Wer ist Andreas Hanger?

Er rückt aus, wenn es eng wird für die ÖVP. Doch woher kommt Andreas Hanger?

Er kam, um die türkise ÖVP zu verteidigen. Andreas Hanger wird derzeit gerne in den Ring geschickt, wenn es eng wird für seine Partei. Und dann teilt er aus. Doch wer ist der bislang eher unbekannte Nationalratsabgeordnete eigentlich? Ein Porträt.

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Porträt - Wer ist Andreas Hanger?
  • Name: Andreas Hanger
  • Geboren: Am 19.Juni 1968, Waidhofen/Ybbs (Niederösterreich)
  • Ausbildung: HTL-Matura, Studium der Betriebswirtschaftslehre (Magister)
  • Partei: ÖVP
  • Funktion: Abgeordneter des Nationalrats seit 2013, Ibiza-Untersuchungsausschuss-Fraktionsführer der ÖVP
  • Familienstand: Verheiratet mit Frau Barbara
  • Kinder: 2 (Tochter und Sohn)

Andreas wer? Das hätte man sich wohl noch vor ein paar Monaten gefragt, wenn jemand den Namen Andreas Hanger erwähnt hätte. Doch seit Ende März ist das anders. Durch ein kurzes TV-Interview indem er die Opposition kritisierte fiel der bislang eher unauffällige ÖVP-Nationalratsabgeordnete erstmals auf, allen voran der parteieigenen PR-Abteilung, die ihn kurz darauf direkt in die „ZiB2“ zur Verteidigung der stark unter Beschuss geratenen Türkisen ausschickte.

Es war ein Auftritt, der Hanger ins Rampenlicht katapultierte – auch ins (sozial-)mediale. So berichtete etwa der „Standard“ über das „einfache Familienmitglied“, das „in die ZiB2 geschickt wurde, weil die Kernfamilie nicht kommen wollte“ um die Schmid-Chats zu verteidigen und die anderen als Heuchler zu bezeichnen. Harsche Kritik nach dem Auftritt gab es etwa von „Falter“-Herausgeber Armin Thurnher, der schrieb: „Er ist so unverschämt, dass er nicht einmal im Ansatz darauf Wert legt, elegant auch nur scheinen zu wollen.“

»Meine Mutter hat gemeint, ich hätte ein freundlicheres Gesicht machen sollen.«

Überrascht von der Herausforderung

Und Hanger selbst? Der war selbst überrascht von seinem raschen großen Einsatz und bezeichnet es in einem „Profil“-Interview als „große Herausforderung“. Zu seinem angriffigen Eindruck meinte er: „Meine Mutter hat gemeint, ich hätte ein freundlicheres Gesicht machen sollen.“

Aufstieg

Doch der eigenen Partei dürfte es gefallen haben, seitdem rückt Hanger immer wieder aus, wenn es gilt, den Kanzler und seine Mannen zu verteidigen. Außerdem löste er Ende April den eher glücklosen Wolfgang Gerstl, der durch teils ungewöhnliche Medienauftritte auffiel, als türkisen Fraktionsvorsitzenden im Ibiza-Untersuchungsausschuss ab. Dass Hanger davor bereits den Ausschussvorsitzenden Wolfgang Sobotka vertreten hatte, sorgte wiederum für oppositionelle Häme, die den Ausschuss damit „fest in niederösterreichischer Sobotka-Hand“ sah.

Frontalangriffig

Doch Hanger ließ sich davon nicht beirren und gibt seither den „Bulldozer der ÖVP" (Profil) und kritisiert den gesamten Ausschuss als „Verschwendung von Steuergeld“. „Außer Spesen nichts gewesen, es gab keinen Erkenntnisgewinn, immer die gleichen Themen, es ist öde“, sagt er etwa im Interview mit News.

Die "Sudeldossiers"

Doch noch läuft der Ausschuss und Hanger duelliert im und abseits dieses vor allem mit seinen oppositionellen GegnerInnen wie Stefanie Krisper von den Neos oder Kai Jan Krainer von der SPÖ über die er sogar die sogenannten „Sudeldossiers“ erstellte, eine Sammlung von Informationen über deren Essensgewohnheiten, Fragestil, etc.. „Dirty Campaigning“ lautete der Vorwurf, als diese bekannt wurden, denn Hanger schickte die Dokumente versehentlich an Krisper direkt. Der ÖVP-Abgeordnete tat die Dossiers als "Faktensammlung" ab und sprach von "künstlicher Skandalisierung und Aufregung".

Aber woher kommt dieser „Virtuose des politischen Granitplattenwurfs“ wie ihn Thurnher bezeichnete, also der Mann, der derzeit für Türkis breitenwirksam auf den Tisch haut?

Aus dem Mostviertel

Geboren wurden Andreas Hanger 1968 in Waidhofen an der Ybbs und er wuchs im elterlichen Sägewerk in Ybbsitz auf. Er besuchte eine HTL für Holzwirtschaft und studierte nach der Matura Betriebswirtschaftslehre an der WU Wien. Darauf folgten diverse Assistenz- und Leitungsfunktionen in verschiedenen Unternehmen. Seit 2010 ist Hanger Geschäftsführer eines Großhandels-Betriebs in seiner Heimatgemeinde Ybbsitz.

Politische Laufbahn

Das politische Interesse erwachte laut eigenen Angaben früh, schon in der Schule betätigte er sich als Schulsprecher, es folgte das Engagement in der Jungen ÖVP, deren Obmann Hanger in der Heimat Ybbsitz wurde. Den ebenfalls aus Waidhofen stammenden Wolfgang Sobotka bezeichnete Hanger als „Mentor“.

Der politische Weg führte ihn über Gemeinderat und Bezirkspartei in den Nationalrat, in den er 2013 als Vertreter für das Mostviertel gewählt wurde und dem er seitdem auch als Ehrenamtssprecher angehört.

Privates

Privat ist Hanger seit über 20 Jahren mit seiner Frau Barbara, einer Arztassistentin, verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder. Tochter Sabine Hanger ist ebenfalls politisch als Hochschulfunktionärin aktiv. Das Familienleben, so schreibt Hanger auf seiner Website, habe stets seine Frau gemanagt. Ganz der Tradition entsprechend also.

"Laptop und Lederhose"

Und sonst? Würde sich Hanger selbst „eher dem liberalen Flügel zuordnen“, wie er in einem „Profil“-Interview erklärte. Er sei für Modernität auch wenn er gerne Tracht trage, den CSU-Slogan „Laptop und Lederhose“ finde er auch für sich passend und er befürworte zwar die Ehe für alle, finde aber, die kirchliche Ehe solle den Heterosexuellen vorbehalten bleiben.

Die neue Rolle

Und wie sieht er die eigene – neue – Rolle in der Partei und seine mediale Omnipräsenz? "Wir waren monatelang mit Skandalisierungen konfrontiert, es war höchst an der Zeit, sich dagegenzustellen. Das mache ich gern“, sagte er in der ORF-Sendung „Report“. Man dürfte wohl in nächster Zeit noch oft von ihm hören.