Welche Gefahren in den beim Wandern, Klettern & Co. lauern

Berge statt Strand: Heuer sind noch mehr Menschen in den heimischen Bergen unterwegs. Für die Bergretter bedeutet das eine Zunahme an Einsätzen. Wo die Gefahren liegen.

von Notfall am Berg - Welche Gefahren in den beim Wandern, Klettern & Co. lauern © Bild: ÖBRD/Martin Gurdet

Es vergeht derzeit kein Wochenende ohne Unfälle in den heimischen Bergen. So wurden die Bergretter alleine in Tirol zu 112 Einsätzen in nur zwei Tagen gerufen. Denn wegen des Appells der Regierung, den Urlaub heuer in Österreich zu verbringen, tummeln sich regelrechte Menschenmassen auf den beliebten und bekannten Wanderwegen des Landes. Dazu kommen (E-)Mountainbiker, Downhiller, Klettersteiggeher und Kletterer. "Wir gehen davon aus, dass viele Menschen, die bisher Urlaub am Meer gemacht haben, jetzt in den heimischen Bergen unterwegs sind", sagt Lukas Turk, Landesgeschäftsführer der Bergrettung Niederösterreich/Wien. Zwar könne noch keine aussagekräftige Bilanz über die Häufigkeit der Einsätze in diesem Sommer gezogen werden, aber "es ist bereits jetzt absehbar, dass vor allem in den klassischen Urlaubsregionen die Einsatzzahlen für die Bergrettung stark zunehmen", so Turk.

Erschöpfte, Verletzte, Tote

Im vergangenen Jahr mussten die Bergretter 8.958 Mal ausrücken. In Niederösterreich waren es 795 Einsätze. Davon wurden 630 verletzte Alpinisten - von Menschen mit verstauchtem Knöchel bis hin zu Schwerverletzten -geborgen. 185 Menschen waren zwar unverletzt, aber so erschöpft, dass sie ihre Tour nicht fortsetzen konnten und daher Hilfe benötigen. Neun Menschen konnten in Niederösterreich allerdings nur mehr tot geborgen werden. Österreichweit kamen im vergangen Jahr 304 Menschen in den Bergen ums Leben.

© ÖBRD/Lukas Turk

Die häufigste Unfallursache in den Bergen sind Stürze. Besonders bei Erschöpfung steigt die Wahrscheinlichkeit dafür. Deshalb, so Turk, ist die Tourenplanung im Vorfeld besonders wichtig. Dazu gehört die sorgfältige Auswahl einer Bergwanderung. Diese muss von Länge und Schwierigkeit her für jeden in der Gruppe geeignet sein. Turk, dessen Vater bereits bei der Bergrettung war, warnt: "Wer sich zu wenig vorbereitet, neigt dann oft zur Selbstüberschätzung und setzt sich einer erhöhten Unfallgefahr aus."

Das Wetter ist für Aktivitäten im alpinen Gelände ebenfalls von großer Bedeutung. Ein Gewitter kann sehr schnell entstehen, bei Regen sind die Steine und Felsen rutschig, und der Körper kühlt bei einem Unfall rascher aus. "Normalerweise startet man früh am Morgen zu einer Bergtour. Eine Tour erst um elf Uhr zu ist nicht empfehlenswert", so der Bergretter. Jene mit wenig Erfahrung sollten sich eine Tagestour mit maximal 600 bis 800 Höhenmetern vornehmen.

Gefährlich werden kann es überall, weiß Turk. Sogar im Wienerwald müssen die Retter immer wieder ausrücken. Allerdings handelt es sich dabei meist nicht um Wanderer, sondern um verletzte Mountainbiker, die geborgen und versorgt werden müssen.

© ÖBRD

Klettersteige erfreuen sich ebenfalls zunehmender Beliebtheit. Der größte Fehler dabei ist es, sich vorher nicht mit der Ausrüstung vertraut zu machen. "Viele glauben, es kann nichts passieren. Aber wenn man ausrutscht, ist die Verletzungsgefahr groß", erklärt Turk. Für Anfänger eignen sich Klettersteige der Kategorie A/B.

Da bei einigen Klettersteigen die Zahl der Rettungseinsätze stark zunahm, wurden diese mittlerweile geändert. So mussten etwa regelmäßig erschöpfte Sportler aus dem Attersee Klettersteig geborgen werden. Nun wurde der Einstieg so verlegt, dass die schwierigste Stelle gleich zu Beginn zu bewältigen ist. Wer diese schafft, sollte bis zum Ende kommen.

Freiwillige Helfer

13.000 Bergretter sind in Österreich tätig. Praktisch alle von ihnen arbeiten ehrenamtlich. Einzig in der Verwaltung sind einige Mitarbeiter angestellt.

Bei einem Notfall werden die Bergretter der betroffenen Region am Handy verständig. "Wer Zeit hat, kommt", erklärt Turk. "Allerdings wird es vor allem unter der Woche immer schwieriger, da viele von uns nicht mehr so einfach von der Arbeit weg können."

Bleibt also nur zu hoffen, dass die Zahl der Einsätze nicht noch weiter stark ansteigt.

© Scharfeggers Raxalpen Resort

Sicher am Berg

Der Alpenverein stellt regelmäßig Empfehlungen zur Sicherheit in den Bergen zusammen. Fünf Tipps fürs Wandern:

  1. Gesund in die Berge: Wer sich krank fühlt, bleibt besser zu Hause. Außerdem sollte man das ganze Jahr über regelmäßig Sport machen und nach längerer Bewegungspause keine fordernde Bergtour unternehmen.
  2. Gute Planung: Schon im Vorfeld über Länge und Art der Tour informieren. Eine Wanderung wählen, die für alle Gruppenmitglieder ohne Probleme schaffbar ist. Besonders auf den Wetterbericht achten, um nicht in ein Gewitter zu kommen. Auch Wind, Kälte und Regen erhöhen das Unfallrisiko.
  3. Passendes Schuhwerk: Wanderschuhe sollten perfekt passen und eine rutschfeste Profilsohle haben. Knöchelhohe Schuhe schützen zudem vor Umknicken.
  4. Trittsicherheit: Stürze durch Ausrutschen und Stolpern sind die häufigste Unfallursache. Zu hohes Tempo oder Müdigkeit beeinträchtigen die Trittsicherheit.
  5. Auf markierten Wegen bleiben: Im weglosen Gelände ist das Risiko größer, die Orientierung zu verlieren und abzustürzen. Weitere Tipps: alpenverein.at