"Arschlecker" und "Würschtl" beschäftigten
Gericht: Fritz Muliar von Seledec angeklagt

ORF-Publikumsrat: Schauspieler beleidigte Redakteur Verhandlung wegen übler Nachrede wurde vertagt

Journalisten waren bei der öffentlichen Sitzung anwesend und hatten die verbale Auseinandersetzung seinerzeit publiziert. Die Verhandlung bei Einzelrichterin Brigitte Zeilinger wurde wegen Einvernahme von Seledec - er war zum Prozess nicht erschienen - auf unbestimmte Zeit vertagt.

Seledec hatte im November mit seiner Teilnahme an einer Kranzniederlegung am Grab des NS-Luftwaffenoffiziers Walter Nowotny und davor mit der Unterzeichnung einer FPÖ-Parte zum Tode des früheren FP-Chefs Friedrich Peter für Aufregung gesorgt. Im November hatte der ORF eine interne Kommission eingesetzt, um "das inkriminierte Verhalten nach rechtsstaatlichen Grundsätzen und umfassend zu beurteilen", hieß es damals aus dem Sender.

Beleidigung am 5. Dezember
Die Causa Seledec kam am 5. Dezember bei einer Sitzung des ORF-Publikumsrats, der auch Muliar beiwohnte, zur Sprache. Nach Äußerungen von Georg Weißmann, Vorsitzender der besagten Kommission und auch des Publikumrates, unter anderem über das Thema Widerstand, sagte Muliar laut einem bei der Sitzung mitgeschnittenen Tonband, das am Freitag bei der Verhandlung als Beweis vorgespielt wurde: "Es ist so traurig, dass diese Debatte Widerstand, KZ (....), dass das zusammengemischt wird mit einer Debatte über ein Würschtl. Der Herr Seledec ist ein Würschtl." Er, Muliar, kenne den jetzigen zentralen Chefredakteur bereits aus Zeiten der Diskussionssendung "Club 2". Zitat aus dem Tonband: "(...) Jetzt kommt dieses Würschtl, dieser Arschlecker der damaligen Zeit (...)".

Mit der "damaligen Zeit" habe Muliar nicht die Zeit der Nationalsozialisten gemeint, vielmehr die gemeinsame Zeit im "Club 2". Muliar sei damals ab und zu Diskussionsleiter gewesen, Seledec habe laut dem Schauspieler geschaut, dass im Studio alles in Ordnung war. Muliar meinte, er bezeichne Leute, die so übertrieben freundlich seien, als "Arschlecker". "Der war immer so einer. Ich mag diese übertriebene Freundlichkeit nicht."

Der Schauspieler: "Ich habe alle Leiden als Sträfling des Dritten Reiches mitgemacht. Und ich habe mir geschworen, ich werde nicht schweigen, wenn ich sehe, dass jemand etwas tut, was der Republik nicht gut tut." Als er die Bilder mit Seledec und den Skinheads bei Nowotnys Grab gesehen hat, sei er traurig und empört gewesen. "Wir haben das Jahr 2005 und solche Sachen passieren noch in Österreich", sagte Muliar. "Ich habe mir erlaubt, meine Meinung zu sagen, mit den falschen Worten, das gebe ich zu. (....) Vielleicht mache ich es manchmal zu emotional, zu grob oder zu blöd, aber ich sag meine Meinung." Der Mime: "Es war unrecht, dass ich es gesagt habe, es tut mir Leid."
(apa)