Romeo will hoch hinaus

Alfa Romeos erster SUV sieht toll aus, fährt spritzig und soll die Marke stärken. Allerdings hat der Stelvio auch Macken, typisch Italiener halt.

von Alfa Romeo Stelvio 2.0 Turbo Q4 © Bild: Hersteller

Schon der Klang ihrer Marke geht Alfisti runter wie ein schönes Stück Tartufo di Pizzo. Doch statt feinster Eisspezialitäten bekamen die Freunde der Mailänder Traditionsfirma Alfa Romeo lange nur wenig Genießbares in Form lieblos zusammengeschraubter und von Besitzer Chrysler umgebrandeter Modelle zu schmecken. Das Darben fand erst unlängst in Form der neu aufgelegten Giulia (endlich wieder mit Heckantrieb!) ein Ende. Der Aufschwung der Marke soll mit dem vor Halbjahresfrist vorgestellten Stelvio neue Höhen erklimmen - wie schon der Name verrät. Denn der steht auf Deutsch für das Stilfser Joch, und das ist mit 2.757 Metern Italiens höchster Gebirgspass.

Alfa Romeo Stelvio 2.0 Turbo Q4
© Hersteller

Natürlich ist der Stelvio ein SUV, der erste der Marke Alfa, wenngleich dieser Umstand in der Firmenzentrale mit den Worten "Es ist doch nur eine Giulia mit mehr Bodenfreiheit und praktischerer Karosserie" gerne ein wenig heruntergespielt wird.

Logisch, dass der Stelvio nicht wie ein Hochstand auf vier Rädern aussieht, sondern sich mit dem typischen Scudetto-Kühlergrill, der geduckten Silhouette und dem coupéartig abfallenden Dach à la moda italiana zeigt. Was, mit Blick nach München oder Stuttgart, allerdings kein Alleinstellungsmerkmal mehr ist.

Innen geht die feine italienische Note ein wenig verloren. Ja, man sitzt im Ledergestühl gut und SUV-untypisch tief, hat auch im Fond leidlich Platz, aber irgendwie bekommt man den Eindruck, dass nicht alles first class ist: Die Grafik der Armaturen ist altvaterisch, das Infotainment nicht auf Letztstand, das Navi veraltet, und der Bildschirm hat (fast) bloß Nintendo-Format und reagiert weder auf Drücken noch auf Wischbewegungen. Ebenfalls störend sind die riesigen Schaltpaddles, hinter die man seine Finger fädeln muss, bevor man Blinker oder Scheibenwischer betätigen kann.

Alfa Romeo Stelvio 2.0 Turbo Q4
© Hersteller

Dass der Stelvio auf Asphalt mehr kann als auf dem Steilhang, hat ein Alfa-Testteam mit wahren Wunderzeiten auf der Nürburgring-Nordschleife bewiesen. Wir haben für unseren Test eine geringfügig schwächere Variante gewählt -den noch immer 280 PS starken Zwei-Liter-Turbobenziner. Der legt nach klitzekleiner Nachdenkpause so richtig behände los, dreht gnadenlos hoch und klingt nicht ganz so giftig, wie ein Alfa klingen soll. Das schönste Fahrerlebnis vermittelt der Stelvio in engen Biegungen, die er dank seiner ultradirekten Lenkung in Zusammenspiel mit dem Allradantrieb überlegen nimmt wie weiland Alberto Tomba die Tore auf der Stelvio (!) in Bormio. Dass der Alfa dabei wenig Seitenneigung zulässt, ist seinem Fahrwerk geschuldet, das sportlich-hart ausgelegt ist.

Daten

Alfa Romeo Stelvio 2.0 Turbo Q4

Preis: ab €44.020,-
Motor: 4 Zylinder, Turbobenziner, 1.995 ccm
Leistung: 280 PS (206 kW)
Spitze: 230 km/h 0-100: 5,7 Sek.
Verbrauch: 10,5 l/100 km Emission: 244 g CO2/km
Fazit: Der 4,68 Meter lange Stelvio fährt sich eher wie ein Sportwagen denn wie ein SUV. Das verlangt dafür kleine Komfortabstriche.