Wir bleiben
am Ball!

Jetzt heißt es wieder Festanzug und Ballkleid auf Hochglanz bringen und noch rasch einen Schnellkurs in der Tanzschule buchen. Die Wiener Ballsaison geht in Startposition

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Ballsaison - Wir bleiben
am Ball!

Die Saison ist kürzer, aber das hindert uns nicht daran, intensiv zu feiern. Der Besucherrekord wird von Jahr zu Jahr getoppt", freut sich Markus Grießler, Obmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wiener Wirtschaftskammer. 505.000 Gäste werden bis zum Faschingsdienstag, am 13. Februar 2018, durch Wiens schönste Säle "walzen". Von den erwarteten BallbesucherInnen kommen laut Schätzungen der Wirtschaftskammer 390.000 aus Wien, 60.000 aus den Bundesländern und 55.000 aus dem Ausland. "Jeder zweite Wiener besucht in einer Saison zumindest einen oder zwei Bälle", sagt Grießler. Das erfreut natürlich vor allem heimische Unternehmer. Denn die festlichen Events bieten gerade in den eher umsatzschwachen Monaten Jänner und Februar eine wichtige zusätzliche Einnahmequelle.

Hoher Wirtschaftsfaktor

Branchen wie Hotellerie, Gastronomie, Floristen und Friseure profitieren davon. Die Wirtschaftskammer geht in dieser Saison von acht Millionen Euro an Mehreinnahmen aus. "Das 'Gesamtpackage' wird größer", erklärt Maria Smodics-Neumann, die Obfrau von Gewerbe und Handwerk. Die Gäste sind bereit, mehr Geld für einen Friseurbesuch oder ein exklusives Dinner vor dem Event zu bezahlen. Laut einer Umfrage der KMU Forschung Austria gibt ein Gast im Durchschnitt 275 Euro pro Ball aus.

So sei auch die Auslastung der Tanzschulen sehr gut, sagt Karin Lemberger, die Präsidentin des Verbands der Tanzlehrer Wien und erklärt: "Die WienerInnen legen sehr viel Wert auf Traditionen und gesellschaftliche Etikette. Für sie gehört tanzen einfach dazu." Anfänger können sich bestens mit Crash-Kursen für den großen Auftritt auf dem Parkett vorbereiten. Ist der letzte Tanzkurs schon eine Weile her, lässt man sich mit einem kurzen Auffrischungskurs wieder fit für das Parkett machen. Denn: "Hat man einmal die Grundschritte erlernt, beherrscht man sie ein Leben lang, egal ob Walzer, Foxtrott oder Cha-Cha-Cha", erklärt Lemberger.

Die Beliebtesten

Das Ranking der beliebtesten Bälle führt der Zuckerbäckerball (11. Jänner) an. Dahinter folgen der Kaffeesiederball (18. Jänner), Jägerball (29. Jänner), Blumenball (19. Jänner) und der Philharmonikerball (18. Jänner). Über großen Andrang freuen sich auch die Studentenbälle der Technischen Universität (25. Jänner) und der Wirtschaftsuniversität (13. Jänner). Der größte Ball ist nach wie vor der Opernball am 8. Februar.

So richtig in Schwung kommt die Saison erst ab Silvester. Das Highlight: Le Grand Bal. 2.500 Gäste tanzen in den Prunkräumen der Hofburg gemeinsam ins neue Jahr. Begehrt sind die Hotspots im Wintergarten mit Blick auf das Feuerwerk oder Karten für das exquisite Galadinner.

Wer eine elegante, aber etwas intimere Atmosphäre bevorzugt, ist am 12. Jänner bei der "Violette Redoute" genau richtig. Vorwiegend junges Publikum tanzt hier bis in die frühen Morgenstunden in den prächtigen Räumlichkeiten des Palais Ferstel. Zwei Livebands heizen den Arkadenhof und den Prunksaal ein. Zu später Stunde werden zusätzlich heiße Disco-Rhythmen gestartet.

Extravagant

Wem der Sinn nach außergewöhnlicher Unterhaltung steht, darf den Wiener Regenbogenball nicht verpassen. Am Samstag, dem 27. Jänner 2018, geht er unter dem Motto "I wanna dance with somebody", im Parkhotel Schönbrunn bereits zum 21. Mal über die Bühne. Bei dem bunten Treiben werden über 1.500 Gäste erwartet. Seit dem Debüt im Jahr 1998 entwickelte sich die Veranstaltung zu einer der erfolgreichsten Österreichs. Ein wesentlicher Teil des Konzepts ist, dass der Ball die klassische Wiener Balltradition mit dem bunten Mix der LSBTI-Community verknüpft. "Der Ball wirbt für Akzeptanz und Vielfalt und steht Menschen jeder sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität offen", heißt es von Seiten der Veranstalter. Darüber hinaus ist der Regenbogenball auch eine Benefizveranstaltung: Der gesamte Erlös kommt der Arbeit der Homosexuellen Initiative Wien zugute.

Ganz traditionell

Fast als Antithese zur Buntheit des Regenbogenballs gilt der Jägerball. Er bietet eine der wenigen Gelegenheiten, einen Hofburg-Ball ohne Smoking, Frack oder Ballkleid zu besuchen. Der Dresscode sieht stattdessen Trachtenanzug und Dirndl vor. Wer eine ungezwungene Atmosphäre am 29. Jänner sucht, wird trotz Brauchtums-Vorgabe nicht enttäuscht sein. Beim Jägerball geht es lässiger zu, als man meinen könnte. Alles, was zwei Beine hat, ist auf der Pirsch. Und das bereits zum 97. Mal. Die Begeisterung für den Jägerball ist jedenfalls unter Wiens Jeunesse dorée Jahr für Jahr ungebrochen. Also unbedingt rechtzeitig Karten reservieren.

Die Krönung jeder Ballsaison bietet am 8. Februar bereits zum 62. Mal der Wiener Opernball. Insgesamt 144 Paare bilden das Jungdamen-und Jungherren-Komitee und eröffnen als DebütantInnen den Ball der Bälle, 16 Paare stehen als Reserve bereit und hoffen, dass sie vielleicht doch noch zum Zug kommen. Maria Großbauer leitet zum zweiten Mal die Geschicke des Großereignisses und möchte wie bei ihrem Debüt erneut für einige Überraschungen sorgen. "Ich stecke mit meinem Team schon inmitten der Vorbereitungen. Es ist eine herausfordernde, spannende Aufgabe", freut sich Großbauer. Und das sind die modischen Ball-Trends: Während in den letzten Jahren auf Schlichtheit gesetzt wurde, ist heuer Opulenz angesagt. "In der heurigen Saison wird es extrem. Geht nicht, gibt's nicht", sagt Karin Krizek vom Brautund Ballmodenstore "Fine Dress".

Modisch alles erlaubt

Bunte Muster, verrückte Schnitte, alles ist erlaubt. "Im letzten Jahr war alles sehr eng, auf Figur geschnitten, im Meerjungfrauen-Stil. Jetzt kommen wieder große Kleider", sagt Krizek. Angesagt sind laut der Expertin Blumenmuster oder Fantasy-Muster, die auf die Grundfarbe Schwarz gesetzt werden. "Die Farben Nude, Rose, Lavendel und Flieder bis hin zu tiefem Violett. Auch Silber-, Bronze-und Goldtöne dominieren." Auch hautfarbene Spitze, untersetzt mit Tüll, ist angesagt. "Dabei hat man fast ein Nackt-Gefühl, obwohl das Dekolleté nur verdeckt gezeigt wird, umhüllt mit hautfarbener Spitze. Aber der Effekt ist vorhanden. Besonders gut gehen in dieser Saison Modelle von Jenny Packham."

Glitzer kommt wieder stark. "Glänzende Applikationen, Steinchen von Swarovsky oder Pailletten auf den Roben, aber auch auf Schuhen oder Kopfschmuck", weiß Krizek. Dieser sei ohnehin äußerst vielseitig. Neben Blumenkopfschmuck liegen auch Diademe aus biegsamem Draht oder solche, die man mit Schiebespangen in die Haare stecken kann, im Trend. "Es gibt auch welche, die multifunktional sind und als Gürtel-oder Kopfschmuck verwendbar sind", sagt Krizek. Bei den Schuhen gilt: High Heels sind die Regel. Dennoch tragen viele Damen die bequemere Form der sechs Zentimeter hohen Schuhe.

Lange Haare werden in dieser Saison besonders gerne in einem Chignon (Haarknoten, Anm.) im Nacken gebunden. Beim Make-up ist weiterhin, im Gegensatz zu den Accessoires, ein eher natürlicher Look mit blassem Teint gefragt. Die Kunden befolgten aber sicher nicht unreflektiert jeden Trends, betont Krizek. "Die meisten Damen sind sich sehr bewusst, was ihren eigenen Stil ausmacht und was ihnen steht." Und die Herren haben ohnehin kein Problem. So lange der Smoking oder Frack vom letzten Jahr noch passt, sind auch sie gut gerüstet.

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