Fendrich schreibt für News

Rainhard Fendrich verrät exklusiv, was er damals dachte und fühlte, als er die sechs berühmtesten Songs aus dem Musical "I am from Austria" schrieb

von Backstage - Fendrich schreibt für News © Bild: News/Sebastian Reich

Die Idee, mit meinen Liedern ein Musical zu inszenieren, stammt von meinem Freund Titus Hoffmann, den ich seit vielen Jahren kenne und schätze, als Autor und Übersetzer englischsprachiger Stücke. Dass die Vereinigten Bühnen Wien sich bereit erklärten, diese Idee in die Realität umzusetzen, erfüllt mich mit großem Stolz, obwohl ich anfangs der Idee sehr skeptisch gegenüberstand, da es ja schon eine Reihe ähnlicher Musicals mit unterschiedlichem Erfolg gibt. Mit einem Leading-Team, bestehend aus Kim Duddy (Choreografie), Michael Reed (Arrangements) und Andreas Gergen (Regie), das zum Besten gehört, was zur Zeit in dem Genre "Musical" aufzubieten ist, ließ ich mich gerne auf dieses "Abenteuer" ein und war mehr als überrascht, als ich den ersten Workshops beiwohnen durfte. Auch die Arbeit mit einem Broadway-Arrangeur wie Michael Reed in London hat mir großen Spaß gemacht. Ein rein österreichischer Cast, bereichert durch die Bühnenlegende Dolly Schmidinger, überzeugte mich mit einer schwungvollen Komödie sehr schnell von dieser Idee.

Ich empfand meine eigenen Lieder plötzlich so, als wären sie für dieses Stück geschrieben worden, und die Darsteller machten sie sich in einer Art und Weise zu eigen, dass ich nicht mehr das Gefühl hatte, dass sie "mir" gehören. Den beiden Autoren Christian Struppeck und Titus Hoffmann gelang es spielerisch, den "Wiener Schmäh" auf die Bühne zu bringen, und das Publikum darf sich auf einen sehr unterhaltsamen Abend freuen.

Außer einem neuen Lied, "Wo gehör ich hin", konnte ich nicht viel zum Entstehen dieses Singspiels beitragen. Es war dramaturgisch notwendig, dieses Lied zu schreiben, weil es die Handlung verlangte, und es erzählt davon, dass der Preis des Erfolges meist Einsamkeit ist und man sich irgendwann wieder auf seine Wurzeln besinnt, besonders dann, wenn ein "Stern" zu verblassen droht. Mehr möchte ich an dieser Stelle über die Geschichte nicht verraten.

Wenn ich meine alten Lieder singe, stelle ich mir selbst oft die Frage: "Wie bist du darauf gekommen, was hast du dir damals dabei gedacht?" Einige entstanden vor einem Vierteljahrhundert. Da gerät die zündende Idee gerne mal in Vergessenheit. Bei manchen weiß ich es aber noch ganz genau, wie zum Beispiel bei "Macho Macho". Ich las in einer "Frauen"-Zeitschrift: "Der Softie ist out, der Macho ist in."

Das Lied über die Frage, was Frauen an Männern mögen (oder nicht), war in einer halben Stunde geschrieben. Ein satirischer Text über das übertriebene Männlichkeitsgehabe, der bis auf "Schimanskis Mörderhammer" noch immer aktuell ist, denn der "Gockel" stirbt nicht aus.

"Es lebe der Sport" erklärt sich von selbst. Schon im alten Rom hieß es: "Brot und Spiele". Je gefährlicher und brutaler eine Sportart ist, umso größer die Begeisterung, meist bei Leuten, die selber den Hintern nicht hochbekommen. Daran hat sich in 2.000 Jahren nichts geändert.

»Ich stehe heute noch zu allen Liedern, die mir in meinem Leben eingefallen sind«

"Strada del Sole" war nie als Hetzlied gegen Italien gemeint, sondern mehr wie Qualtingers "Herr Karl", der die österreichische Seele widerspiegelte. Ich habe diese Worte einem "Loser" in den Mund gelegt, dessen Freundin mit einem feschen Südländer abgehauen ist. "Er" pfeift auf Italien, nicht der Autor. Die Ironie dieses Liedes wird oft heute noch nicht wirklich erkannt. "Blond" ist eigentlich ein "Protestlied" im Schlagermantel. Man muss den Text hören, dann erfährt man, dass hier die Männer die Dummen sind.

Zu "Tango Korrupti" muss man nicht viel sagen. Es reicht ein Wort: "Abfangjäger".

"Nix Is Fix" war inspiriert durch Cat Stevens' "Father and Son", der Konflikt der Generationen. Jugendlicher Leichtsinn gegen Sicherheitsdenken. Aufbruch gegen Ruhestand. Ein uraltes Thema.

Bei "Weus'd a Herz hast wia a Bergwerk" weiß ich es wirklich nicht mehr. Ich wollte nur ein neues Bild schaffen, das zu Beginn Verwirrung stiftete, weil niemand damit etwas anfangen konnte. Ich sah das "Bergwerk" als etwas von außen kaum Sichtbares, das aber große Schätze in sich birgt. Eine bestimmte Person, für die ich es geschrieben habe, gibt es nicht, und wenn es sie gab, habe ich sie vergessen.

Ich glaube, jugendliche Sehnsucht und viele Hormone standen bei diesem Lied Pate. Dieses Lied gehört schon lange nicht mehr mir, sondern jedem, dem es ein gutes Gefühl macht.

Ich stehe heute noch zu allen Liedern, die mir in meinem Leben eingefallen sind, nur manche muss man betrachten wie ein altes Fotoalbum, was ich bei jedem meiner Konzerte auch betone.