"Für mich ist er als Vater
ein Sadist und Psychopath"

Prozess gegen steirischen Arzt fortgesetzt: Ex-Freundin hat von Quälereien der Kinder gehört

Im Grazer Straflandesgericht ist am Mittwoch der Prozess gegen den steirischen Arzt Eduard L. mit der Befragung einiger Zeugen fortgesetzt worden. Ihm wird vorgeworfen, jahrelang seine vier Kinder gequält zu haben. Er soll sie durch Selbstmorddrohungen und -verletzungen verunsichert und durch abfällige Bemerkungen gekränkt haben. Der Angeklagte bestritt die Vorwürfe bisher großteils.

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Steiermark - "Für mich ist er als Vater
ein Sadist und Psychopath"

Die Neuauflage des Prozesses - gegen den Freispruch in erster Instanz wurde erfolgreich berufen - ist seit Ende Februar im Gange. Nachdem die Kinder und die Ex-Frau als Zeugen gehört wurden, waren nun die Partnerinnen des Angeklagten am Wort. Als erste wurde jene Frau aufgerufen, mit der Eduard L. aktuell liiert sein soll. Sie gab an, mit ihm eine aufrechte Beziehung zu haben und verweigerte daher die Aussage.

Diskussion über Lebensgemeinschaft

Rund 45 Minuten wurde von den Anwälten, dem Staatsanwalt und dem Richter diskutiert, ob es tatsächlich eine Lebensgemeinschaft sei, was diese genau auszeichne und ob die Zeugin tatsächlich das Recht der Aussageverweigerung habe. Das Gericht kam zu dem Schluss, dass eine aufrechte Lebensgemeinschaft nicht automatisch bedeutet, die gleiche Meldeadresse zur haben.

Ex: Von Quälereien der Kinder gehört

Dann kam eine Ex-Freundin zu Wort, mit der der Beschuldigte eine Beziehung gehabt hatte. Die Quälereien der Kinder hatte sie nicht selbst gesehen, wohl aber davon gehört. "Für mich ist er als Vater ein Sadist und Psychopath", beschrieb sie ihren Ex-Freund. Selbstmorddrohungen habe er auch ihr gegenüber immer wieder getätigt. Sie selbst war damals auch suizidgefährdet, erzählte sie. Der Angeklagte setzte sie immer wieder unter Druck: "Ich habe nicht mehr gewusst, was der mit meinem Kopf macht", meinte die Zeugin.

"Habe gewusst, wenn ich bleibe, muss ich sterben"

L. soll ihr auch erzählt haben, er habe Sprengstoff und wolle sein Haus in die Luft sprengen. "Warum sind Sie nicht gegangen, Sie waren 23 Jahre alt?", fragte Richter Oliver Graf. "Ich habe gewusst, wenn ich in der Beziehung bleibe, muss ich sterben. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich es überlebe, wenn ich gehe", schilderte sie ihr Dilemma.

Gemeinsamen Selbstmord vorgeschlagen

Mittlerweile ist die Beziehung Geschichte, dafür ist sie mit den vier Kindern befreundet. Die Mutter der Ex-Freundin war ebenfalls als Zeugin geladen. Sie erzählte, dass er ihr eine Schusswaffe gezeigt habe und gesagt, er habe Angst vor seiner Frau. Mit Fotos von seinen Verletzungen "hat er mich unter Druck gesetzt". Ihr soll er - ebenso wie ihrer Tochter - einen gemeinsamen Selbstmord vorgeschlagen haben. "Ich hab' gesagt, spinnst ein bissl?"

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