Warum Atomkraft unnötig ist

Japan will zurück zur Atomkraft - Welche anderen Wege der Energiegewinnung es gibt

von Windräder stehen auf einer Wiese. © Bild: Istockphoto.com/NiseriN

Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011 hat es erneut eine Kehrtwende in der Atompolitik gegeben: So sind in Deutschland gleich acht Meiler stillgelegt worden, das letzte Atomkraftwerk soll Ende 2022 vom Netz gehen. Die Italiener, die seit dem Super-GAU in Tschernobyl 1986 auf Atomkraft verzichten, haben sich 2011 angesichts von Fukushima gegen einen Wiedereinstieg entschieden. Die Schweiz kündigte ebenfalls 2011 einen Atomaustritt an. Österreich, Irland, Neuseeland, die Philippinen und Dänemark verzichten derzeit unter anderem völlig auf Kernenergie. Es funktioniert also doch ohne Atomkraft.

Erneuerbare Energien

Fakt ist aber: Damit man auf Atomkraft verzichten kann, muss vermehrt in erneuerbare Energien investiert werden. Dazu zählen Windkraft, Wasserkraft, Bioenergie, Erdwärme, Meeresenergie und Sonnenenergie. Gerade Japan hat eine gute Ausgangslage in Bezug auf Sonne, Wind und Wasser und könnte laut Experten ohne größere Probleme auf erneuerbare Energien zur Stromgewinnung umsteigen. In den USA sollen laut neuem Klima-Programm erneuerbare Energien bis 2030 immerhin 28 Prozent der US-Kapazitäten ausmachen.

Weltweit geht der Trend laut einem Bericht des UN-Umweltprogramms UNEP in Richtung erneuerbare Energien. Vor allem Schwellen- und Entwicklungsländer investieren in saubere Energiegewinnung. 2014 sind weltweit 249 Milliarden Euro in Solarenergie, Windkraft und Biogasanlagen geflossen - das sind rund 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Diese Energien haben demnach Zukunft - auch wenn die Atomlobby und wirtschaftliche Interessen immer noch eine große Rolle spielen.

Windkraft in Europa Nummer eins

In Österreich ist die Windkraft auf dem Vormarsch. Seit Februar 2015 ist bekannt: Mit dem Windkraftausbau von 411 MW Windkraftleistung erreichte Österreich den sechsten Platz in der EU, wie die Interessengemeinschaft Windkraft Österreich ("IG Windkraft") in einer Aussendung mitteilte. Insgesamt wurden 2014 knapp 11.800 MW Windkraftleistung errichtet und rund 16 Milliarden Euro in den Windkraftausbau investiert. Erstmals hat die Windkraft damit die Atomkraft an errichteter Leistung in Europa überholt. Allerdings ist Österreich immer noch abhängig von Atomstrom aus dem Ausland. Laut "IG Windkraft" kursiert noch immer 12 Prozent an Atomstrom in heimischen Stromnetzen. Oft versteckt sich der Atomstrom unter dem Deckmantel der Wasserkraft. Denn es sei möglich, saubere Wasserkraftzertifikate zu kaufen, auf dreckigen Atomstrom zu kleben und somit den Strom grün zu waschen, so "IG Windkraft". Geht es nach dem österreichischen Ökostromgesetz sollte Österreich im Jahr 2015 bilanziell atomstromfrei sein. Dieses Ziel wurde verfehlt. Dennoch ist der Ausblick positiv, da immer mehr Österreicher auf Windenergie setzen. Allein in Niederösterreich sind 87 Prozent der Einwohner dafür, mehr Windräder zur Stromerzeugung zu errichten, wie IG Windkraft berichtet.

Strom sparen hilft

Was zusätzlich helfen könnte, auf Atomstrom beziehungsweise auf Atomkraft ganz zu verzichten? Stromsparen. So könnten beispielsweise durch den Austausch alter Kühlgeräte oder durch energieeffizientere Gebäude und Büroräume bereits enorm viele Kilowattstunden Strom gespart werden. Eine bekannte Studie der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) aus dem Jahr 2011 zeigt, wie groß das theoretisch vorhandene Sparpotential ist: Das darin enthaltene Zehn-Punkte-Programm schlägt Energieeffizienzmaßnahmen vor, die Deutschland bis 2020 jährlich 68,3 Milliarden Kilowattstunden Strom sparen könnten. Dadurch erspare sich Deutschland pro Jahr 19,3 Milliarden Euro. Das wiederum ermögliche, alle weiteren Atomkraftwerke klimaneutral zu ersetzen, selbst wenn in den nächsten Jahren der Bedarf an Strom steigen würde, heißt es in der Studie.

Zu den vorgeschlagenen Sparmaßnahmen zählen unter anderem:

  • die Verbreitung energieeffizienter Querschnittstechnologien (Techniken zur Erhöhung der Energieeffizienz) in Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen sowie der der Einsatz von sensorgesteuerten Bürobeleuchtungssystemen und der Austausch elektrischer Speicherheizungen
  • Es soll ein kontinuierliches Monitoring in Bezug auf Einspareffekte eingeführt und eine ambitionierte freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie zu konkreten branchenbezogenen Einsparungen forciert werden.
  • die Gründung eines Energieeffizienzfonds: Er soll Anreize für Firmen und Konzerne bieten und über Maßnahmen zum Energiesparen informieren.
  • die Abwärme von Kraftwerken und Fabriken soll besser genutzt werden und Gebäude sollen saniert werden.
  • die Einführung von Einsparverpflichtungen für Energielieferanten (Weiße Zertifikate): Besonders energiesparsame Firmen können Zertifikate erlangen und diese dann an weniger sparsame Unternehmen weiterverkaufen.

Das Potential, um Energie zu sparen oder auf erneuerbare Energien umzusteigen, ist klar vorhanden. Eine Durchführung wäre realistisch. Nur an der Umsetzung hapert es noch.

Kommentare

strizzi1949

Uns Normalsterbliche nötigen sie zum Stromsparen! Und was machen die, sie bauen einen Glaspalast nach dem Anderen! Diese Häuser müssen im Sommer im Inneren heruntergekühlt werden! So eine Klimaanlage braucht Strom, viel Strom! Aber das ist ja wurscht, Hauptsache wir Kleinen sparen Strom! Es ist verlogen, so eine Politik zu betreiben!

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