Verwandte erzählen über Alois H.

Der Mörder von Annaberg - Warum er die Welt hasste und zum Rächer wurde

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    In diesem kleinen Schloss wohnte der Amokläufer Alois H. Dort verschanzte er sich auch nach seinen Bluttaten.

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    Im Keller des Hauses hortete der 55-Jährige seine Jagdtrophäen ...

„Eigenartig“, „seltsam“, „komisch“. Worte, die oft fielen, wenn über Alois H. im Ort getuschelt wurde. Bis er plötzlich, mit 25, eine Partnerin an seiner Seite hatte. Rosi, eine Verkäuferin aus einer Nachbargemeinde, acht Jahre älter als er, geschieden, Mutter eines zwölfjährigen Sohnes. Weil er mehr bei ihr sein wollte, kündigte er seinen Job, zog zu ihr, in ihre Wohnung in Melk, und stieg in den Betrieb der Eltern ein. Züchtete fortan Schweine und Hühner, verkaufte Obst, handelte mit Holz. Sparte eisern. Und baute weiter an seiner Villa.

1985 heiratete das Paar, nicht – wie am Land üblich – mit einem großen Fest. Sondern, beinahe heimlich, am Standesamt. Und übersiedelte bald darauf in das Haus in Großpriel. Ein paar schöne Jahre, „in denen Alois Rosi jeden Wunsch von den Augen ablas und erfüllte“, wie sich die Familie der Frau erinnert.

„Sie waren so glücklich.“

Die beiden, sie seien „so zufrieden“ gewesen, hätten „so tolle Urlaube” unternommen, „zusammen so viel Spaß“ gehabt, „einander so gut vertragen“. Weil sich ja beide dasselbe wünschten: das stille Glück daheim. Dann, 1991, die schreckliche Diagnose: Bei Rosemarie H. wurde Brustkrebs festgestellt. Es begann ein zäher Kampf gegen den Tod. Immer wieder bildeten sich neue Metastasen in ihrem Körper, immer wieder musste sie sich Chemotherapien unterziehen. Immer wieder hatte sie die Hoffnung, doch noch gesund zu werden.

In der ganzen Zeit stand ihr Mann ihr fest bei. Versorgte den Haushalt. Pflegte sie. Kaufte ihr eine Schäferhündin, „Lisa“, damit sie nicht alleine war, wenn er arbeiten musste. Fuhr mit ihr nach Deutschland und in die Schweiz, in Spezialkliniken. Alles vergeblich. Als die Frau schon glaubte, geheilt zu sein, wurde sie, während sie am Steuer ihres Autos saß, ohnmächtig – und verursachte einen Verkehrsunfall. Im Spital stellten die Ärzte einen Tumor im Gehirn fest. Ein paar Wochen später, am 14. Juli 1999, starb sie. In den Armen ihres Mannes.

Der Absturz.

Alois H. ist nach dem Tod seiner Frau völlig gebrochen, zerstört. Doch er ging weiter seinem Beruf nach. Aber sonst gab es nichts mehr in seinem Leben. Außer der Erinnerung. Und „Lisa“. Die Tragödie war groß, als er das Tier im Sommer 2001 mit seinem Lkw unabsichtlich überfuhr – und es eingeschläfert werden musste.

Bald schaffte er sich „Burgi“ an. Ein Ebenbild von „Lisa“. Und zunehmend begann der Mann, auf seinem Anwesen ein absurdes Dasein zu führen.

Er errichtete eine prunkvolle Kapelle, in die er die Urne mit der Asche der Gattin stellte. Ging mehrmals am Tag dorthin, um mit ihr zu sprechen. Betrieb auch in seinem Haus Totenkult. Ließ alle Kleider, alle Schuhe, alle Toilettenartikel, überhaupt sämtliche Dinge, die einst Rosi gehört hatten, an ihrem Platz. Wusch und putzte sie regelmäßig. Und schmückte seine Schäferhündin mit Halsketten der Gattin.

Seit 2004, vermutet die Kripo, dürfte Alois H. Wildtiere geschändet, Brände gelegt, Einbrüche begangen haben. Er, dieser nach außen hin so schüchterne, hilfsbereite, freundliche Mensch. Der sich, wie sein Umfeld dachte, „auf seine Weise mit seinem Schicksal abgefunden zu haben schien.“ In den vergangenen Jahren sogar wieder die Gesellschaft anderer suchte, Mitglied in einem Schützenverein wurde, an Jagdausflügen teilnahm, mitunter sogar in Wirthäusern saß. Und ja, seine Freunde und Verwandten wussten auch von seiner Sorge um „Burgi“. Die ihm an Altersschwäche wegzusterben drohte. „Aber mehr“, sagen sie, „hat er uns eigentlich nicht von sich erzählt. Nie.“

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