Uneinigkeit bei Textilfirmen

Europäische Konzerne schließen Abkommen über Verbesserung der Arbeitsbedingungen

Führende US-Einzelhändler wollen den Vorstoß europäischer Bekleidungsketten nicht unterstützen, nach dem Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch mit mehr als 1.100 Toten die Arbeitsbedingungen in dem Land zu verbessern. Der US-Händler Gap forderte zunächst Änderungen bei der Lösung von Konflikten vor Gericht. Erst dann werde man eine von Händlern in Europa getroffene Vereinbarung zum Gebäude- und Brandschutz in Bangladesch unterschreiben.

von Textil-Arbeiterinnen in Dhaka © Bild: imago stock&people

Die weltgrößten Bekleidungskonzerne H&M und Inditex (Zara) sowie weitere europäische Händler hatten sich zuvor auf Maßnahmen für einen besseren Arbeitsschutz in Bangladeschs Textilindustrie verständigt. Aus Deutschland wollen sich die Modekette C&A und Tchibo beteiligen. Der italienische Modekonzern Benetton ist dem Abkommen bereits beigetreten. Die Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign, CCC) begrüßte die Initiative als "Meilenstein". Auch Primark/Penny und Tesco seien mit im Boot. Damit gälten die neuen Standards für mehr als 1.000 Textilfabriken in Bangladesch. Die rund 4.000 Nähfabriken im Land beschäftigen etwa 3,5 Millionen Arbeiter.

In den USA teilte bis Montagabend als einziges größeres US-Unternehmen Calvin-Klein-Mutter PVH mit, der Vereinbarung beizutreten. Der weltgrößte Einzelhändler Wal-Mart äußerte sich dagegen zunächst nicht. Allerdings forderte Wal-Mart Bangladesch dazu auf, eine Fabrik zu schließen und eine weitere zu überprüfen, weil eigene Untersuchungen Sicherheitsprobleme aufgedeckt hätten.

Zahlreiche Verbesserungen

Die neuen Regeln beinhalteten mehr Arbeitsrechte, eine höhere Gebäudesicherheit mit zusätzlichen Brandschutz, bessere Ausbildung sowie finanzielle Unterstützung. Die Internationale Arbeitsorganisation, Gewerkschaften wie IndustriALL und andere haben die auf fünf Jahre angelegte Vereinbarung ausgehandelt, deren Entwurf am Mittwoch veröffentlicht werden soll. IndustriAll forderte die Handelsketten Kik, Carrefour, Marks&Spencer und Gap auf, ebenfalls zu unterschreiben.

Das Abkommen soll einen Schlussstrich unter eine Serie von Unglücken in der Textilindustrie von Bangladesch ziehen, die die großen Bekleidungshersteller in Verruf brachte. Ihnen wird vorgeworfen, die Bewohner des südasiatischen Landes als billige Arbeitskräfte zu missbrauchen. Das schwerste Unglück ereignete sich vor drei Wochen in der Nähe der Hauptstadt Dhaka: Mehr als 1.100 Menschen kamen beim Einsturz eines Fabrikgebäudes ums Leben. Der Komplex Rana Plaza war unrechtmäßig um drei Stockwerke erweitert worden. Am Tag vor der Katastrophe hatte es Warnungen wegen Rissen in den Wänden gegeben, die aber ignoriert wurden.

Rettungsarbeiten eingestellt

An der Unglücksstelle haben die Retter ihre Arbeiten offiziell mit einem Gebet beendet. Mehrere Tausend Einsatzkräfte von Militär, Feuerwehr und Rotem Kreuz sowie Anrainer und freiwillige Helfer hoben die Handflächen gen Himmel und baten um eine schnelle Genesung für die fast 2.500 Verletzten. Die Lokalregierung versprach, an der Stelle ein Denkmal zu errichten, um die Opfer zu ehren.

Etwa 50 Angehörige warteten noch immer an der Unglücksstelle, die nun mit Stacheldraht und Bambusrohren gesichert ist. Ein Einsatzleiter der Armee erklärte, es seien keine Menschen mehr unter den Trümmern. Die Angehörigen wurden gebeten, ihre DNA-Proben im Krankenhaus mit denen der nicht identifizierten Opfer abgleichen zu lassen. Dutzende Menschen waren von den Behörden bestattet worden, weil niemand Anspruch auf die Leichen erhoben hatte.

Kommentare

GAP und CK lassen dort Produzieren?Wow,genau dort wo,die 2 Euro Shirts vom HM herkommen? Unverantwortlich,verlangen 100erte Euros für ihre Bekleidung, und sorgen sich nicht um die Firmen die sie beauftragen,und unterstützen soetwas? Menschenunwürdige Bedingungen, Gehts noch? Von denen kauf ich nichts mehr,bis sie sich eine Lösung für die ArbeiterInnen gefunden hat,die Angemessen ist!

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