"Ich bin bereit"

Der Ex-Kapitän über ein mögliches Nationalteam-Comeback und die Ära-Constantini

von
Andi Ivanschitz im Interview - "Ich bin bereit"

NEWS.AT: Die Ära-Constantini ist beendet. Sind Sie erleichtert?
Ivanschitz: In solchen Kategorien denke ich nicht. Auch unter einem neuen Teamchef muss ich mich erst beweisen. Aber vielleicht ergibt sich dadurch eine neue Chance wieder ins Nationalteam zu kommen. Das werden die nächsten Wochen zeigen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass ich über kurz oder lang wieder meine Chance bekommen werde. Ich freu mich einfach darauf und bin schon gespannt.

NEWS.AT: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie von Didi Constantini so beharrlich ignoriert wurden?
Ivanschitz: Wir hatten am Anfang ein Gespräch unter vier Augen, das meiner Meinung nach ein sehr gutes war. Wir haben eigentlich alles besprochen. Ich finde es sehr schade, wie sich dann alles entwickelt hat. Er hat nie die Möglichkeit genutzt hat, mich zu trainieren oder mich während der Trainingswoche anzuschauen.

NEWS.AT: Lange hörte man von einer eingeforderten Stammplatzgarantie und plötzlich waren Sie kein Thema mehr.
Ivanschitz: Das ist im heutigen Fußball gar nicht möglich. Ich habe das in keinster Weise gefordert. Weder im Gespräch unter vier Augen, noch am Telefon. Diese Behauptung hat Constantini dann aber auch wieder zurückgenommen. Es hat auch hier in Mainz niemand so eine Garantie, das ist einfach nicht vorstellbar. Dazu ist der Konkurrenzkampf viel zu groß. Ich habe vor allem in den letzten zwei Jahren viel dazugelernt. Im Kollektiv zu denken, das eigene Ego hintenanzustellen. Ich glaube, dass ich in meiner Persönlichkeit gereift bin. Dementsprechend habe ich im Nationalteam nie einen Stammplatz im Falle einer Rückkehr gefordert. Ich stelle mich jedem Konkurrenzkampf.

NEWS.AT: Was hat man in Mainz dazu gesagt, dass sie keine Chance aufs Nationalteam hatten?
Ivanschitz: Vom Verein hatte ich immer Rückendeckung und es ist ja auch sportlich sehr gut gelaufen. Deshalb habe ich auch die Voraussetzungen für ein Comeback erfüllt - nämlich gute Leistungen im Verein. Es ist schade, dass es trotzdem nie fürs Nationalteam gereicht hat.

NEWS.AT: Haben Sie sich mit Teamkollegen wie Christian Fuchs oder Julian Baumgartlinger darüber ausgetauscht?
Ivanschitz: Natürlich war das ein Thema und wir waren auch ständig am Diskutieren. Aber im letzten Jahr hat es sich beruhigt und ich habe die Sache etwas ruhiger und gelassener gesehen. Ich kann es ja nicht erzwingen, sondern nur schauen, ob er mich einberuft oder nicht. Leistungen bringen – das war mein einziges Argument, worauf ich mich konzentriert habe. Ich habe mich auch bewusst nicht an den Spekulationen und Diskussionen beteiligt und mich bei diesem Thema rausgehalten.

NEWS.AT: Gab es sonst Kontakt zum ÖFB?
Ivanschitz: In der Ära Constantini gab es außer dem oben erwähnten Gespräch keinen Kontakt.

NEWS.AT: Zweifelt man da manchmal an sich selbst?
Ivanschitz: Das habe ich eigentlich nie getan. Es gab schon Phasen, in denen es schwierig war. Diese Situationen und Erfahrungen gehören aber im Fußball dazu. Ich denke, die macht fast jeder Profi durch. Man darf einfach nicht aufgeben und den Glauben an sich selbst verlieren. Man muss weiter hart an sich arbeiten. Wenn man das tut, dann wird man auch belohnt und bekommt automatisch ein gutes Gefühl. Das ist überhaupt das wichtigste. Man hat dann Spaß am Fußball, geht gern zum Training und kann Woche für Woche ans Maximum gehen. Tiefen gehören dazu, um die Höhen wieder richtig erleben und genießen zu können.

NEWS.AT: Sie waren der jüngste Nationalteamkapitän aller Zeiten. Hat ihnen Hans Krankl damit einen Gefallen getan?
Ivanschitz: Der Hype um meine Person war damals schon extrem. Die Kapitänsbinde war für mich eine große Ehre. Ich glaube aber, im Fokus wäre ich auch ohne Schleife gestanden. Ich sehe das im Nachhinein nicht als zu großen Druck.

NEWS.AT: Sie waren bei weitem nicht der Einzige, der keinen Platz mehr im Team hatte. Auch Stranzl oder Garics waren beispielsweise keine Option für Constantini mehr. Markus Berger ist in Portugal überhaupt unter der Wahrnehmungsgrenze. Lag das am Teamchef oder hatte das andere Gründe?
Ivanschitz: Wichtig ist, dass man als Spieler Leistung im Verein bringt. Dann ist der Teamchef dafür zuständig, den Kader zusammenzustellen. Und wenn er der Meinung ist, dass er diese Spieler nicht braucht, dann ist das sein gutes Recht. Wenn der Erfolg fehlt, wird das natürlich hinterfragt.

NEWS.AT: Wie sehen Sie das Anforderungsprofil an den nächsten Teamchef? Was muss er mitbringen, um mit dem vorhandenen Potential erfolgreich zu sein?
Ivanschitz: Bei dem Thema möchte ich mich raushalten. Das machen die Verantwortlichen des ÖFB, dazu möchte ich nichts sagen. Das muss alles der ÖFB entscheiden.

NEWS.AT: Aber von Ihnen aus wäre ein Comeback auch schon in den nächsten Spielen unter Willi Ruttensteiner möglich. Oder hätten Sie Bedenken?
Ivanschitz: Überhaupt nicht. Für mich war das Thema immer offen und das ist es nach wie vor. Ich bin gerne bereit zu spielen und würde mich darüber sehr freuen.

NEWS.AT: Wie hoch ist überhaupt das Potential des aktuellen Nationalteams?
Ivanschitz: Das Potential ist unbestritten sehr, sehr hoch. Es gibt viele Spieler, die sich in den letzten Monaten und Jahren sehr stark entwickelt haben. Vor allem in der deutschen Bundesliga. Die Entwicklung ist enorm positiv. Viele Spieler trauen sich ins Ausland und setzen sich durch. Daher haben wir auch viele Spieler, die im Nationalteam gute Leistungen bringen könnten.

NEWS.AT: Hat man zu lange an Didi Constantini festgehalten?
Ivanschitz: Ich mische mich nicht in Angelegenheiten des ÖFB ein.Das habe ich nie getan und das werde ich auch jetzt nicht tun.

NEWS.AT: Sie würden sich freuen, im ÖFB-Nationalteam wieder anzugreifen und ihre Fähigkeiten dort einzubringen. Kann man das so zusammenfassen?
Ivanschitz: Hundertprozentig. Ich habe das nie ausgeschlossen und würde mich sehr freuen, wenn ich demnächst wieder dabei sein könnte.

NEWS.AT: Wie groß ist die Genugtuung, es in einer der Top-Ligen der Welt geschafft zu haben?
Ivanschitz: Auf meine Entwicklung und den bisherigen Weg kann ich positiv zurückblicken. Mit Mainz habe ich interessante Aufgaben in der deutschen Bundesliga. Ich muss mich Woche für Woche beweisen und Gas geben. Es war immer mein Ziel, in einer großen Liga zu spielen. Das ist mir gelungen. Ich bin aber noch lange nicht zufrieden. Ich nehme die Herausforderung Woche für Woche an, mich mit den besten Mannschaften messen zu können. Es ist einfach toll, wenn man dieses Gefühl hat und man ist jede Woche hungrig. In der Spielvorbereitung und auch, wenn man ins Training geht. Ich habe im Moment ein extrem positives Gefühl, fühle mich wohl, bin fit und gut in Form. Ich hoffe, dass das diese Saison lange anhält.

NEWS.AT: Wo will Andi Ivanschitz in seiner Karriere noch hin?
Ivanschitz: Ich denke kurzfristig und nicht zu sehr an die Zukunft. Ich will mit Mainz 05 die letzte Saison bestätigen, meine Position festigen und so viele Spiele wie möglich machen. Mit Mainz 05 erfolgreich Fußball spielen, ist das Nahziel. Ich habe in meiner Karriere gelernt, nicht zu weit nach vorne zu blicken. Man sollte sich auf die Gegenwart konzentrieren. Dafür gebe ich alles und investiere meine ganze Power. Natürlich braucht man auch Ziele. Zu weit weg sollten die aber nicht sein.

NEWS.AT: Ist es vorstellbar, Sie am Karrierende wieder in der österreichischen Bundesliga zu sehen?
Ivanschitz: Das lasse ich mir offen. Ich habe da noch nichts im Hinterkopf und keine Gedanken, wie es dann weitergeht. Ich bin jemand, der in der Gegenwart denkt und ich glaube, das ist eine gute Einstellung.

NEWS.AT: Wohin soll es mit Mainz in dieser Saison gehen? Kann man den fünften Platz aus der Vorsaison wiederholen?
Ivanschitz: Für Mainz ist es immer das oberste Ziel, in der Liga zu bleiben. Und den Klassenerhalt so früh als möglich zu sichern. Das war auch in den vergangenen zwei Jahren so. Daran hat sich auch nach dem grandiosen letzten Jahr nichts geändert.

NEWS.AT: Und Julian Baumgartlinger wird seinen Weg in Mainz machen?
Ivanschitz: Auf jeden Fall. Ich kenne Julian erst so richtig, seit er in Mainz ist. Er ist ein Top-Profi mit sehr guten Fähigkeiten. Er wird sich auch hier in Mainz durchsetzen und seine Chancen erhalten.

Zur Person
Andreas Ivanschitz, Jahrgang 1983, begann seine Fußballkarriere beim ASK Baumgarten. 1998 wechselte er zu Rapid, wo er mit 1999 mit 16 Jahren der jüngste Spieler aller Zeiten in der Kampfmannschaft wurde. Sein Status als Fanliebling fand aber nach acht Jahren ein jähes Ende. Seinen Wechsel nach Salzburg im Jänner 2006 verziehen ihm die Rapid-Fans nicht. Schon im August zog er aber weiter nach Athen zu Panathinaikos. Nach drei wechselhaften Jahren kam Ivanschitz schließlich 2009 in Mainz an. Anfangs nur Leihspieler, wurde der Burgenländer nach konstant starken Leistungen 2011 von den Deutschen gekauft. Im ÖFB-Nationalteam debütierte Ivanschitz im März 2003 gegen Griechenland. Schon im Oktober 2003 trug er unter Hans Krankl erstmal die Kapitänsbinde. 49 Einsätze und sieben Tore später war unter Didi Constantini 2009 aber plötzlich Schluss mit der Teamkarriere. Jetzt winkt dem Mittelfeldspieler ein Comeback.

Kommentare

Also ich finde der kann sicher was bringen und wenn er nur eine Antwort geben kann wenn der Teamchef fragt: Ivan, Schi(ü)tts? Im Ernst glaub ich könnt er derjenige sein der
halt etwas den Überblick behält, einen Versuch ist es in jedem Falle wert.

christian95 melden

Mit diesen 3. klassigen Spielern wird kein Teamchef Erfolge feiern! Eine Nationalmannschaft die auf Platz 80 liegt hat weder bei einer WM noch bei einer EM etwas zu suchen!

Teamchef ist ein kurzfristiger, hochbezahlter Job, der von vornherein zum scheitern verurteilt ist!

woizi melden

Re: Mit diesen 3. klassigen Spielern wird kein Teamchef Erfolge feiern! oooooh, spricht da der Neid?

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Constantini hatte recht... ...dass er Ivanschitz nicht einbrufen hat. Der ist nämlich im Gegensatz zu Mainz im Team herumgestolpert, als hätte er eine Schlaftablette vor dem Spiel geschluckt. Bei Mainz spielt er ganz anders. Wer also das Team nur dazu benutzt um in der Auslage zu stehen und nichts dafür leistet, hat im Team nichts verloren!

woizi melden

Re: Constantini hatte recht... und jetzt wieder aufwachen und mal den Tatsachen ins Auge sehen. Ivanschitz kann dem Team mehr helfen als ein Dag oder Kavlak, so schauts aus.

ropower melden

Re: Constantini hatte recht... Das wird lustig!!
Die beiden letzten EM-Spiele mit neuem Teamchef + Ivanschitz.

Apropos Ivanschitz: Ich nehme an, er wird aufgestellt, in den beiden Spielen. Da muss er zeigen, ob er sich weiterentwickelt hat. Oder ob alles nur Luftblasen sind, die er von sich gibt.

Vielleicht ist er fürs Team eine Bereicherung.

Wenn aber nicht, na dann gute Nacht Ivanschitz.

Das Team braucht keine Dampfplauderer, Schlaftabletten, Meister der Ausreden oder andere negative Personen.

Ich befürchte nur, dass zu dem fehlenden Glück von D.C. auch noch das Pech hinzu kommt.

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Re: Constantini hatte recht... Der Bankerldrücker hat doch nur eine große Gochn,ein Unsympatler,der Didi hatte recht !

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