Arbeit, die krank macht

Leistungsdruck steigt stetig - Immer mehr Mitarbeiter setzen Gesundheit aufs Spiel

Wie oft haben Sie in letzter Zeit auf eine Pause verzichtet? Wie oft Ihr Mittagessen vor dem Bildschirm verzehrt? Und wie oft die Arbeit mit nach Hause genommen, weil sich das Pensum nun mal nicht anders erfüllen hätte lassen? Wie eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt, riskieren Mitarbeiter zunehmend ihre Gesundheit, um dem stetig steigenden Druck am Arbeitsplatz standzuhalten.

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Bertelsmann-Studie - Arbeit, die krank macht

Die Message ist unmissverständlich: Mehr leisten! So beklagen 42 Prozent der 1.000 in Deutschland befragten Beschäftigten, dass ihr Arbeitsumfeld durch die Erwartung an steigende Leistungsziele geprägt ist. Ein Drittel fragt sich, wie es die ständig steigenden Anforderungen bewältigen soll. Und 18 Prozent stoßen oft bis an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Wird das Ziel dennoch erreicht, gilt es bald als neuer Maßstab.

Krank machende Coping-Strategien

Was also tun? Rebellieren und sich gegen die steigenden Anforderungen zur Wehr setzen? In einer Zeit, in der kaum ein Arbeitsplatz sicher scheint, wohl kaum! Da doch eher versuchen, schneller zu arbeiten. So legen 22 Prozent der Beschäftigten ein Arbeitstempo an den Tag, das sie eigenen Angaben zufolge nicht langfristig durchhalten können. Ebenso viele verzichten auf Pausen. Elf Prozent arbeiten in der Freizeit. Jeder Achte kommt sogar krank in die Arbeit. Und sechs Prozent pushen sich mit vermeintlich leistungssteigernden Substanzen wie Koffein, Nikotin, Alkohol und Medikamenten.

Kaum Mitspracherecht bei Arbeitsmenge

Zwar geben 55 Prozent der Befragten an, ihre Arbeit selbst planen und einteilen zu können. 58 Prozent meinen, sie könnten die Zeit ihrer Pausen, 50 Prozent das Arbeitstempo selbst bestimmen. Dagegen haben aber gerade einmal 31 Prozent Mitspracherecht hinsichtlich ihrer Arbeitsziele. Und gar nur ein Fünftel kann die Menge der Arbeit, die ihm übertragen wird, beeinflussen. Mehr Flexibilität also schön und gut. Doch was mag sie bringen, wenn die Ziele oft schlichtweg unerreichbar sind?

Realistische Zielvorgaben notwendig

Eine Lösung muss also her! Und die lautet: Unrealistische und ständig steigende Zielvorgaben eliminieren und stattdessen regelmäßig offene, verbindliche und realistische Zielvereinbarungsgespräche führen. Realistisch in dem Sinn, als dass die Ziele innerhalb der vertraglichen Arbeitszeit erreicht werden können. Es zeigte sich auch, dass größere Handlungsspielräume die Arbeitszufriedenheit, die Work-Life-Balance und das Wohlbefinden steigern, wohingegen nicht vergütete Überstunden als Ausdruck mangelnder Anerkennung kontraproduktiv wirken.

Arbeitgeber und Arbeitnehmer gefordert

Dabei ist der Arbeitgeber den Studienautoren zufolge gefordert, ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen. Dazu Vorstandsvorsitzender der BARMER GEK, Dr. Christoph Straub: "Wir brauchen in Unternehmen eine Kultur, die Gesundheit als Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg anerkennt und fördert." Und auch der Arbeitnehmer ist gefordert. Denn der muss lernen, seine eigenen Leistungsgrenzen wahrzunehmen, anzunehmen, zu kommunizieren und durchzusetzen.

Hier geht's zur Bertelsmann-Studie.

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Kommentare

christian95 melden

Österreichs Arbeitnehmer haben es gut. In keinem anderen Land gibt es so viele Arbeitnehmervertreter wie in Österreich.
10 ÖGB´s, 10 AK´s, 10 Sozialminister, 10 FrauenministerInnen, weil das noch immer zu wenige sind, auch noch viele Fachgewerkschaften, jede wieder mal 10 Arbeitsminister, Konsumentenschutz, 1.000e Betriebsräte....

Ivoir
Ivoir melden

christian95, Sie gehören also demnach nicht zu Österreichs Arbeitnehmern, und Sie haben nicht von den Lohnerhöhungen und Rechten profitiert die für die AN ausgefochten wurden?? Sind Sie vielleicht Schwarzarbeiter und kassieren Arbeitslose oder Krankengeld?

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