Was Österreichs beste Arbeitgeber
vom 12-Stunden-Tag halten

Kein Thema oder ohnehin schon gängige Praxis? Wir haben nachgefragt

Die Koalitionspartner FPÖ und ÖVP haben sich auf den umstrittenen 12-Stunden-Tag geeinigt und bereits einen entsprechenden Gesetzestext eingebracht. Die Kritik daran nimmt kein Ende, es wird von einem Angriff auf Gesundheit, Geldbörse und Freizeit gesprochen. Doch wie sehen es Österreichs beste (laut Trend & kununu-Ranking) Arbeitgeber? Gibt es hier den 12-Stunden-Tag schon oder werden sie diesen einführen? News hat nachgefragt.

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Arbeitszeitflexibilisierung - Was Österreichs beste Arbeitgeber
vom 12-Stunden-Tag halten

Seit Monaten wird über den 12-Stunden-Tag und die geplante Arbeitszeitflexibilisierung gesprochen, nun ist es fix. Die Regierung hat bereits einen Gesetzestext eingebracht, der besagt, dass nun statt wie bislang zehn zwölf Stunden am Tag bzw. statt maximal 50 nun 60 Stunden in der Woche gearbeitet werden darf. Diese Möglichkeit gab es zwar bis dato auch schon, allerdings war der 12-Stunden-Tag nur möglich, wenn das zur Verhinderung eines „unverhältnismäßigen wirtschaftlichen Nachteils“ vorübergehend nötig war. Eine Zustimmung des Betriebsrates war dazu nötig und zulässig war es auch nur in 24 Wochen pro Jahr.

Nun wird die Verhängung des 12-Stunden-Tages massiv erleichtert, es muss kein wirtschaftlicher Nachteil nachgewiesen werden und der Betriebsrat muss nicht mehr zustimmen.

Flexibilisierung schon seit Jahren bei Denzel

Doch wie handhaben das Österreichische Top-Unternehmen? Werden Sie diesen Vorteil nun ausnutzen?
Autohersteller Denzel etwa hat diese Flexibilisierung schon seit Jahren in einer Betriebsvereinbarung geregelt, wie Gregor Strassl, Vorstandssprecher der Denzel Auto AG erklärt. „Anlassbezogen machen wir das in Abstimmung mit dem Betriebsrat, den wir vorab informieren. Dies ist bei Denzel gut gelebte Praxis." Ändern wird sich demnach also durch das Gesetz nichts.

Für BMW "kein Thema"

Für das BMW Group Werk in Steyer ist eine Ausweitung der Arbeitszeiten im Produktionsbetrieb "kein Thema", wie Geschäftsführer Christoph Schröder erklärt. "Wir haben jedoch als international tätiges Unternehmen beinahe 130.000 Mitarbeiter, die aktuell in 30 Standorten in 14 Ländern weltweit in verschiedensten Zeitzonen im Einsatz sind, daher könnte hier eventuell die Arbeitszeitflexibilisierung in einzelnen Fällen bei länderübergreifenden Projektarbeiten Sinn machen", relativiert er jedoch das Gesagt wieder ein wenig.

SKF: "Beste Möglichkeit, um zu arbeiten wenn Not am Mann ist"

SKF-Personalleiter Werner Feilinger will zu den Regierungsplänen "nichts sagen", da er sie für "noch nicht ganz ausgegoren" hält. Grundsätzlich sieht er in der Flexibilisierung jedoch die "beste Möglichkeit", um ohne Probleme zu arbeiten, wenn "Not am Mann" ist - allerdings nur in Abstimmung mit der Belegschaft. Bei SKF sei dies im täglichen Schichtbetrieb aber meist gar nicht so relevant, da hier der Tag in drei Mal Acht-Stunden-Schichten geteilt sei. Und ob zwölf Stunden für gewisse Tätigkeiten überhaupt möglich seien, bezweifelt der Personalchef ohnehin. Wenn er nämlich sich Arbeiter, die um sechs Uhr in der Früh die achtstündige Nachtschicht verlassen, anschaue, sähe er, dass diese acht Stunden das "absolute Maximum" sind.

Vace sieht Vorteile, betont aber die Ausnahme

"In unserem Unternehmen wird es sicherlich keinen, wie aus den Medien teilweise zu entnehmenden, erzwungenen 12-Stunden-Arbeitstag geben, da es bereits jetzt entsprechende individuell abgesprochene Arbeitszeiten mit den Mitarbeitern gibt (Beispielsweise aufgrund vorgegebener Abholzeiten der Kinder in Kindergärten etc…)", heißt es vom Dienstleister Vace. Das Unternehmen mit Sitz in Linz beschäftigt rund 900 Mitarbeiter.
Die Pläne der Regierung zur Arbeitszeitflexibilisierung würden die Abdeckung von Auftrags-Arbeitsspitzen erheblich erleichtern, doch im internen Bereich des Unternehmens gäbe es noch keinen 12-Stunden-Tag. Zudem wolle man festhalten, dass der 12-Stunden- Tag sicherlich nicht zur „Regelarbeitszeit“ werden würde.

Gesetzesanpassung für Pöttinger "dringend notwendig"

Beim Landtechnikhersteller Pöttinger gibt es bereits jetzt im Bedarfsfall den 12-Stunden-Tag. Die Anpassung des Gesetzes erachtet Gregor Dietachmayr, Sprecher der Geschäftsführung, für "dringend notwendig" und sie sei in manchen Bereichen von MitarbeiterInnen "sogar gewünscht", da diese Flexibilität den Mitarbeiterin erleichtere, ihre Aufgaben zu bewältigen. Jetzt würden sich zum Beispiel MitarbeiterInnen im Außendienst dazu gezwungen sehen, zusätzliche Nächtigungen zu tätigen, da eine Rückreise innerhalb der gesetzlich erlaubten Arbeitszeit oft nicht mehr möglich sei. Es sei aber natürlich anzustreben, dass das neue System für beide Seiten Vorteile bringe, was laut Dietachmayr durchaus "möglich sei". Für die Firma wäre diese Flexibilisierung ein Vorteil, da Pöttinger in einem saisonalen Umfeld agiere, wo Zeit- und Erntefenster genutzt werden müssen. Neben diesen Hochphasen gäbe es dann eben auch Phasen, in denen weniger Arbeitszeit in Anspruch genommen werden müsse.

Wie steht Österreich mit dieser neuen Regelung der Höchstarbeitszeit im EU-Vergleich da?

Mit einer maximalen Arbeitszeit von 12 Stunden pro Tag würde sich Österreich im EU-Schnitt befinden. Österreich würde mit der Regelung gleichziehen mit Ländern wie Griechenland, Ungarn oder den Niederlanden.

Mehr als 12 Stunden darf beispielsweise in Schweden oder Dänemark gearbeitet werden. In beiden Ländern gibt es jedoch keine explizite Regelung; aus diesem Grund greift die EU-weite Vorschrift, die eine Arbeitsruhe von mindestens 11 Stunden pro Tag vorsieht.

In Spanien liegt die tägliche Maximalarbeitszeit übrigens bei 9,29 Stunden.