Anlagenbauer Andritz einigt sich mit Siemens über VA Tech Hydro-Übernahme

Kaufpreis geheim, angeblich um die 200 Mio. Euro

Das monatelange Rennen um die VA Tech Hydro ist zu Ende. Aus dem Kreis der letzten drei verbliebenen Bewerber hat Siemens die Andritz-Gruppe als bevorzugten Bieter ausgewählt. Damit steht der neue Eigentümer der VA-Tech-Kraftwerkssparte fest. Die Endverhandlungen will Siemens nun zügig abschließen. Der Kaufpreis, derzeit noch geheim gehalten, beträgt angeblich um die 200 Mio. Euro.

Durchgesetzt hat sich Andritz im Wettlauf um die Hydro gegen die zuletzt stark favorisierte Investorengruppe um die Cross Industries von KTM-Großaktionär Stefan Pierer und gegen den argentinischen Energie-Anlagenbauer Impsa, der - anders als in Medienberichten kolportiert - am Montag doch ein verbindliches Angebot abgegeben hatte.

"Andritz war in der Gesamtbewertung am besten", sagte Siemens-Österreich-Chefin Brigitte Ederer in einer gemeinsam mit Andritz-Boss Wolfgang Leitner abgehaltenen Pressekonferenz. An der Börse legte die Andritz-Aktie kräftig zu - um 8,0 Prozent auf 106,20 Euro.

Im Gesamtpaket kauft Andritz die Hydro nicht, übernommen werden nur die beiden Teile Wasserkraft und Generatoren. Der kalorische Kraftwerksbau (Combined Cycle), der rund 200 Mitarbeiter beschäftigt, "bleibt bei uns", so Ederer. Interessiert war Andritz von Anfang an primär am Wasserkraftwerksbau. Die Grazer sind bereits langjährig auch im Geschäft mit Wasserturbinen tätig. "Aus unserer Sicht ist das eine sehr gute Ergänzung", unterstrich Leitner.

Mit der Hydro steigt der Konzernumsatz von Andritz um rund 30 Prozent auf 2,5 bis 2,6 Mrd. Euro. Das Umsatzvolumen, das zusätzlich hereingenommen wird, bezifferte Leitner mit etwa 600 Mio. Euro. Eine Erstkonsolidierung der Hydro in der Konzernbilanz hält er rückwirkend mit 1. Jänner 2006 für möglich.

Übernommen werden rund 3.000 Mitarbeiter, davon 200 bis 250 vom Hydro-Part der VA-Tech-Automatisierungssparte SAT, den Siemens mitverkauft. In Zukunft beschäftigt Andritz weltweit knapp 9.000 Leute.

Der Kaufpreis wird erst nach Abschluss der Exklusiv-Verhandlungen bekannt gegeben. Angeblich soll er um die 200 Mio. Euro betragen. Leitner betonte, dass Andritz den Preis aus der eigenen Kasse finanzieren könne. Eine Kapitalerhöhung oder Kreditaufnahme schloss er aus.

Der Hydro-Verkauf wurde von Brüssel aus kartellrechtlichen Gründen angeordnet (und bezog sich auf das Wasserkraft-Geschäft). Nur unter dieser Bedingung durfte Siemens im Vorjahr den VA-Tech-Konzern übernehmen. Die Münchner betreiben mit der deutschen Voith ein Wasserkraft-Joint-Venture, mit der Hydro wäre hier nach Auffassung Brüssels eine zu große Marktmacht entstanden.

Gestartet wurde der Verkaufsprozess für die Hydro vor fünf Monaten. Die Entscheidung für Andritz begründete Ederer mit einem "attraktiven Gesamtpaket", das die Steirer beim Preis und den vertraglichen Konditionen vorgelegt hätten. Auch das verlangte Konzept für den steirischen Problemstandort Weiz war nach ihren Worten "überzeugend". Die Auflage der EU, dass das Unternehmen nach dem Verkauf "überlebensfähig" sein müsse, sieht Ederer durch das Andritz-Angebot ebenfalls erfüllt.

"Wir können Weiz auch in Zukunft gut absichern", betonte Leitner. Andritz sei zuversichtlich, in der Generatoren-Fertigung Zusatzvolumen schaffen zu können. Und im Fall eines Rückgangs der Lohnfertigung für Dritte sollte es möglich sein, diesen Rückgang durch Fertigung für Andritz-Gesellschaften zumindest auszugleichen. In Weiz sind knapp 1.000 Mitarbeiter beschäftigt.

Im Zuge der Übernahme des VA-Tech-Konzerns durch Siemens ist General Electric (GE) als langjähriger Hydro-Auftraggeber abgesprungen - wegen der Konkurrenz mit den Münchnern. An einer Zusammenarbeit mit dem US-Konzernriesen sei Andritz interessiert, sagte Leitner. Man habe zuletzt ein Gespräch mit GE geführt, "und wir werden auch ein weiteres führen". Von einem Großkunden abhängig sei man aber nicht.

Ausgestochen hat Andritz das Konsortium um den oberösterreichischen Unternehmer Pierer (mit dem Baukonzern Porr, der UIAG und dem steirischen Ex-Landesrat Herbert Paierl an Bord). Pierers Gruppe, zuletzt mit GE als Geschäftspartner im Rücken, hatte für die gesamte Hydro geboten - nach APA-Informationen lag der Preis bei 145 Mio. Euro.

Dass sein Konsortium nicht zum Zug gekommen ist, ist für Pierer nicht weiter tragisch: "Andritz war ein seriöser Mitbewerber. Man muss das sportlich sehen." Es gebe noch genug andere Projekte in Österreich.

Grundsätzlich nicht gegen eine Übernahme der Hydro durch Andritz ist der steirische Landeshauptmann Franz Voves (S), der im Vorfeld des Deals öfters mit Konsequenzen gedroht hatte, falls es zu einer Infragestellung des Standorts Weiz kommen sollte. Wenn es eine Standortgarantie gebe, dann sei alles in Ordnung.

"Dass es nun für die Hydro in Weiz eine Lösung gibt, ist gut", so SP-Wirtschaftssprecher Johann Moser in einer Presseaussendung. Für das Unternehmen, das Management und die Belegschaft sei es wichtig, dass es eine Entscheidung gibt. Moser erinnerte jedoch daran, dass mit dem Verkauf der Hydro "die Filetierung des größten österreichischen Technologiekonzerns (VA Tech, Anm.) begonnen hat".

(apa/red)