Die wahre Macht der Frau

„Woman Power“ – die Florentiner Uffzien eröffnen im Palazzo Pitti mit einer Personalie Maria Lassnigs eine Ausstellungsserie über starke Künstlerinnen.

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    Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Albertina Wien, und Kulturminister Thomas Drozda vor dem Ausstellungsplakat zu "Woman Power" in Florenz (Italien)

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    Von links nach rechts: Klaus Albrecht Schröder, Thomas Drozda, Eike Schmidt und Peter Pakesch

Erstmals werden Werke Maria Lassnigs in Italien gezeigt. Kulturminister Thomas Drozda eröffnete die Schau „Woman Power“, eine Kooperation der Albertina in Wien mit den Florentiner Uffizien, im Palazzo Pitti in Florenz.

Die größte Auszeichnung eines Künstlers wurde Maria Lassnig in Italien zuteil: Die Verleihung des Goldenen Löwen für das Lebenswerk bei der Biennale in Venedig. Dieser Verleihung aber hängt etwas Seltsames an. Denn anno 2013 konnte Maria Lassnig die Ehrung nicht mehr selbst entgegennehmen. Die Last ihrer 93 Lebensjahre drückte zu schwer auf ihr. Ein Jahr später war sie nicht mehr. Ihre Werke aber bleiben. In Italien aber waren sie nie präsent. Das sollte sich nun ändern. Den Impuls dafür gab Klaus Albrecht Schröder. Als der Direktor der Albertina den deutschen Kollegen Eike Schmidt, der seit 2015 die Uffizien in Florenz leitet, durch seine Räumlichkeiten führte, kam man auf Maria Lassnig. Sie sollte den Auftakt für eine Ausstellungsserie in Florenz, die Künstlerinnen ins Rampenlicht rücken, geben. So geschieht es nun im Palazzo Pitti, dem größten Renaissance-Palast südlich des Flusses Arno.

Unbestritten zählt die 1919 in Kärnten Geborene zu den bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Doch genau das wollte sie nicht sein. Ihre Autonomie als Frau war ihr stets wichtiger als jede Form von Feminismus, erklärt Peter Pakesch, der ehemalige Wiener Galerist und Direktor des Grazer Joanneums, der Lassnig über Jahrzehnte gekannt und deren Schaffen verfolgt hat. Lassnig lehnte jede Verbindung mit feministischen Tendenzen ab. Obwohl sie sich wie keine zweite mit ihrem Schaffen über das Männliche erhob, wollte sie doch stets als „Künstler“ und nicht als Künstlerin betrachtet werden.

Das zeigt auch die von Wolfgang Drechsler (Albertina) kuratierte Schau im Florentiner Palazzo Pitti. Wie keine zweite – oder sollte man im Falle Lassnig besser sagen – wie kein zweiter, erfand sie sich auch in fortgeschrittenem Alter neu, erklärt Peter Pakesch. Reibungspunkte sind das Typische, wenn es um Lassnig geht. Etwa, wenn sie in zarten Pastellfarben die Kraft einer Frau ausdrückt. Exemplarisch dafür stehen Werke wie das titelgebende „Woman Power“ aus dem Jahr 1979. Das 182 mal 126 Zentimeter große Gemälde zeigt die „Queen Kong“, eine Art weibliches Pendant von King Kong, die Wolkenkratzer überragend, durch das Häusermeer von New York watet. Zwölf Jahre später, anno 1991 stellt sie sich als Elefant dar. Auf dem Bild ist nur der Rüssel zu sehen, der einen Klumpen, der vage an Gammelfleisch erinnert, empor schiebt.

Die kompakte Ausstellung im Palazzo Pitti stellt die ingeniöse Selbstporträtistin Lassnig hervorragend dar. Die verwinkelten Räumlichkeiten des Andito degli Angiolini bieten dafür das ideale Ambiente. Je eine Wand ist einem Werk gewidmet ist. Auch für österreichische Florenz-Reisende ist „Woman Power“ einen Besuch wert.

Lassnig in Europa und in Wien

Die Tate Gallery in Liverpool widmete Lassnig bereits im Vorjahr eine umfassende Schau, diese ist nun in Essener Folkwang Museum zu sehen. Die Galerie Hauser & Wirth zeigt in London eine Retrospektive unter dem Titel „A Painting Survey, 1950-2007“.
In wenigen Wochen wird im Athener städtischen Museum, parallel zu documenta, die groß angelegte Ausstellung „Maria Lassnig. Die Zukunft wird mit Fragmenten der Vergangenheit erfunden“. Der Titel der Ausstellung stammt von Friederike Mayröcker. Die österreichische Lyrikerin war eine der wenigen Frauen, die Lassnig in ihrem Leben zugelassen hat.“).

Ab 5. Mai würdigt die Albertina die Zeichnerin Lassnig mit einer der Ausstellung „Zwiegespräche“.
Die ideale Begleitlektüre liefert Natalie Lettner mit der Biographie „Maria Lassnig“ (Verlag Brandstätter, € 30,80.)

Woman Power
Palazzo Pitti - Andito degli Angiolini
Bis 25. Juni
www.uffizi.com

Maria Lassnig
Museum Folkwang, Essen
Bis 21. Mai
www.museum-folkwang.de

„A Painting Survey, 1950-2007“
Hauser & Wirth, London
Bis 29. April

Maria Lassnig. Die Zukunft wird mit Fragmenten der Vergangenheit erfunden
Documenta17, Athen

Zwiegespräche
Albertina, Wien
5. Mai bis 27. August
www.albertina.at