gespräch mit News im Juni demonstrierte. Die Frage, was mit den Pferden geschehe, sollte ein anderer Minister den Betrieb auflösen, beantwortete er gefasst: Auch darüber habe man schon nachgedacht. Einige Reiter würden die Pferde privat übernehmen. Manche Vorbesitzer wären auch bereit, ihre Tiere zurückzukaufen. Die Zukunft der beiden Pferde, die vom ungarischen Premier Viktor Orbán zur Verfügung gestellt wurden, dürfte klar sein. Sie werden in ihr Herkunftsland zurückkehren müssen.

Für den Erwerb der anderen haben nicht wenige Pferdefreunde bereits ihr Interesse signalisiert. Auch Reiterstaffeln aus dem Ausland würden die ausgebildeten Pferde haben wollen. Eine andere Möglichkeit wäre, die Tiere beim Bundesheer unterzubringen. Wo und in welcher Funktion müsse aber noch geklärt werden. Außerdem seien bezüglich des Verkaufspreises aufgrund der haushalts-und vergaberechtlichen Vorschriften noch Abklärungen erforderlich, sagt Alexander Marakovits, ein Sprecher des Innenministeriums.

Auch die Tierschutzorganisation "Pfotenhilfe" aus Oberösterreich und der Gnadenhof Gut Aiderbichl in Salzburg haben angeboten, die Pferde im Notfall aufzunehmen. Die Sorge, dass die Pferde von einem Tag auf den anderen obdachlos werden, bestehe nicht, sagt Marakovits. Der Mietvertrag auf dem Gelände der Militärakademie in Wiener Neustadt endet Mitte 2020. "Die Pferde können nach wie vor bestmöglich versorgt werden", sagt er.

Katzen außer Dienst

Zeit genug, jedes Kaufangebot genau zu prüfen. "Das Wichtigste ist das Wohl der Tiere", betont Marakovits. Und wenn er Tiere sagt, meint er nicht nur die Rösser.

Auch die Stallkatzen Mieze-Leutnant und Cop-Cat, die im Frühjahr extra angeschafft wurden, um Mäuse vom Futter der Pferde fernzuhalten, verlieren ihre Jobs - gleich, ob der ausgediente Minister Kickl den beiden felinen Wächtern Asyl anbietet oder ein Tierschutzverein. Alle Möglichkeiten, wo und wie die beiden Stalltiger in Zukunft am besten leben, werden derzeit geprüft, einige Reiter sind erklärtermaßen bereit, sie im eigenen Stall aufzunehmen. Auch Privatpersonen würden ihnen Unterkunft geben. "Ziel ist, für beide Katzen einen gemeinsamen, adäquaten Platz zu finden", sagt Marakovits. Katzenkenner wissen allerdings: Das Beste wäre, die beiden könnten in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Auch diese Möglichkeit besteht. Denn an den gemieteten Stall der Polizei grenzt jener des Wiener Neustädter Reitvereins. Mit Sicherheit werden auch dort Futterwächter gebraucht.

Und die Menschen?"Die sind dem Projekt zugeteilt und kehren grundsätzlich nach Zuteilungsende an ihre vorherigen Dienststellen zurück." Zuvor aber gilt es, für das Wohl der Tiere zu sorgen.

Der Beitrag ist ursprünglich in der Printausgabe von News (49/2019) erschienen