König der Metamorphose

Schnellverwandlungskünstler Arturo Brachetti verzaubert in atemberaubendem Tempo Wien

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© Video: NEWS.AT

NEWS.AT: Was hat dich dazu bewegt, Verwandlungskünstler zu werden?
Arturo Brachetti: Weil ich so extrem schüchtern war, hat mich mein Vater zu einem Seminar angemeldet. Dort ist ein Priester aufgetreten, der Zaubertricks vorgeführt hat. Ich habe ein paar Kostüme ausprobiert und durch das Umziehen kam ich auf die Idee, schnell in verschiedene Charaktere zu schlüpfen. Den Leuten, denen ich das vorgeführt habe, hat das gefallen und als ich 20 Jahre alt war, konnte ich mich blitzschnell in sechs verschiedene Charaktere verwandeln. Dann bin ich nach Paris gegangen und da hat man mich sofort engagiert. Dank dem Theater und meinen Auftritten bin ich seitdem nicht mehr schüchtern (lacht)!

NEWS.AT: Gibt es auch irgendwelche verrückten Dinge, die bei der Show schon mal passiert sind?
Arturo Brachetti: Ja, manchmal geschehen auch Unfälle in der Show. Ab und zu auch ganz witzige. Es muß ja alles sehr schnell gehen. Vor zwei Jahren zum Beispiel musste ich als Fellini´s Trapez-Artistin raus und ich konnte mein Top nicht finden. Also musste ich halbnackt auf die Bühne. Das Publikum fand das im ersten Augenblick merkwürdig, hat aber dann doch gelacht. Natürlich passieren auch gefährliche Unfälle, aber bis jetzt habe ich immer Glück gehabt. Einmal habe ich mir bei einem Stunt die Hand gebrochen. Ich habe mir noch am selben Tag eine Titanplatte einsetzen lassen und bin am nächsten Abend wieder aufgetreten. (Arturo lacht und zeigt mir seine Narben an Füßen und Armen).

NEWS.AT: Wie wählst du deine Charaktere aus?
Arturo Brachetti: Zuerst denken wir uns ein Hauptthema aus. Letztes Jahr zum Beispiel hatten wir das Thema Horror. Ich schreibe alle Horror-Charaktere der Filmgeschichte zusammen, die das Publikum kennt, und fertige danach eine Liste bzw. ein Konzept an. Oft sind die Themen auch länderspezifisch. Vieles funktioniert in Italien anders als in England, wie zum Beispiel: Don Camillo. In Italien und Frankreich kennt man Don Camillo, in England eher weniger, da ist es halt einfach ein italienischer Priester. Und für das chinesische Publikum ist die Filmgeschichte so gut wie neu.

NEWS.AT: Verrätst du uns einen Verwandlungs-Trick?
Arturo Brachetti: (Lacht!) Das sind natürlich alles Tricks. Zum einen spielen die speziellen Kostüme eine Rolle und ich folge einem sehr strikten Plan. Der zweite Trick ist, und das ist wirklich kein Geheimnis: Der perfekte organisatorische Ablauf hinter der Bühne. Ich habe zwei Leute, die mir permanent dabei helfen. Man kann sich das vorstellen wie bei einem Ferrari im Boxenstopp. Alles ist extrem penibel strukturiert.

NEWS.AT: Du bist so unglaublich schnell, dass man glaubt, du hättest einen Zwilling. Das hast du vermutlich schon mal gehört, oder?
Arturo Brachetti: Viele glauben sogar, dass ich ein Drilling bin. Natürlich denken das viele Leute, das ist ja auch der einfachste Gedanke. Aber jeder darf denken, was er möchte. Das ist gut für meine Legende!

NEWS.AT: Was war dein erstes Kostüm?
Arturo Brachetti: Bei meinem ersten Karneval war ich sechs Jahre alt, alle Kinder gingen verkleidet zur Schule. Aber meine Familie war ziemlich arm und wir hatten kein Geld für ein Kostüm. Ich erinnere mich, dass ich meiner Großmutter ein Riesen-Drama gemacht habe, ich wollte unbedingt mit einem Kostüm in die Schule gehen. Meine Großmutter hat mir dann ein weiß-schwarzes Harlekin-Kostüm genäht und ich war überglücklich.

Die Bühnen-Show ist meine Psychotherapie

NEWS.AT: Du verwandelst dich in so viel verschiedene Personen – was fasziniert dich daran und was ist deine Lieblingsrolle?
Arturo Brachetti: Es muss alles so schnell gehen, dass ich den Charakter in dieser kurzen Zeit nicht fühlen kann. Für mich ist die Show ein absoluter Marathon. Die schwierigste Rolle für mich ist, wenn ich ohne Kostüm und ohne Maske auftrete. Ich fühle mich nackt, ohne Schutz, habe keine Maske in der ich mich verstecken kann.

NEWS.AT: In deiner Show bringst du dein Publikum zum Träumen und zum Staunen, lässt es Alltagssorgen vergessen. Ist das dein schönster Gedanke oder hast du einfach Spaß mit dem was du tust?
Arturo Brachetti: Mein Job erfüllt mich. Außerdem habe ich das Peter Pan Syndrom. Ich möchte nicht erwachsen werden und war deshalb beim Psychologen. Die haben gesagt, dass das gut ist was ich tue, ich verdiene dabei Geld und meine Familie und ich sind glücklich. Wenn ich das Publikum zum Staunen bringe, fühle ich mich beflügelt, das gibt mir Energie. Eines Tages begegnete ich nach einer Show einem fünfjährigen Kind, das mich fragte: Jetzt wo du nach Hause gehst, wirst du fliegen oder fährst du mit dem Taxi? Das hat mich unglaublich berührt.

"Arturo Brachetti bringt jedem Zuschauer das Kostbarste zurück, das es gibt: die Erinnerungen seiner Kindheit"

Mit NEWS.AT zu Premiere!

ARTURO BRACHETTI - "Die schnellste Theatershow der Welt"
Spielzeit: 20. bis 31. Dezember 2011
Premiere ist am 21. Dezember
im MuseumsQuartier Wien

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