BAWAG droht wegen Refco neuer Ärger: In Affäre um suspekte Karibik-Bonds verwickelt?

Ermittler spüren 525 Millionen Dollar nach Schwierigkeiten von Refco schlimmer als bekannt

In den USA sind die Ermittler in der Kriminalaffäre Refco auf Offshore-Konten einer Refco-Tochter auf den Bermudas gestoßen, auf denen sich suspekte Summen befinden dürften. Und wieder wird laut "Bloomberg" die österreichische Gewerkschaftsbank BAWAG damit in einen Zusammenhang gebracht.

Laut Bloomberg fanden sich auf Refco-Konten rund 525 Mio. Dollar (439 Mio. Euro), die sich - so vermuten Ermittlerkreise in den USA - möglicherweise aus "fake bonds" speisten. Eigentümer der "Phantom-Papiere" sollen den Informationen zufolge sechs auf Anguilla ansässige Firmen sein. Refco soll diese Summe als Asset auf seine Handelsbücher genommen haben. Allerdings fehlen den Ermittlern handfeste Beweise, ob überhaupt und vom wem die Schuldverschreibungen tatsächlich begeben wurden.

Denn auf dem Karibik-Konto von Refco seien diese Bonds mit Nummern eingetragen, die nicht existieren, heißt es. Sie stimmten demnach mit keiner Nummer überein, unter denen Anleiheemissionen registriert sind. Demnach sei auch nicht nachvollziehbar, wer sie begeben habe bzw. wer schließlich Eigentümer der Bonds sei, heißt es in New York.

Nach Informationen der Agentur Bloomberg, die sich auf eine anonym bleiben wollende Person beruft, sollen die BAWAG oder Kunden der BAWAG sowie ein Offshore-Hedge Fonds namens Liquid Opportunity Aktien an den sechs karibischen Gesellschaften halten. Diese sechs Firmen sollen bereits im Juli 2004 gegründet worden sein.

Den Umständen der in Frage stehenden Finanzierungen und den genauen Summen spüren derzeit Staatsanwaltschaft in New York sowie die US-amerikanische Börseaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) nach.

Jedenfalls scheinen die Schwierigkeiten, in denen das einstige Brokerhaus Refco stecke, weitreichender zu sein, als bisher an die Öffentlichkeit gedrungen sei, heißt es in dem Bericht.

Die BAWAG P.S.K. hat laut Bloomberg auf schriftliche Anfragen in dieser Causa unter Hinweis auf laufende Verfahren in der Causa Refco einen Kommentar zu den neuen Entwicklungen abgelehnt. Auch der Hedge Fonds Liquid Opportunity hat sich auf mehrere Anfragen nicht geäußert.

Die BAWAG ist gerade dabei, Kreditausfälle nach dem im Vorjahr aufgeflogenen Refco-Kreditdebakel zu verdauen. Der im Vorjahr losgebrochene Refco-Skandal hatte in der BAWAG zum Jahreswechsel zu einem Wechsel an der Bankspitze und zur Neuorientierung im Bank-Organisationsaufbau geführt.

Am 16.Oktober 2005 musste die BAWAG P.S.K. einräumen, bei Refco um Gelder zu bangen, sie hatte Kredite über 425 Mio. Euro an den kurz darauf in die Pleite geschlitterten US-Rohstoffkonzern Refco bzw. an dessen Ex-Chef Phillipp Bennett verborgt. Im November reichte die Bank Schadenersatz ein, verlangte die Rückzahlung einer Kreditsumme von zumindest 350 Mio. Euro und schaltete auch die Staatsanwaltschaft ein.

In ihrer Bilanz 2005 muss die Gewerkschaftsbank gerade teure Vorsorgen für die im Spätherbst faul gewordenen Kredite an das US-Imperium Refco verdauen. Einen Verlust will die Bank trotzdem nicht ausweisen. Die Altlast will die Bank voll in die vorjährige Bilanz packen. Nach letzten Angaben will sie für den aushaftende Kredit in der Causa (nach dem Verkauf einer Kredittranche waren das zuletzt rund 392 Mio. Euro) in einem Schlag voll risiko-vorgesorgt.
(apa)