Wie ein Psychologe grüne
Männchen zum Kult machte

Hinter den legendären Berliner Ampelmännchen steckt eine spannende Geschichte.

Die Ost-Ampelmännchen verbinden viele Menschen mit „Ost-Nostalgie“. Doch es steckt viel mehr hinter den putzigen grünen Männchen. Es geht um Sicherheit und emotionale Wirkung. Eine Zeitreise.

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Ampelmännchen - Wie ein Psychologe grüne
Männchen zum Kult machte

Heute ist es auf den Tag genau 56 Jahre her, dass der Verkehrspsychologe Karl Peglau seine neuesten Entwürfe präsentierte, um den Verkehr in der Stadt sicherer zu machen. Die Grundidee des Psychologen war es, die Männchen möglichst sympathisch und nahbar wirken zu lassen - sodass Fußgänger ihnen am ehesten folgen würden, wie „Spiegel Online“ berichtete. Deshalb verpasste er den etwas fülligeren Figuren einen Hut und eine Knollennase. Das hieß auch: mehr Fläche, mehr Licht, mehr Sicherheit.

»Vermutlich liegt es an menschlicher Gemütlichkeit und Wärme, dass sich so viele Menschen von diesen Symbolfiguren der Straße angenehm berührt und angesprochen fühlen.«

Beim Hut war sich Peglau zunächst sehr unsicher. Doch überraschend passierten die Hutträger die kritischen Augen von Forschungsräten und Verkehrsbeamten ohne Beanstandung. Und die Kopfbedeckung machte die Ampelmännchen weltweit einzigartig.

Peglau selbst sagte laut der Website der Marke Ampelmann einmal zum Erfolg seiner Figuren: "Vermutlich liegt es an ihrem besonderen, einer Beschreibung kaum zugänglichen, Fluidum von menschlicher Gemütlichkeit und Wärme, wenn sich so viele Menschen von diesen Symbolfiguren der Straße angenehm berührt und angesprochen fühlen."

Ikone der "Ostalgie"

Inzwischen sind die Ost-Ampelmännchen längst Kult. Claudia Peschke, Jacobs University Bremen, schrieb in ihrer Studie über visuelle Effektivität von Ost- und West-Ampelmännchen: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Ost-Ampelmännchen nicht nur eine Ikone der ‚Ostalgie‘ sind, sondern bei der Signalwahrnehmung tatsächlich einen Vorteil gegenüber den West-Ampelmännchen haben.“

Auch hierzulande gibt es eine ähnliche Erfolgsgeschichte. Die Rede ist von den homo- und heterosexuellen "Ampelpärchen“. Die Paare, die an 49 Standorten Gehen oder Stehen anzeigen, waren ursprünglich nur als mehrwöchige Aktion rund um Song Contest, Life Ball und Regenbogenparade geplant. Doch Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou verkündete nach einigem Hick-Hack ihr Verbleiben. Dass neben Mann und Frau auch jeweils ein Paar aus Mann und Mann bzw. Frau und Frau zu sehen ist, sorgte für internationale Aufmerksamkeit – und auch Diskussionen in Wien. Inzwischen gehören die homo- und heterosexuellen Pärchen auf rund 50 Wiener Fußgängerampeln fix ins Wiener Stadtbild. Und auch in Salzburg wurde die Idee aufgegriffen. Die neuen Ampelpärchen wurden im Jahr 2015 an den beiden Fußgängerübergängen vom Platzl zur Staatsbrücke, und von der Staatsbrücke zum Rathaus installiert. Zwei davon zeigen ein gleichgeschlechtliches Paar, eines ein heterosexuelles.