Auch Österreich wird jetzt zum Ziel des Hasses: Botschaft in Teheran angegriffen!

Wut über Karikaturen: Brandsätze & Steine geworfen<br>Polizei kann Erstürmung des Konsulats verhindern<br>Iran erzürnt: Teheran stoppt Handel mit Dänemark <b>PLUS:</b> BILDER der Ausschreitungen & Pressestimmen

Aufgebrachte Muslime haben auch am Montag weltweit gegen die in europäischen Zeitungen erschienenen Karikaturen des islamischen Religionsstifters Mohammed protestiert. In der iranischen Hauptstadt Teheran wurde die österreichische Botschaft angegriffen. Österreich hat gegenwärtig die EU-Ratspräsidentschaft inne. Etwa 200 Demonstranten schleuderten Brandsätze, Steine und Eier auf die Botschaft. Alle Fenster seien eingeschlagen worden, das Gebäude sei aber nicht in Brand geraten. Dutzende Sicherheitskräfte hinderten die Demonstranten an der Erstürmung der diplomatischen Vertretung, wie Botschafter Michael Stigelbauer nach Angaben des Außenministeriums in Wien bestätigte.

Auch Österreich wird jetzt zum Ziel des Hasses: Botschaft in Teheran angegriffen!

Der österreichische Botschafter in Teheran, Michael Stigelbauer, bestätigte nach Angaben des Außenministeriums in Wien, dass iranische Sicherheitskräfte die Erstürmung des Gebäudes durch Demonstranten verhindert haben. Die Botschaft wurde aus Sicherheitsgründen geschlossen. Außenministerin Ursula Plassnik betonte nochmals, dass die Sicherheit der österreichischen Bürger und Einrichtungen in den von den Protesten gegen die umstrittenen Karikaturen des Propheten Mohammed betroffenen Ländern absolute Priorität habe.

Als Reaktion auf die Angriffe auf die österreichische Botschaft verschärfte das Innenministerium (BMI) den Schutz einiger ausländischer Vertretungen in Wien.

Das Außenministerium wies auf die erhöhte Sicherheitsgefährdung in 19 Ländern hin. Die Liste umfasst neben dem Iran, dem Libanon, Syrien und Palästina auch Ägypten, Jordanien, Algerien, Äthiopien, Indonesien, Kuwait, Libyen, Malaysia, Marokko, Oman, Pakistan, Saudiarabien, Tunesien, die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Iranischer Botschafter ins Außenamt zitiert
Wegen des Angriffs auf die österreichische Botschaft in Teheran ist der iranische Botschafter in Wien, Seyed Mohsen Navabi, ins Außenministerium zitiert worden. Wie aus einer Aussendung hervorgeht, überreichte der Generalsekretär im Außenministerium, Johannes Kyrle, dem Vertreter der Islamischen Republik eine Protestnote.

"Der durch nichts zu rechtfertigende Angriff auf das österreichische Kulturforum durch den Einwurf von Molotow-Cocktails mit beträchtlichem Sachschaden sowie der Angriff auf die österreichische Botschaft in Teheran sind völlig unannehmbar", heißt es in der Protestnote.

Iran stoppt Handel mit Dänemark
Die iranische Regierung hat in Teheran den sofortigen Abbruch aller Handelsbeziehungen mit Dänemark angeordnet. Wie der Rundfunk in Kopenhagen berichtete, wurde der Schritt als "Vergeltung" für die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in Dänemarks größter Zeitung "Jyllands-Posten" begründet. Aus dem Handelsministerium wurde weiter angekündigt, dass allen dänischen Schiffen beim Anlaufen iranischer Häfen "besonders hohe" Gebühren auferlegt würden.

Nach Angaben des Industrieverbandes DI belaufen sich die dänischen Ausfuhren nach Iran nur auf 1,3 Mrd. Kronen (175 Mio. Euro) jährlich. Die Zuwachsrate habe dabei allerdings zuletzt 50 Prozent betragen. Iran führt lediglich Waren für 92 Mio. Kronen nach Dänemark aus.

Dänische Veranstalter sagen Reisen in islamische Länder ab
Der Dachverband der dänischen Reiseveranstalter hat für die kommenden zwei Wochen sämtliche Reisen nach Ägypten, Tunesien und Marokko abgesagt. Rund 2.500 dänische Touristen könnten aus diesem Grund ihre geplante Reise nach Ägypten nicht antreten, sagte ein Vertreter des Verbandes in Kopenhagen. Das Land gehört zu den beliebtesten Winterreisezielen der Dänen.

Sollte die Maßnahme bis Ende März verlängert werden, könnten den Angaben zufolge bis zu 15.000 Menschen von einer Reiseabsage betroffen sein. Der Verband, dem etwa 90 Prozent aller dänischen Reiseveranstalter angehören, reagiert mit seiner Ankündigung auf die Warnung des dänischen Außenministeriums vor Reisen in große Teile der islamischen Welt.

Bombenalarm bei "France Soir" - Redaktion geräumt
Wegen eines Bombenalarms ist die Redaktion des Pariser Boulevardblattes "France Soir" evakuiert worden. Das berichteten Journalisten der Zeitung, die die umstrittenen dänischen Mohammed-Karikaturen als erste in Frankreich nachgedruckt hatte. Das Gelände sei von der Polizei abgeriegelt worden, Suchhunde seien im Einsatz, hieß es.

Die Polizei habe alle Personen aus dem Gebäude entfernt und danach die Suche nach eventuellen Sprengsätzen begonnen, hieß es. "France Soir" hatte vergangene Woche die zwölf umstrittenen Karikaturen des Propheten Mohammed veröffentlicht. Darauf war der Chefredakteur des Blattes, Jacques Lefranc, vom ägyptischen Verlagseigentümer des Blattes entlassen worden.

Demonstrant im Libanon getötet
Bei den Protesten im Libanon ist nach Polizeiangaben ein Demonstrant in Beirut getötet worden. Bei dem Toten handle es sich um einen der Männer, die am Vortag das dänische Konsulat gestürmt und in Brand gesetzt hatten, teilte die libanesische Polizei mit. Der Polizei war es trotz eines massiven Aufgebots nicht gelungen, die Demonstranten unter Kontrolle zu halten. Innenminister Hassan Sabeh erklärte daraufhin seinen Rücktritt, der vom Ministerrat allerdings nicht angenommen wurde. Mit der einstweiligen Leitung des Ressorts wurde am Montag Ahmed Fatfat betraut.

Der libanesische Ministerpräsident Fouad Siniora, ein sunnitischer Muslim, verurteilte ebenso wie der sunnitische Großmufti Mohammed Kabbani die Übergriffe, die sich auch auf das Beiruter Christenviertel Achrafieh erstreckt hatten. Was hier geschehen sei, richte sich gegen den Islam und die Lehren des Koran, betonte der Premier. Es handle sich dabei um "eine von vielen Fallen", die dem Libanon von anderen Mächten gestellt werde. Siniora kündigte eine strenge Bestrafung der Verantwortlichen an. Staatspräsident Emile Lahoud hat die schweren Ausschreitungen islamischer Extremisten, in deren Verlauf auch eine maronitische Kirche angegriffen wurde, als "Anschlag auf die nationale Einheit" des Libanon schärfstens verurteilt. Die Empörung über die Karikaturen sei von der "Gesamtheit der Libanesen" ausgedrückt worden, unterstrich der christlich-maronitische Präsident am Montag in Beirut. Es sei nicht hinzunehmen, dass Demonstranten die Situation zu missbrauchen versuchten, "um Akte im Dienst der Feinde des Libanon zu begehen". Die libanesische Regierung entschuldigte sich offiziell bei Dänemark.

EU-Büro in Gaza erneut attackiert
Dutzende Palästinenser haben neuerlich das seit Tagen geschlossene EU-Büro in Gaza attackiert. Augenzeugen berichteten, die Randalierer hätten eine Fahne mit den Emblemen der Europäischen Union verbrannt. Sie bewarfen das Bürogebäude mit Steinen und Flaschen und schleuderten Eisenstangen. Die Demonstranten, von denen einige maskiert waren, skandierten Parolen gegen Dänemark und Europa. Polizeikräfte drängten sie nach einiger Zeit ab.

In der indischen Hauptstadt Neu-Delhi ist es erstmals zu Protesten gegen die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in europäischen Medien gekommen. Die Polizei habe einen Protestzug von 100 bis 150 muslimischen Studenten zur dänischen Botschaft mit Schlagstöcken aufgelöst, teilten die Behörden mit. Elf Polizisten und zwei Studenten seien leicht verletzt worden. Etwa 13 Prozent der rund 1,08 Milliarden Inder sind Muslime.

Zwei Todesopfer in Afghanistan
Bei Zusammenstößen mit der Polizei wurden in Afghanistan mindestens zwei Menschen getötet. In Indonesien wie auch in Afghanistan weiteten sich die Proteste auf Einrichtungen der USA aus. In der irakischen Stadt Kut verbrannten tausende Demonstranten deutsche, dänische und israelische Flaggen. Schiitische Demonstranten im Irak forderten ein Ende der diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu allen Staaten, in denen die Karikaturen veröffentlicht wurden und riefen zu einem Boykott der Produkte auf. Die Ministerpräsidenten von Spanien und der Türkei, José Luis Zapatero und Recep Tayyip Erdogan, riefen in einem Zeitungsbeitrag zu "Respekt und Ruhe" im Karikaturenstreit auf. Beide bedauerten die "unglücklichen Ereignisse" der vergangenen Tage, schrieben die Regierungschefs in der "International Herald Tribune". Sollte die Situation nicht schnell entschärft werden, könnten alle Seiten nur verlieren.

(apa/red)