Maria Großbauer: Ihre
Pläne nach dem Opernball

Die ausgebildete Jazzsaxophonistin strebt vom Notenpult ans Rednerpult im Parlament

Fans des Opernballs kennen Maria Großbauer als umtriebige Opernball-Organisatorin. Fans der ÖVP kennen sie nicht ganz so gut als Kulturpolitikerin. Und doch sieht sie ihre berufliche Zukunft nun vor allem im Parlament.

von Ausgetanzt - Maria Großbauer: Ihre
Pläne nach dem Opernball © Bild: Ricardo Herrgott/News

Es sind die letzten spannungsgeladene Tage vor dem Opernball. Und es sind die letzten Tage Maria Großbauers als Opernball-Organisatorin. Wenn das Haus am Ring nach dem Großereignis langsam wieder in den Normalbetrieb übergeht, wird sie "nur noch" Politikerin und Abgeordnete zum Nationalrat sein.

© imago images/SKATA Maria Großbauer präsentiert die von Christian Lacroix entworfene Swarovski Tiara für die Debütantinnen des Opernball 2020

Im Wahlkampf 2017 hatte Sebastian Kurz Großbauer als prominente Quereinsteigerin auf seine Nationalratsliste geholt. Seither ist die studierte Jazzsaxophonistin und Werbefachfrau Kultursprecherin der ÖVP. Doch gibt man ihren Namen ins Suchfeld der Nachrichtenagentur APA ein, tauchen mehr Meldungen über den Opernball auf, als über ihre politische Tätigkeit.

»Offenbar hat es der Opernball so an sich, dass er mehr Interesse genießt«

"Offenbar hat es der Opernball so an sich, dass er mehr Interesse genießt", kommentiert sie dieses Missverhältnis. Dazu kommt, dass die ÖVP in der türkis-blauen Koalition mit Gernot Blümel den Kulturminister stellte, der wie jedes Regierungsmitglied die Parlamentarierin in den Schatten stellte - auch wenn die Kultur nicht ganz oben auf der To-do-Liste des Europaministers und Koalitionskoordinators stand. Jetzt wiederum wird die Kultur von der grünen Staatssekretärin Ulrike Lunacek betreut, den Kulturausschuss im Parlament leitet mit Eva Blimlinger ebenfalls eine Grüne.

Dafür kämpft Maria Großbauer

Was also soll man von Maria Großbauer mitbekommen? Es gibt ein Thema, bei dem die Musikerin und Tochter des Philharmoniker-Posaunisten Karl Jeitler in Fahrt gerät: die musikalische Bildung an den Schulen. "Dazu habe ich auch einen Antrag im Parlament eingebracht, der im Kulturausschuss einstimmig angenommen wurde", berichtet sie.

Musikerziehung auf dem Prüfstand

Kultur-und Bildungsminister, damals beide von der ÖVP, wurden darin aufgefordert, sich des Themas gemeinsam anzunehmen. "Denn früher wurde das immer von einem zu anderen geschoben. Das Kulturministerium hat gesagt, das gehört zur Bildung, das Bildungsministerium, es gehört zur Kultur."

»Mathematikunterricht würde man nie so dem Zufall überlassen«

Mehr als eine interministerielle Arbeitsgruppe und eine Bestandsaufnahme gilt es allerdings nicht zu vermelden. Eltern von Schulkindern wissen: Ob und wie viel musiziert wird, hängt von den privaten musikalischen Vorlieben des Lehrpersonals ab. "Mathematikunterricht würde man nie so dem Zufall überlassen", ist Großbauer überzeugt. Und argumentiert mit einer kanadischen Studie: "Da hat man 112.000 Kinder getestet und festgestellt: Die, die ein Instrument spielen, sind auch besser in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern. Je mehr geübt wurde, desto besser waren sogar die Noten." Ein Fokus auf die Musik sei also "eine wichtige Zukunftsstrategie für unser Land".


Natürlich geht es auch um den Tourismusfaktor Kultur: "Egal, ob man mit Künstlern spricht oder auf den Universitäten oder mit Vereinen - das wichtigste Thema ist der Nachwuchs. Wenn Österreich ein Musikland ist und wir das auch bleiben und nicht nur in der Vergangenheit leben wollen, muss man den Künstlern der Zukunft die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln." Und es geht darum, dass den Kulturinstitutionen das Publikum nicht ausgehen möge. "Wer geht sonst noch analog in ein Konzert oder erlebt die Emotion eines Schauspiels?"

Warum Kinder ein Instrument lernen sollten

Wer als Kind das Zuhören gelernt hat, lerne auch Empathie, erklärt Maria Großbauer. "Das Singen in der Schule bewirkt mehr Gemeinschaftliches als Sport, wo es um den Wettbewerb geht. Beim Singen sind alle gleich wichtig, jede Stimme ist wichtig für das Gesamte. Und man kann in jeder Sprache singen -das ist ein verbindendes Element."

Kritik an Peter Handke

Viel vorsichtiger wird die ÖVP-Kultursprecherin, wenn man sie zu anderen Problemfeldern der Kulturpolitik befragt. Die nunmehrige Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek hat die Kritik der ihr anvertrauten Szene bereits auf sich gezogen. Sie habe die Entscheidung des Nobelpreiskomitees, Peter Handke auszuzeichnen, nicht verstanden, erklärte die langjährige Europa-Abgeordnete und Berichterstatterin des Europaparlaments für den Kosovo in einem Interview.

Darf man als Kulturpolitikerin eine solche Anerkennung in Zweifel ziehen? Oder gilt das gleiche wie am Hahnenkamm -Hauptsache, ein Österreicher gewinnt? Auch Großbauer will sich nicht für den Nobelpreisträger, der wegen seiner Aussagen zu Serbien heftige Kritik einstecken muss, in die Schlacht der Argumente werfen: "Der Nobelpreis ist Ausdruck seiner literarischen Arbeit. Hat nichts mit Politik zu tun. Seine politischen Aussagen teile ich absolut nicht."

»Man kann sowohl für die freischaffende Szene sein als auch für die großen Institutionen«

Ein anderes Streitthema: Wird in grüner Hand die "Hochkultur" zugunsten der Alternativszene gerupft? Und würde die ÖVP das zulassen? Auch hier ein klares Unentschieden der ÖVP-Kultursprecherin. "Man kann sowohl für die freischaffende Szene sein als auch für die großen Institutionen. Ich möchte mich da nicht entscheiden müssen, beides ist wichtig." Klar ist hingegen ihre Aussage, dass es keine automatische Valorisierung der Basisabgeltung für Bundesmuseen und -theater geben soll, wohl aber mehrjährige Förderverträge für mehr Planungssicherheit und weniger Bürokratie. "Da sind wir uns mit den Grünen sehr einig."

»Eine Investition in Kultur ist einfach immer die richtige«

Der nunmehrige Finanzminister Gernot Blümel werde wohl auch bei den Budgetverhandlungen "auf jeden Fall weiter ein Interesse an der Kultur haben. Ich hoffe das Beste für das Kulturbudget." Denn, so sagt die Opernballchefin lachend: "Eine Investition in Kultur ist einfach immer die richtige." Beim Opernball werden die Stars auf dem roten Teppich gefeiert. Doch wer es nicht in diese erste Liga schafft, lebt oft unter prekären Verhältnissen. "Es muss nicht jeder in der ersten Reihe stehen, aber gut von seiner Arbeit leben zu können, muss schon das Ziel der Kulturpolitik sein", gesteht Großbauer ein. Sie hingegen muss nun beweisen , dass sie auch politisch überleben kann.