Skiführer gesucht!

Durch den Freeride-Trend in Österreich gibt es eine große Nachfrage nach Skiführern

von Skiführer-Ausbildung am Dachstein © Bild: APA/VERA REITER

Derzeit üben 45 Skilehrer aus ganz Österreich, davon sieben Frauen, am Dachstein für die Abschlussprüfung zum Skiführer. Mit Elan und Leidenschaft trainieren sie unter anderem die schwierige Rettung von Alpinisten aus einer Gletscherspalte. Dass ihnen dabei stundenlang ein kalter Wind um die Ohren bläst, scheint sie nicht zu stören. Konzentriert wenden sie die Seiltechniken an, die für eine Kameraden- oder Selbstrettung benötigt werden. Jeder Handgriff und jeder Knoten wie "Prusik" und "Garda" muss sitzen. "Der Zeitfaktor spielt bei der Rettung eine wichtige Rolle", treibt der Gasteiner Ausbildner Gerhard Angerer seine Schüler an.

Wurde ein Fehler gemacht, reißt die Seilverankerung aus dem Schnee. Im Ernstfall fällt der Verunglückte in die Gletscherspalte zurück. Auch die Eigenrettung geht schief, wenn der Knoten nicht hält. "Die Ausbildung zum Skiführer gibt es weltweit nur in Österreich. Sie ist qualitativ sehr hochwertig. Die Kandidaten sind staatlich geprüfte Skilehrer, sie verfügen schon über Basiskenntnisse aus zwei Alpinkursen. Das alpine Gelände, der freie Skiraum, setzt aber Maßstäbe, nach denen wir die Ausbildung gestalten müssen", erklärt Hirnböck, der auch die Alpinausbildung im Österreichischen Skilehrerwesen koordiniert.

Outdoor-Bereich boomt - Sicherheit immer wichtiger

Das Thema Sicherheit ist ein wichtiger Bestandteil des Kursprogrammes. Der Outdoor-Bereich boomt. Die Skiindustrie zieht nach, produziert leicht zu drehende Skier wie den "Rocker". In der Werbung wird Freiheit, Leichtigkeit, Coolness vermittelt. Immer mehr Wintersportler wagen sich in den Tiefschnee hinaus, viele können die Gefahren aber nicht abschätzen. "Den Freeride-Trend kann man nicht ignorieren. Der Dienstleister muss sich dem anpassen", meint Angerer. Auch das skifahrerische Niveau der Gäste ist gestiegen. Hirnböck: "Sie sind mit besseren Materialien unterwegs. Du darfst dich als Skiführer aber nicht unter Druck setzen lassen. Der Sicherheitsaspekt zwingt uns zu einer vernünftigen Arbeitsweise." Von Skiführern wird wegen der Vertragshaftung ein erhöhter Sorgfaltsmaßstab gefordert.

Was man in der Ausbildung alles lernt

In Österreich gibt es laut Hirnböck rund 1.400 Skiführer, in Salzburg zirka 320, in Tirol 640. Sie werden von Urlaubern wie auch Einheimischen vor allem deshalb gerne gebucht, weil sie auf ihr Know-how vertrauen und das Bergerlebnis genießen wollen. Was der angehende Skiführer in den insgesamt 23 Kurstagen bis zur Abschlussprüfung Anfang April in der Silvretta alles beherrschen muss, damit er diesen Beruf ausüben kann, wissen allerdings die wenigstens: Spezifische Seil- und Sicherungstechnik für Skihochtouren, Umgang mit GPS, Beurteilen der Lawinengefahr, Gletscherspaltenbergung, komfortable Spurenwahl, gehen mit Steigeisen, Erste Hilfe - um nur einige Punkte zu nennen. "Die Spurenanlage ist die Visitenkarte für den Skiführer", trichtert Angerer seinen Schülern bei der abendlichen Kurs-Nachbesprechung am Unterkunftsort in der Simonyhütte ein.

Voraussetzungen

Skiführer müssen auch psychologische Fähigkeiten und eine soziale Führungskompetenz aufweisen, schließlich sollen sie ein kameradschaftliches Verhältnis am Berg aufbauen. "Du musst in der Lage sein, die Emotion des Gastes zu erkennen - damit du ihm das geben kannst, was er will", sagt Ausbildner Peter Unterlugauer aus dem Kärntner Lesachtal. Und Hirnböck ergänzt: "Der Gast soll sich gut betreut fühlen. Das Thema Sicherheit läuft im Hintergrund ab." Alle Anforderungen umsetzen zu können, bezeichnet Ausbildner Christian Riepl aus St. Anton am Arlberg als "die große Kunst".

Traumziel Eigene Skischule

Nur wer die Ausbildung zum Skiführer erfolgreich absolviert hat, erhält in Österreich eine Skischul-Konzession. Einige Kursteilnehmer, die derzeit am Dachstein üben, wollen eine Skischule übernehmen, wie zum Beispiel Michaela Hölzl (28) aus Eben im Pongau. Der ehemalige Skirennläufer Stephan Görgl (35) ist ebenfalls mit dabei. "Gegen Ende meiner Karriere ist das Skifahren im Gelände immer mehr zu meiner Leidenschaft geworden. Der Skiführer gehört zu einer umfassenden Skilehrerausbildung dazu. Ich möchte in Zukunft als selbstständiger Skiführer arbeiten."

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