Angst vorm Altern wie weggeblasen:
Sperma als Jungbrunnen für unseren Körper

Substanz in Samenflüssigkeit regt "Selbstfressung" an Geschädigte Zellbestandteile werden "entsorgt"

Der menschliche Körper ist fähig, geschädigte Zellbausteine selbst abzubauen. Der Körper entledigt sich dieses "zellulären Mülls" mittels der sogenannten Autophagie ("sich selbst fressen"). Grazer Biowissenschafter fanden nun heraus, dass von außen hinzugefügtes Spermidin diesen Prozess ankurbeln kann.

Angst vorm Altern wie weggeblasen:
Sperma als Jungbrunnen für unseren Körper

Spermidin ist eine Substanz, die sich in allen menschlichen Körperzellen findet, u.a. reichlich im Sperma, wo es erstmals gefunden wurde. Hohe Konzentrationen dieses natürlichen Polyamins finden sich auch in Grapefruits, Weizenkeimen und Sojabohnen. Die Substanz hilft wachsenden Zellen bei der Produktion von Nukleinsäure und Protein. Die Menge von Spermidin im Körper erhöht sich bei einer Beschleunigung des Stoffwechsels, bei verlangsamtem Stoffwechsel und im Alter nimmt die Konzentration ab.

Ebenso verringert sich die Fähigkeit des Körpers, geschädigte Proteine über den Prozess der Autophagie zu entsorgen. Von außen hinzugefügtes Spermidin kann diesen Vorgang - die Grazer Forscher sprechen vom "wichtigsten Faktor für Langlebigkeit" - in Gang halten: "Die Maschinerie läuft nach Spermidinzugabe auf Hochtouren", so Frank Madeo und Tobias Eisenberg vom Institut für Molekulare Biowissenschaften an der Karl-Franzens Universität Graz. Die Ergebnisse könnten für die klinische Forschung relevant werden, zum Beispiel bei Alterserkrankungen wie Alzheimer und Parkinson: Diese entstehen durch Ablagerung von verklumpten Proteinen, also Zellenabfall in Nervenzellen. "Es könnte sein, dass wir den heiligen Gral der Altersforschung gefunden haben", meint Eisenberg, Erstautor der Studie.

"Menschliche Immunzellen, Fliegen, Würmer und Hefe, die in der Forschung ein beliebtes Alterungsmodell darstellt, werden durch Spermidinzugabe verjüngt und leben länger", fassten Madeo und Eisenberg das Ergebnis der von Graz aus koordinierten Studie zusammen, an der rund 30 Forscher von elf Universitäten beteiligt waren. Demnach leben Hefezellen, die in einem spermidinreichen Medium kultiviert wurden, viermal länger als ohne Spermidin, menschliche Immunzellen überlebten dreimal länger, Fruchtfliegen und Nematoden hatten eine um 30 Prozent verlängerte Lebenszeit, wenn sie eine entsprechende Spermidin-Diät bekamen. Bei Mäusen konnten die durch freie Radikale hervorgerufenen Schäden an Proteinen, die ein besonders wichtiger Alterungsmarker sind, deutlich reduziert werden.

(apa/red)