Der TV-Boss ganz privat

Der ORF-Chef im Interview mit NEWS über böse Kritik, Privates und "Die große Chance"

von
Alexander Wrabetz - Der TV-Boss ganz privat

Im eigenen Wohnzimmer mit angeschlossenem Garten ist alles für das Eintreffen des Hausherrn vorbereitet: ORF-General Alexander Wrabetz, 51, kommt zum NEWS-Interview samt Fotoshooting in die Kulisse des ORF Vorabendmagazins „Herbstzeit“. Die Nervosität der Crew ist zum Greifen. Pölster und Blumenarrangements werden zurechtgerückt, ehe der Chef in großer Lockerheit erscheint: „Jetzt werden die NEWS-Leser denken, dass ich so bunt wohne.“ Sein Stil ist cleaner als sein blütenweißes Hemd. Alles muss für die Fotos exakt sitzen: Denn Wrabetz will Fehler vermeiden. Zu viel Garstiges wurde ihm während der vergangenen Jahre zuteil. Damit soll es nun, nach der Rekordzustimmung zu seiner Wiederwahl, vorbei sein: Er habe nicht nur eine dicke Haut entwickelt, sondern auch eine Unmenge an Plänen für die Runderneuerung des ORF, die er im NEWS-Interview ausführlich skizziert.

NEWS: Kann man als ORF-Chef eigentlich jemals entspannt fernsehen?
Alexander Wrabetz: Klar kann ich unsere Programme genießen. Aber natürlich fällt einem immer wieder etwas auf! Besonders wenn ich auf Urlaub in Österreich bin und das Wetter gerade schlecht ist, beginne ich immer wieder über Verbesserungen nachzudenken. Aber am Sonntag schaue ich auch ganz entspannt „Tatort“.

NEWS: Mit Ihrer Frau?
Wrabetz: Am Sonntag versuche ich die Zeit mit meiner Familie zu verbringen, und da ist es dann am Abend eine spannende Wahl, ob der österreichische „Tatort“ oder die Hollywood-Komödie gewinnt.

NEWS: Ihre Frau ist als Ärztin erfolgreich wie Sie. Was ist das Geheimnis Ihrer Ehe?
Wrabetz: Wichtig ist, dass man sich trotz intensiver Jobs die Zeit füreinander nimmt und miteinander lachen kann. Mein Privatleben ist mir extrem wichtig, deswegen halte ich es auch privat. Schließlich wird man ja immer auf den Job angesprochen, egal, was man gerade macht. Denn jeder sieht fern oder hört Radio und hat dazu eine Meinung.

NEWS: Die geschriebene Meinung über Sie war monatelang massiv negativ. Wie schützt man sich vor solch einer Keule?
Wrabetz: Die Dicke der Haut wächst mit der Schwere der Angriffe. Als ich noch kaufmännischer Direktor war, hat oft schon irgendwo ein negativer Halbsatz genügt, und ich war einen ganzen Tag lang aufgeregt. Aber ich habe gelernt, mit Kritik zu leben, sonst könnte ich den Job nicht machen. Wenn ich mir heute die Zeitungen von früher durchblättere, denke ich allerdings schon oft: Bumm, ich hab echt was ausgehalten. Damals war ich wirklich im Auge des Orkans.

NEWS: Wie ist Ihre Strategie, um den emotionalen Stress abzubauen?
Wrabetz: Wenn ich in die Oper gehe, kann ich in eine andere Welt abtauchen. Das hilft. Oder einfach Zeit mit der Familie oder einen Abend mit Freunden verbringen. Das entspannt.

NEWS: Heftige Kritik am ORF kam zuletzt vom „Krone“-Kolumnisten Michael Jeannée. Wie stehen Sie zum Konflikt zwischen „Große Chance“-Juror Sido und ihm?
Wrabetz: Es hat der Sendung jedenfalls nicht geschadet. Die Zuseher werden dadurch unterhalten.

NEWS: Haben Sie es lustig gefunden, als Sido Jeannée einen Hausmeister nannte?
Wrabetz: Die beiden sind einander nichts schuldig geblieben. Das war insgesamt schon sehr witzig, ja. Und Herr Jeannée ist ja sonst auch nicht schwach im Austeilen.

NEWS: Sido hat eine Drogenvergangenheit. Die darf man doch nicht verharmlosen.
Wrabetz: Das machen wir auch nicht. Aber es dürften viele Künstler nicht mehr auftreten, wenn man jedem, der einmal was mit Drogen zu tun hatte, die Bühne im ORF verbieten würde. Und Sido spricht das Problem auch offen an. Er hat es geschafft, es trotz seiner schwierigen Jugend zu etwas zu bringen.

NEWS: Die „Große Chance“ ist ein Erfolg. Beim Totalumbau von ORF eins, den Sie zu Ihrem Start angekündigt haben, gab es hingegen auch ungeheure Flops. Würden Sie aus heutiger Sicht „Mitten im Achten“ noch einmal machen?
Wrabetz: „Mitten im Achten“ natürlich nicht. Aber die neue Fernsehdirektorin Kathi Zechner hat das Thema „Daily Soap“ schon auf ihrer Agenda. Man muss schauen, ob wir es uns leisen können. Und zu den Erfolgen: ORF eins ist heute viel österreichischer als vor vier Jahren. Wir haben viele Eigenproduktionen wie „Schnell ermittelt“ gemacht und werden das auch noch weiter ausbauen. Und auch das viel kritisierte „Chili“ hat sich etabliert.

NEWS: Auf niedrigem Seher-Niveau. Der Vertrag für „Chili“ läuft 2012 aus. Heißt das, Sie denken dran, ihn zu verlängern?
Wrabetz: Darüber zu sprechen ist es noch zu früh. Kathi Zechner wird zu Jahresbeginn jede Sendung und jeden Sendungsplatz überprüfen und ein Gesamtkonzept entwickeln, das ab Herbst 2012 bzw. 2013 schrittweise wirksam wird. Das gilt auch für „Chili“.

NEWS: Hier steht alles auf dem Prüfstand?
Wrabetz: Grundsätzlich ja. Fernsehen muss sich laufend weiterentwickeln, wie wir es seit Jahren erfolgreich tun. Mit vielen neuen Formaten und vielen neuen Gesichtern, wie Palfrader, Stermann und Grissemann, Lisa Gadenstätter, Ursula Strauss …

NEWS: Wird es die „ZiB“-Doppelmoderation weiter geben?
Wrabetz: Derzeit ist nichts anderes geplant, aber die Doppelmoderation ist kein Naturgesetz. Wir werden im nächsten Jahr den Newsroom erneuern, denn die technischen Möglichkeiten haben sich verändert. Dabei könnte man auch über neue Formen der Präsentation nachdenken.

Mehr dazu im neuen NEWS 42/11!

Kommentare

Beim ORF bekommt man ohne Parteibuch keinen leitenden Posten Das nennen sie auch noch "unabhängiger ORF".

Selbst bereucherung von diem Herrn mußte wohl in der News abgedruckt werden. Denn ehrlicher weise müßte er selbst eingestehen, das dieser Rotfunk nur mehr ein Abklatz früherer FS-Sender sind, deren Chafs besseren Progamm gestaltet haben. Aber es gibt heute die Möglichkeit, trotzdem man für Ö-FS gebühren bezahlt, auf andere bessere Sender auszuweichen. Heulkllllllllllllllll

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