Bedenkliche Rassismus-Entwicklung: Zara sammelt in Report 1.504 dokumentierte Fälle

Steigerung könnte auch mehr Sensibilität bedeuten PLUS: Einige Fälle aus dem "Rassismus Report 2006"

Erstmals erschienen war diese Zusammenstellung im Jahr 2000, als nur 156 Fälle verzeichnet wurden. Seither steigt die Zahl stetig, im Report für 2005 war erstmals die 1.000er-Marke überschritten worden (1.105). Der größte Teil der Fälle, mehr als drei Viertel, betrifft den "öffentlichen Raum", sechs Prozent Zara selbst, je fünf Prozent Arbeit und Polizei, vier Prozent sonstige Behörden und Wohnen.

Erfreulich: Immer mehr setzen sich zur Wehr
Die Zahl der gemeldeten rassistischen Vorfälle steigt kontinuierlich, die Qualität der Vorkommnisse bleibt konstant: "Es ändert sich kaum etwas", konstatierte Xiane Kangela, Chefredakteurin des Zara-Rassismus-Reports, ernüchtert. Erfreulich sei hingegen, dass sich immer mehr Menschen zur Wehr setzen, was der Höchstwert bei den angezeigten Fällen belege. Verbesserungen verlangt Zara beim Opferschutz, eine bessere Ausbildung erwartet man bei der Polizei.

Polizei leistet erbetene Hilfe nicht
Auch heuer finden sich im Report wieder Fälle, in denen die Polizei die erbetene Hilfe nicht geleistet habe, teils auch aus Unwissenheit, meinte Hikmet Kayahan, Leiter der Zara-Beratungsstelle. So habe etwa ein Exekutivbeamter gemeint, dass der Hitler-Gruß nicht strafbar sei. Ebenfalls immer wieder gehört: Polizisten, die meinten, es stünde Lokalbesitzern frei, ob sie nun Menschen mit anderer Hautfarbe zuließen oder nicht.

Fall Bakary J. besonders erschreckend
Dass hier nicht von heute auf morgen Änderungen möglich sein würden, sei klar, meinte Zara-Geschäftsführerin Barbara Liegl. Aktivitäten müssten aber gesetzt werden. Die Polizei solle dem Anspruch als größte Menschenrechtsorganisation gerecht werden, sagte Kangela. Kayahan machte klar, dass es im ganzen Apparat Mängel gebe. Als besonders erschreckend wurde der Fall Bakary J. bewertet, wo Polizisten nicht aus dem Affekt heraus sondern geplant einen Afrikaner in einer Lagerhalle verprügelt hatten.

Lange Dauer der Verfahren kritisiert
Als weiterhin problematisch erachtet Zara die Möglichkeit der von Rassismus Betroffenen, sich zur Wehr zu setzen. So würden zwar immer mehr Fälle gemeldet, rechtliche Initiativen aber nicht im selben Maß gesetzt. Grund dafür, dass Opfer oft den rechtlichen Weg scheuten, seien die finanziellen Risken und die lange Dauer der Verfahren, forderte Kayahan hier legistische Verbesserungen durch die neue Bundesregierung.

Fast 800 Fälle von Beschmierungen
Besonderes Augenmerk wurde im heurigen Report auf die Beschmierungen gelegt, die weiter einen großen Teil der rassistischen Vorfälle ausmachen. 793 solcher Fälle wurden verzeichnet. Zara bemüht sich weiter darum, möglichst rasche Übermalungen zu organisieren. Ein Baumeister bietet sie mittlerweile kostenlos an. Die Beschmierungen werden von den Zara-Mitarbeitern als besonders gefährliche Art des Rassismus eingeschätzt, funktionierten die hier transportierten Beleidigungen doch wie Werbeplakate. In Summe seien sie ebenso zermürbend wie Attacken mit Pfefferspray, wie sie auch heuer wieder vorgekommen seien, befand Kangela.

Auch Angriffe auf Zara selbst
Auch für Zara selbst war das vorige ein besonders schwieriges Jahr: "2006 war das Jahr mit den meisten Angriffen auf Zara selbst", berichtete Kayahan. Neben den schon bekannten Beschimpfungen waren Gegner der Organisation bis ins Büro vorgedrungen. Zum Schutz musste sogar eine Videokamera installiert werden. Geplagt wird Zara auch weiter von finanziellen Sorgen. Von der neuen Regierung wünscht man sich, dass die Arbeit von Zara als Chance für eine seriöse Datenquelle wahrgenommen werde und entsprechende pekuniäre Unterstützung komme, sagte Liegl. Zara könne zwar nicht quantitativ alle rassistischen Vorfälle in Österreich auflisten aber darstellen, wie Rassismus hierzulande im Alltag funktionier
(APA/red)