Andreas Khol: Ein rüstiger
Rentner für die Hofburg

Klubchef unter Schwarz-Blau, Nationalratspräsident - und bald erster Mann im Staat?

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Fakten - Andreas Khol: Ein rüstiger
Rentner für die Hofburg

Khol gehört zu den interessanteren Persönlichkeiten, die Österreichs Innenpolitik zu bieten hat. Deklariert wertekonservativ, dafür in vielen Dingen weltoffener als manch liberaler Parteifreund, lässt sich der Tiroler nicht so recht in die üblichen Schubladen einordnen.

Von seiner Ausbildung her ist Khol Verfassungsjurist, war neben Beschäftigungen am VfGH und im Europarat auch an der Uni lehrend tätig, doch die vielleicht noch größere Leidenschaft ist die Politik. Und da konnte es für den begeisterten Wanderer nie hoch genug gehen. ÖVP-Obmann wollte er Mitte der 1990er-Jahre werden, scheiterte aber an Wolfgang Schüssel.

Khol schluckte es und war als Klubobmann loyaler Weggefährte des neuen Chefs. Das wurde ihm gelohnt, als Schüssel die Volkspartei ins Schwarz-Blaue führte.

Maschinist der Wende

Gar nicht so lange davor hatte der üblicherweise spitzzüngig formulierende Khol die FPÖ noch außerhalb des Verfassungsbogens gewähnt. Nun saß er plötzlich quasi Hand in Hand mit seinem blauen Pendant Peter Westenthaler als Klubchef an den Schalthebeln der Koalition mit den Freiheitlichen. Die Wahrheit sei eben eine "Tochter der Zeit", meinte er später. Und so gab er mit "speed kills" gleich die Devise der ersten Tage des Kabinetts Schüssel I vor und schrieb mit dem "Marsch durch die Wüste Gobi" einen Wende-Klassiker.

Als die Volkspartei bei der darauf folgenden Wahl Platz eins in der Wählergunst holte, dankte Schüssel Khol für dessen Schlüsselrolle bei der Etablierung von Schwarz-Blau und ließ ihn die Karriereleiter nach oben auf die Position des Nationalratspräsidenten klettern. Wie schon als Klubchef setzte Khol dort auf ein strenges Regime, freilich mit Ausnahmen, etwa als er sich selbst viel Freiraum gab und - viel kritisiert - Finanzminister Karl-Heinz Grasser für eine "brillante" Budgetrede würdigte.

Abschied aus dem Parlament

Zu Khols Verdiensten als Präsident gehört die Öffnung des Parlaments für die Bevölkerung und der Auftakt zum Umbau des Hohen Hauses. Zudem konnte der nicht uneitle Politprofi in dieser Funktion sein Talent fürs Repräsentative ausleben. Freilich war es nach vier Jahren mit dem schönen Posten schon wieder vorbei. "Mein Amt ist weg", stellte der Präsident noch am Abend der Wahlniederlage der ÖVP im Jahr 2006 fest und nahm nach 23 Jahren auch gleich ganz Abschied vom Parlament.

Dass er ab da politisch ruhig werden würde, hätte ohnehin keiner geglaubt und Khol verstand es tatsächlich auch in seiner neuen Rolle als Seniorenpolitiker (an der Seite des roten Pensionistenchefs Karl Blecha) seinen politischen Einfluss geltend zu machen. Innerparteilich war Khol, der sich bis heute rühmt, Karl-Heinz Grasser als Vizekanzler verhindert zu haben, stets rührig. Erst beim vergangenen ÖVP-Parteitag im Vorjahr lieferte er sich ein Match mit der Jungen ÖVP, um einen Beschluss pro Mehrheitswahlrecht zu verhindern.

Nunmehr wird sich die ganze Partei hinter ihrem Seniorenbund-Chef versammeln müssen, gilt es doch den ersten Wahlsieg auf Bundesebene seit vielen Jahren zu erringen. Dass man da gerade auf Khol setzt, überrascht, fand man ihn doch stets in Beliebtheitsrankings auf den hinteren Plätzen.

Fachlich gerüstet

Fachlich wäre das Amt für den leidenschaftlichen Südtirol-Politiker, Kunstliebhaber und Rosenzüchter wohl problemlos machbar. Khol hat internationale Kontakte, bringt wie Amtsinhaber Heinz Fischer juristisches Rüstzeug mit, ist kulturell bewandert und lässt mit seiner geschliffenen Rhetorik auch die ein oder andere kernige Neujahrsrede erwarten, wobei verbale Ausrutscher wie jener über die aus dem Fernseher blickenden "roten Gfrieser" wohl besser der Vergangenheit angehören sollten.

Die entscheidende Frage ist, ob ein deklariert christlich-konservativer Politiker, der den Gottesbezug in die Verfassung schreiben wollte, heute den Nerv des Wählers trifft. Zudem wird interessant zu beobachten sein, wie sich Khol, dem eine gewisse Überheblichkeit nachgesagt wird, im direkten Kontakt mit dem Wählervolk schlagen wird. Eine interessante First Family brächte er jedenfalls mit. Ehefrau Heidi, eine Kärntnerin, steht seit mehr als 50 Jahren an Khols Seite. Sechs Kinder entstanden aus der Verbindung und mit Sohn Julian, Model und Maler, könnte sogar die deutsche Society-Journaille Einblick in die Hofburg erhalten. Denn dessen Lebensgefährtin Nazan Eckes gehört zur ersten Liga der deutschen TV-Moderatorinnen.

Kommentare

Ich hoffe, dass der ÖVP-, und der SPÖ-Kandidat das Rennen nicht schaffen. Der eine als biegsamer Verfassungsbogenausleger und der andere als reiner Parteisoldat und dürftig erfolgreicher Minister können das österreichische Volk nicht glaubwürdig vertreten. M.E. wäre Frau Griss die am Besten geeignete Kandidatin. Van der Bellen wäre für mich die zweitbeste Option.

Laleidama

Dollfuß lässt grüssen.....

giuseppeverdi melden

Der kriegt so viel Pension in einem Monat (ohne es ganz genau auf den Cent zu wissen) wie andere Pensionisten nicht einmal in einem Jahr. Den möchtet ihr also weitere rund 24.000 Euro pro Monat zuschanzen. Na dann gratuliere ich euch!°

christian95 melden

Blecha (SPÖ) und Khol (ÖVP) die beiden Pensionistenvertreter kassieren um die 14.000 Pension. Menschen ohne Parteibuch (von SPÖ oder ÖVP) müssen sich in der Privatiwrtschaft mit der ASVG begnügen. Dort will die ÖVP lt. Lopatka weiter kürzen.

christian95 melden

Die Leute freuen sich darüber und wählen gleich wieder Rot und Schwarz.
(Wer etwas verändern will muss so wählen damit sich etwas ändert).

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