Die Annäherung an ein Auto ging ganz früher so, dass man einstieg und losfuhr. Später dann und bis vor kurzem empfahl es sich zumindest, die Bedienungsanleitung zu lesen. Jetzt ist es so, dass man sich zuerst einmal im Internet als Fahrer oder Besitzer registriert und dann im App-Store eine App runterladet. Zumindest beim Infiniti Q50 funktioniert das auf diese Weise, und es führt dazu, dass man nun auch für das Auto ein Passwort hat.
Erstmal registrieren
Wir taten so, scheiterten beim Registrieren nur zweimal und waren sodann in der Lage, das iPhone mit dem Auto zu konnektivieren, allerdings nur mit Kabel. Andere Smartphones werden auch über die Luftbrücke hinweg erkannt. Der Q50 gibt dann am unteren der beiden Displays so ungefähr den eigenen Telefoninhalt wieder und liest auch E-Mails vor, weshalb man immer darauf achten sollte, wer sonst noch im Auto sitzt.
Fahren kann der Q50 freilich auch ohne das. Wer ihn aber ganz ausnutzen und so richtig mit ihm warm werden will, muss da durch.
Konzentriertes Hightech
Auch abseits von Spielereien wie Google-Suche und der Teilhabe an sozialen Netzwerken vermittelst Touchscreen. So was können jetzt auch andere Autos, und im Zusammenhang einer wettbewerbsorientierten Marktwirtschaft wird sich das schnell auf alle ausbreiten. Eh gut so, es hält, wenn schon sonst nichts, dann wenigstens jung.
Es muss an dieser Stelle gesagt werden, dass die gesamte Bedienung des Infotainment-Systems und anderer Funktionen via Touchscreen vorbildlich einfach ist.
Mit der elektronischen Lenkung fahren wir gerne spazieren
Hauptstück des Q50 ist die adaptive Lenkung, ein absolutes No-Nonsense-Produkt. Mit ihr fahren wir gerne spazieren. Es handelt sich dabei um die elektronische Übertragung der Lenkbefehle. Das Gestänge existiert noch, aber nur als Back-up-System. Die Elektronik überträgt das nicht, was im konventionellen System als Rückmeldung über die Mechanik zum Lenkrad fließt. So schlecht kann die Straße gar nicht sein, dass sich das Volant davon irritieren ließe, es liegt stets ruhig in der Hand. Menschen, die sich als sportliche Autofahrer vom alten Schlag verstehen, beklagen das.
Bemerkenswert ist das Lenken allerdings: Sehr direkt und nur durch das Wissen um die Körperlosigkeit der Kraftübertragung (okay, ein Elektron wiegt ungefähr 9 x 10-31 Kilo, also doch nicht völlig körperlos) etwas seltsam. Aber sehr schnell gewöhnt man sich daran. Insgesamt hat „Direct Adaptive Steering“ eine höhere Qualität als die mechanische Lenkung, weil sie exakter und sensibler arbeitet.
Auf dem Touchscreen kann man die Lenkung dreistufig in ihrer Widerständigkeit einstellen. Die Unterschiede sind allerdings nicht besonders groß. Wir würden uns eine ganz besonders leichtgängige Einstellung auch noch wünschen, aber vermutlich verträgt sich so was nicht mit dem sportlichen Image der Marke (plus dem ganzen Vettel-Getue).
Adaptive Spursteuerung
Naturgemäß verfügt der Q50 über das gesamte Arsenal der Fahrassistenzen und blinkt und piepst auch brav, sobald man in die Nähe der Vorstufe einer Ahnung von Gefahr gerät. Toll ist die adaptive Spursteuerung, die über Lenkeingriffe das Auto zwischen den Markierungen hält. Gefühlt wird es einfach schwerer, über den Rand hinauszulenken, was auf jeden Fall angenehmer ist als etwa das Rütteln am Lenkrad als Warnung.
Konventionelle Disziplinen: Äußerst angenehme Sitze, ab Premium, also der zweiten von vier Ausstattungsstufen, sogar serienmäßig in Leder. Nicht besonders viele Ablagen, aber auch nicht deprimierend wenige. Hinten halbwegs ausreichend Knie- und, sitzt man nicht stocksteif da, auch gute Kopffreiheit. Auffällig großer Tank, relativ großer Kofferraum und nicht zuletzt: umlegbare Rücksitzlehnen.
Q50 Motor
Der Dieselmotor mit seinen 170 PS ist der einzige Schwachpunkt im Q50, weil er eher rau klingt. Vielleicht lassen sich da beim ersten Facelift ein paar Soundmodulatoren hineinmontieren.
Apropos Face: Man hört die Leute sagen, der Q50 sieht ein bissl overdesignt aus. Wäre das nicht so, würden dieselben Leute sagen, der Q50 sieht genauso brav aus wie seine Gegner. Also: passt schon.
Vielen Dank an die Kollegen von autorevue.at!