Baby zu Tode geschüttelt - Schuldspruch: Acht Jahre Haft für Vater von Iris-Maria

Wegen Quälens wehrloser Person mit Todesfolge Verurteilter gibt zu: "Ich habe Fehler gemacht"

Der 22-Jährige hatte laut Staatsanwältin Katja Wallenschewski seine Ende Jänner 2005 zur Welt gekommene Tochter praktisch von Geburt an misshandelt, wenn diese weinte und von ihm nicht beruhigt werden konnte. Auf Grund einer von einem psychiatrischen Gutachten festgestellten Persönlichkeitsstörung wies das Schwurgericht (Vorsitz: Michaela Röggla-Weiss) den Vater auch in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher ein. Sollte das Urteil in Rechtskraft erwachsen - Verteidiger Oswin Lukesch ersuchte um Bedenkzeit - , kann er damit nach Verbüßung seiner Strafe weiter unbefristet angehalten werden, sofern ihm ein Sachverständiger nicht bescheinigt, geheilt zu sein.

"Ich habe Fehler gemacht", hatte der Angeklagte in seiner Einvernahme eingeräumt. Er habe seine Tochter aber "nie im Leben" absichtlich verletzen wollen: "In diesem Moment, als ich das gemacht habe, habe ich nicht daran gedacht, dass ich sie verletzen könnte, schon gar nicht, dass sie daran sterben könnte."

Wie die Staatsanwältin ausführte, waren es aber nicht einzelne Momente, "an denen er an ihr seine Wut ausgelassen hat". Vielmehr soll der junge Vater die im niederösterreichischen Zwettl zur Welt gekommene Iris-Maria regelmäßig und immer dann gequält haben, wenn sie laut war und ihn nervte.

Nachdem sich Iris-Marias Eltern getrennt hatten, war die Mutter mit dem Kind nach Wien gezogen. Sie kam im Gartenhaus einer Freundin unter. Ihr Ex-Freund besuchte sie regelmäßig an den Wochenenden, "um nicht den Kontakt zum Kind zu verlieren", wie er nun dem Gericht erklärte. Wenn er dann das Kind beaufsichtigte, soll laut Anklage weiter seine Tendenz zu Aggression und Gewalt durchgebrochen sein.

So gab der 22-Jährige zu, Iris-Maria geohrfeigt zu haben, wenn diese schrie, obwohl er sie doch gewickelt hatte. Er legte ihr mitunter einen Zierpolster aufs Gesicht, "damit der Schall unterdrückt wird". Beim Rausnehmen aus dem Kinderwagen und beim Wickeln habe er wahrscheinlich zu heftig zugepackt: "Die blauen Flecken kann ich mir nur so erklären."

Mehrmals musste der Säugling wegen erlittener Verletzungen ärztlich behandelt werden. Zuletzt wurde Iris-Maria am 25. April 2005 mit einem Notarzthubschrauber ins AKH geflogen, nachdem der Vater mit der Faust auf das im Kinderwagen liegende Baby eingeschlagen und dieses danach kräftig geschüttelt haben soll. "Iris-Maria ist am 15. Jänner in Folge dieser Gewalthandlungen gestorben", berichtete die Staatsanwältin.

"Ich wollte sie wachrütteln"
"Ich wollte sie wachrütteln", gab der Angeklagte daraufhin an, "das blöde Heitschen! Dadurch sind diese Gehirnblutungen entstanden!" Schon mehrfach zuvor habe er "blöderweise gedacht", seine Tochter "durchs Heitschen und Hoppa Reiter-Spielen" beruhigen zu können. Beim letzten Mal habe sie "auf ein Mal die Augen verdreht. Ich hab' geglaubt, sie ist eingeschlafen."

Im AKH wurden irreparable Hirnschäden und eine Epilepsie festgestellt, die offensichtlich von kräftigem, längeren Schütteln herrührten. Das Baby wurde ins Koma versetzt, eine Notoperation durchgeführt. Ende Mai 2005 überstellte man die Kleine in eine bayrische Spezialklinik, weil man sich davon bessere Heilungschancen erhoffte. Diese erfüllten sich leider nicht. Den Vater überredeten die Ärzte zu einer Selbstanzeige.

Der junge Mann war erstmals im vergangenen Juni wegen Mordes vor Gericht gestanden. Die Geschworenen erkannten damals auf fahrlässige Tötung. Darauf setzten die Berufsrichter das Urteil wegen Irrtums der Geschworenen aus, weshalb sich nun ein völlig neu zusammen gesetztes Gremium mit dem Fall befassen musste.

(APA)