AUA: Harte Bandagen

Welcher Betriebsrat ist jetzt für die "neue" AUA zuständig? Ein Tag der Entscheidung.

Innerhalb der Austrian Airlines (AUA) ist der am Wochenende erfolgte Betriebsübergang noch lange nicht gegessen. Eine für heute angesetzte konstituierende Sitzung wirft ihre Schatten voraus. AUA-Bordbetriebsratschef Karl Minhard geht zwar davon aus, dass die Belegschaftsvertreter von Tyrolean teilnehmen werden. Aber: "Ich habe bisher weder eine Zusage, noch eine Absage", so Minhard am Dienstag gegenüber der APA. Minhard hat am Sonntag, dem Tag des Betriebsübergangs, eine Sitzung einberufen, in der alle 31 Betriebsräte (17 von AUA und 14 von Tyrolean) gemäß Arbeitsverfassungsgesetz einen sogenannten einheitlichen Betriebsrat wählen sollen. Der AUA-Vorstand lässt unterdessen anklingen, das nicht zu akzeptieren.

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Austrian Airlines - AUA: Harte Bandagen

Minhard will verhindern, dass ein Keil zwischen die beiden Belegschaftgruppen hineingetrieben wird. Bereits am Vortag waren Gespräche zwischen den beiden Betriebsräten geplant. Geht es nach Minhard, soll dann heute in der Sitzung ein neuer Vorsitzender gewählt werden. Allerdings war bis zuletzt unklar, ob die Tyrolean-Vertreter überhaupt teilnehmen. In der Montagsausgabe "Der Presse" sagte Tyrolean-Betriebsrätin Alexandra Patzal: "Zuerst müsste es genau abgesprochene Regeln für die Zukunft geben." Die Tyrolean-Leute sind nämlich nummerisch sowohl beim Betriebsrat als auch bei der Belegschaft dem AUA-Personal unterlegen und befürchten, überstimmt zu werden. Zudem tobt zwischen den Piloten von AUA und Tyrolean eine Art Klassenkampf. Jetzt wittern manche die Chance, größere Flugzeuge fliegen zu dürfen.

Welcher Betriebsrat ist jetzt der richtige?
Der AUA-Vorstand hat bereits anklingen lassen, den einheitlichen Betriebsrat nicht anzuerkennen. Konzernsprecher Peter Thier zur APA: "Es gibt einen bestehenden, gewählten Betriebsrat. Das ist zu respektieren." Thier betonte, es handle sich um eine betriebsratsinterne Angelegenheit. Hintergrund sind verschiedene Rechtsansichten von Vorstand und AUA-Betriebsrat. Für das Management handelt es sich um einen Betriebsübergang mit all seinen Konsequenzen - auch dass der AUA-Betriebsrat nun durch den von Tyrolean abgelöst wird. Der AUA-Betriebsrat streitet das ab. Für ihn ist es kein Betriebsübergang, sondern eine Fusion.

Unter heftigem Widerstand von Gewerkschaft und Betriebsrat hat der AUA-Vorstand am 1. Juli alle Piloten und Flugbegleiter in den Flugbetrieb der Regionalflugtochter Tyrolean verfrachtet. So sollen durch wegfallende Gehaltssteigerungen auf Personalseite jährlich 45 Mio. Euro eingespart werden, um die tiefrote Lufthansa-Tochter aus den finanziellen Turbulenzen zu fliegen.

Kommentare

Oliver-Berg

Vorstand und Betriebsrat irren... Aufgrund des Betriebsübergangs des AUA-Bordpersonals muss sowie so eine Betriebsratswahl bei der Tyrolean durchgeführt werden. Es gibt nämlich laut Arbeitsverfassungsgesetz eine bestimmte Anzahl von Betriebsräten, die davon abhängt, wie viele Mitarbeiter zu vertreten sind.

Der AUA-Betriebsrat ist daher nicht mehr der Betriebsrat jenes Bordpersonals, dass zur Tyrolean gewechselt ist. Dies setzt voraus, dass die Mitarbeiter der AUA von der Tyrolean wirklich übernommen worden sind und sich auf der Payroll der Tyrolean befinden.

Wenn dem so ist, so hat der Vorstand ganz elegant Minhard und Co. endgültig abgeschossen. Ich glaube auch nicht, dass die AUA-Mitarbeiter die zur Tyrolean gewechselt sind so einen Wappler weiterhin als Ihren Betriebsrat wählen würden. Kluger Schachzug des Vorstandes

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