Bei Dankesrede zu Hochner-Preis: Armin Wolf holte zur ORF- und Politik-Schelte aus

Anchorman fordert inhaltlichen Pluralismus im ORF Scharfe Kritik an politischer Einflussnahme von außen

Bei Dankesrede zu Hochner-Preis: Armin Wolf holte zur ORF- und Politik-Schelte aus

Der ORF verfüge vor allem als politische Informationsquelle über eine "de-facto-Monopolstellung" in Österreich. Eine solche sei aber demokratisch nur zu rechtfertigen, wenn maximaler inhaltlicher und redaktioneller Pluralismus gegeben sei. Derzeit sei allerdings "viel Macht in der Hand einer Person" vereint, vor allem auch was die Auswahl aller agierenden Personen im ORF betreffe. Wolf spielte damit offenbar auf ORF-Chefredakteur Werner Mück an, der derzeit an den wesentlichen Schalthebeln der ORF-Information sitzt. Der "ZiB 2"-Moderator plädierte daher für mehr internen Wettbewerb und den Einsatz von Sendungsverantwortlichen, die auch mit "echter Kompetenz" ausgestattet werden sollten und sich nicht bei jeder Entscheidung ihr "Placet" abholen müssen.

Eine weitere "Misere" ortete der Ausgezeichnete in der "nahezu hemmungslosen Einflussnahme politischer Parteien auf den ORF". Das sei bereits in Zeiten der Großen Koalition an der Tagesordnung gewesen, doch habe hier zumindest ein "Gleichgewicht des Schreckens" geherrscht. Seit der Wende und der Dominanz nur eines Lagers sei nur mehr "der Schrecken geblieben".

In Anbetracht der anstehenden ORF-Wahlen richtete Wolf an die "unabhängigen Stiftungsräte" den Appell, für die künftige Besetzung führender Positionen "Unabhängigkeit und kritische Distanz als wichtigsten Maßstab" anzulegen. Es sollte aufhorchen lassen, wenn sich Parteien für bestimmte Personen stark machen, denn niemand bevorzuge unparteiische, unabhängige und unbequeme Journalisten, gab der Moderator zu Denken. Die regierende und in den ORF-Gremien dominierende ÖVP hat für die bevorstehende ORF-Wahl im August bereits die neuerliche Unterstützung der derzeitigen ORF-Generaldirektorin Monika Lindner avisiert. Spitzenfunktionen sollten laut Wolf mit jenen Personen besetzt werden, "die in der Lage sind, das beste, klügste, vielfältigste und spannendste Programm zu machen, auch wenn sich Parteifunktionäre jeden Tag darüber ärgern."

Nach den sehr deutlichen und kampfeslustigen Worten des Anchormans, der für seine Rede Standing Ovations erntete, eröffnete Bundespräsident Heinz Fischer umgehend das kalte Büfett. Den Hinweis, man sollte sich nun besser in kühlere Räume begeben, da manchen Leuten bei der Rede Wolfs recht heiß geworden sein dürfte, konnte sich auch der Bundespräsident nicht verkneifen. (apa/red)