Wiens Ballettdirektor:
"Schmerz gehört zum Alltag"

Manuel Legris, Ballettchef der Wiener Staatsoper, erklärt seine Sicht auf den Skandal um angebliche Folterpraktiken an der hauseigenen Akademie: Die Vorwürfe kämen von Gescheiterten und sollten ihn, Staatsoperndirektor Dominique Meyer und die Akademie-Leiterin treffen

von Ballett - Wiens Ballettdirektor:
"Schmerz gehört zum Alltag" © Bild: AFP PHOTO / ALEXANDER KLEIN

Demütigung, Drill, Gewalt: Was man sonst eher Institutionen zur Ausbildung amerikanischer Elitesoldaten zuordnet, verbindet man seit wenigen Wochen auch mit der Wiener Staatsoper -konkret mit deren Ballettakademie. Im Zentrum der Vorwürfe steht die inzwischen entlassene Ballettlehrerin Bella R. Gegen sie und zwei weitere Personen hat Medienberichten zufolge die Wiener Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. In News spricht erstmals der in einem Jahr abtretende Ballettchef der Wiener Staatsoper, Manuel Legris, über die Causa.

News:Was sagen Sie zu den Vorwürfen, dass Schüler an der Wiener Ballettakademie misshandelt wurden?
Manuel Legris: Ich habe so vieles gehört, was in keiner Weise die Situation reflektiert, die ich in der Ballettakademie wahrnehme. Ich nehme selbst zur Jahresmitte und zum Jahresende an den Prüfungen (Mädchen und Buben der achten Stufe) und an den Tanzdemonstrationen auf der Studiobühne Walfischgasse teil, und ich muss Ihnen sagen, dass ich bis heute den Unterricht absolut korrekt, die Lehrerinnen und Lehrer pflichtbewusst und die Erfolgsquote beeindruckend gefunden habe.

Wie viel Drill müssen Ballettschüler aushalten?
Seit Beginn meiner Amtszeit als Ballettdirektor habe ich mindestens 25 Tänzerinnen und Tänzer aus der Schule an die Kompanie (Volksoper und Staatsoper) engagiert, von denen einige sogar schon Halbsolisten oder Erste Solisten geworden sind. Sie sind stolz auf ihre Ausbildung und die Zeit, die sie in der Ballettakademie verbracht haben, aber offenbar hat niemand sie nach ihren Erfahrungen mit der Ballettakademie gefragt. Die anderen Erfahrungsberichte weisen einen Mangel an Objektivität auf, man hört nur von jungen Tänzerinnen und Tänzern bzw. Lehrenden, die ihre Zeit an der Schule als negativ empfunden haben. Das kann natürlich passieren, entspricht aber dem Alltag in allen Ballettschulen der Welt, nicht nur Wien. Ich möchte auch in Erinnerung rufen, dass man für die professionelle Tänzerkarriere, nach der wir alle streben, bestimmte körperliche und psychische Voraussetzungen benötigt und die Auswahl sehr streng ist.

Das ganze Interview lesen Sie in News Ausgabe Nr. 17/19

Kommentare