Amoklauf in Vorarlberg

27-Jähriger tötete zwei Menschen und richtete sich anschließend selbst

von
Fakten - Amoklauf in Vorarlberg

Laut Polizei war es zuvor im Parkplatzbereich des Konzertgeländes zu einem Streit zwischen dem späteren Schützen und einer Frau gekommen. Diese Auseinandersetzung eskalierte, woraufhin der Mann eine Schusswaffe aus seinem Fahrzeug holte, sich zum Konzertgelände begab und dort um sich schoss. Der Frau blieb dabei unverletzt. Genaue Hintergründe sich derzeit noch nicht bekannt - die Einvernahmen sowie die Tatortarbeit sind noch am Laufen.

Auf dem Konzertgelände in Nenzing (Bez. Bludenz) hielten sich zur Tatzeit um 3.00 Uhr etwa 150 Besucher auf. Das Konzert wurde von dem Motorradklub "MC The Lords" organisiert, der sein 30. Jubiläum feierte. Laut Polizei war das Publikum nicht nur auf Motorradfans beschränkt.

Massenpanik nach Schüssen

Nach den Schüssen des 27-jährigen Mannes auf die Konzertbesucher ist eine Massenpanik ausgebrochen. Viele der Festgäste seien in angrenzende Wiesen und Wälder und sogar auf die Autobahn geflohen, schilderte Nenzings Bürgermeister Florian Kasseroler (FPÖ) die dramatischen Ereignisse aus der Tatnacht. Die Betroffenheit in der 6.200 Einwohner-Gemeinde sei riesengroß, so das Gemeindeoberhaupt.

Der Bürgermeister sprach von einem "traditionell friedlichen Fest, das von vielen Jugendlichen besucht wird". Seinen Informationen zufolge - die auf einer Einschätzung eines waffenkundigen Festbesuchers beruhten und nicht gesichert waren - dürfte der Täter zwischen 30 und 40 Schüssen abgegeben haben. "Es war offenbar eine Beziehungstat. Aber da muss viel zusammenkommen, dass eine solche Reaktion erfolgt", sagte Kasseroler.

Großes uneingeschränktes Lob fand der Bürgermeister für die Einsatzkräfte, die sehr und sehr professionell gearbeitet hätten. Das galt gleichermaßen für Polizei, Rettung, Ärzte und Kriseninterventionsteam.

Die Verletzten

Eine der elf verletzten Personen befindet sich letzten Angaben zufolge in Lebensgefahr. Bei den zwei Getöteten handelte sich laut Polizei um zwei Männer im Alter von 48 und 33 Jahren, die aus der Region stammten.

Die Verletzten im Alter zwischen 25 und 53 Jahren waren laut Exekutive zum Großteil Personen aus Vorarlberg. Aber auch eine 49-jährige Frau aus der Schweiz sowie ein 44-jähriger Mann aus Liechtenstein befanden sich darunter. Zwei der Verletzten konnten das Spital bereits wieder verlassen, mehrere der elf Personen wurden schwer verletzt.

Suche nach dem Motiv

Auch wenn es zu früh ist, über eindeutige Motive für den Amoklauf eines 27-Jährigen bei einem Konzert Nenzing in Vorarlberg zu spekulieren, wollte der Mann mit seiner Tat wohl "ein möglichst großes Zeichen setzen". Amokläufern gehe es bei ihren Gewaltdelikten "um alles", sagte Psychologe Cornel Binder-Krieglstein zur APA. Der eigene Selbstmord wird dabei oft miteingeplant.

"Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder der Täter handelt im Affekt gehandelt oder die Tat war geplant", sagte Binder-Krieglstein. Besonders Aufsehen erregende Amokläufe wie etwa bei der Premiere eines "Batman"-Films, bei der ein 24-Jähriger in einem Kino der Stadt Aurora bei Denver (Colorado) zwölf Menschen getötet hat, haben oft eine lange Vorgeschichte. Hier können auch psychische Erkrankungen eine Rolle spielen.

Grundsätzlich gehen Amokläufen subjektiv erlebte Kränkungen hervor. Die Täter fühlen sich gedemütigt, bis schließlich "eine Grenze überschritten wird und die Hemmschwelle fällt", sagte der Psychologe.

Auch der Amoklauf in Nenzing dürfte nicht aus dem Nichts gekommen sein. Ungewiss ist aber, ob der Täter im Affekt gehandelt hat. Bisher gibt es noch keine Informationen darüber, ob der Verdächtige die Waffe stets in seinem Auto hatte oder speziell zu dem Treffen mitgenommen hat. Besonders nach Taten, die im Affekt begangen werden, folgen Diskussionen um den privaten Besitz von Waffen.

Dass die Lebensgefährtin unverletzt blieb, ist für Binder-Krieglstein nicht überraschend. "Es ging ihm darum, ein möglichst großes Zeichen nach Außen zu setzen, das seiner inneren Kränkung entspricht", meinte der Psychologe. Der Selbstmord ist da nur folgerichtig: "Es ging ihm um alles".

Kontaktstelle für Angehörige

Angehörige können sich bei offenen Fragen an das Landeskriminalamt unter 0591 3380 3333 wenden.

Amokläufe der vergangenen Jahre in Österreich

Amokläufe wie bei dem Konzert in Nenzing (Bez. Bludenz) in Vorarlberg sind in Österreich selten. Bei einem Amoklauf handelt es sich meist um ein mit Schusswaffen angerichtetes Blutbad. Nur in Ausnahmefällen greifen die Täter zu anderen Waffen wie Messer. Im Folgenden einige Fälle der vergangenen Jahre:

Juli 1986 - Ein 43-jähriger Frührentner schießt im Stiegenhaus seines Wohnhauses in Wien-Hernals wahllos um sich und trifft dabei drei Menschen - eine Frau tödlich. Der Mann selbst wird von einem Polizisten erschossen.

März 1995 - Fünf Tote und zwei Verletzte gehen auf das Konto eines Pensionisten, der im Bezirksgericht von Urfahr-Umgebung in dem nördlich der Donau gelegenen Stadtteil Linz-Urfahr ein Blutbad anrichtet. Der Täter flüchtet vorerst, er tötet sich aber wenige Stunden nach dem Blutbad selbst.

November 1997 - Sieben Tote fordert der Amoklauf des 36-jährigen Mechanikers in Mauterndorf im Lungau in Salzburg. Der Eigenbrötler und Waffennarr erschießt einen Computertechniker sowie dessen 40-jährige Lebensgefährtin und deren dreijährige Tochter. Danach tötet er den Mauterndorfer Schuldirektor vor dessen Haus. An einem dritten Schauplatz erschießt er auch noch einen 19-jährigen und dessen Freundin. Nach einer Verfolgungsjagd mit der Polizei begeht der Amokläufer Selbstmord. In hinterlassenen Schreiben zitiert er "Dämonen", die ihn zu den Taten veranlassten.

August 2001 - Mit unglaublicher Brutalität löscht ein 21-jähriger Fleischhauer in Seeham im Flachgau drei Menschenleben aus: Mit einem etwa 30 Zentimeter langen Küchenmesser sticht der junge Mann auf einen 51-jährigen Frühpensionisten, dessen 47-jährige Ehefrau und die 18-jährige Tochter ein und schneidet allen Dreien die Kehle durch.

April 2005 - Drei Menschenleben fordert ein Amoklauf in Potzneusiedl im Nordburgenland. Ein 45-jähriger Mann erschießt zunächst mit einer Faustfeuerwaffe zwei Frauen in einem Haus und zwingt anschließend einen Taxifahrer, zu einem etwa 250 Meter entfernt gelegenen Haus zu fahren. Dort tötet er eine weitere Frau. Der mutmaßliche Mörder wird nach seiner Flucht in Wien festgenommen.

September 2013 - Ein als Wilderer verdächtigter 55 Jahre alter Transportunternehmer erschießt in Niederösterreich drei Polizisten und einen Rotkreuz-Mitarbeiter. Der Mann verschanzt sich auf einem Bauernhof bei Melk, worauf eine Hundertschaft an Einsatzkräften stundenlang das Gehöft belagert. Gegen Mitternacht entdecken die Einsatzkräfte in einem Geheimraum eine stark verbrannte Leiche. Bei dieser dürfte es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um den 55-Jährigen handeln.

Juni 2015 - Ein 26-Jähriger tötet bei einer Amokfahrt durch die Grazer Innenstadt drei Menschen, darunter einen vierjährigen Buben. 36 weitere Fußgänger werden von dem Pkw erfasst und zum Teil schwer verletzt.

Kommentare

Nochdazu ... 5 Vorfälle in 20 Jahren...ja, das sollte wirklich eine Debatte über privaten Schusswaffenerhalt auslösen, denn sonst haben wir ja wirklich keine Probleme!

Klar, jetzt geht's wieder los wegen dem Waffenbesitz!!! Schreibt mal ob die Waffe auf den User registriert war, oder ob es sich um eine "schwarze" gehandelt hat!!!! Es ist doch nichts leichter als eine nicht registrierte Waffe zu bekommen, die registrierten hingegen werden alle mit allen Mitteln überprüft und in den seltensten Fällen passiert hier auch etwas in dieser Art!!!

Seite 1 von 1