"Aktien generell schlechtes Investment":
Superfunds Christian Baha im news.at-Talk

Baha: "Privatanleger sollte man vor Aktien schützen" "Wir reiten eine Welle, verursachen diese aber nicht"

Er gilt als der "Mr. Hedgefonds" Österreichs: Superfund-Gründer Christian Baha steht in der vordersten Front, wenn sich die Ereignisse auf den Finanzmärkten überschlagen. Im Gespräch mit news.at erklärt er, warum Aktien ein schlechtes Investment sind und wer die Verantwortung für die Finanzkrise trägt.

"Aktien generell schlechtes Investment":
Superfunds Christian Baha im news.at-Talk © Bild: Superfund

news.at: Sehen Sie die Talsohle bei der Krise auf den Finanzmärkten erreicht?

Christian Baha: Es besteht die Möglichkeit, dass sich die Aktienkurse demnächst kräftig erholen. Nach den horrenden Verlusten von 50 bis 70 Prozent könnte in den nächsten Tagen und Wochen eine Gegenbewegung einsetzen. Trotzdem bleibt der Abwärtstrend weiter intakt und es ist zu befürchten, dass die Kurse - selbst nach Erholungsphasen - neuerlich abstürzen. Dennoch wollen viele Anleger weiterhin Aktien kaufen. Bisher wird immer noch darüber gesprochen, wann der optimale Zeitpunkt für den Einstieg ist.

news.at: Fühlen Sie sich in Ihrem Standpunkt bestätigt: Finger weg von Aktien?

Baha: Aktien sind generell ein schlechtes Investment. Das waren sie immer und werden sie auch immer bleiben. Man hat bei Aktien ein enorm hohes Rückschlagrisiko und durchschnittlich eine sehr geringe Gewinnaussicht, nämlich 7 bis 8 Prozent. Dem stehen Rückschlagsrisiken von 90 Prozent gegenüber. Wenn Sie mit Aktien 90 % an Wert verlieren, müssen sie 900 % Gewinn machen, um überhaupt erst wieder an den Ausgangskurs zu Beginn der Talfahrt zu kommen. Dies steht in keiner Relation zueinander. Aktien sind somit eine hochriskante Anlage. Privatanleger sollte man vor so etwas schützen.

news.at: Welche Anlagestrategie empfehlen Sie in Zeiten wie diesen?

Baha: Ich empfehle seit Jahren eine Streuung der Anlagen auf ein Drittel physisches Gold, ein Drittel in Land und Gut sowie ein Drittel in nachhaltige Investment-Produkte. Wichtig ist, dass man dabei breit diversifiziert wie etwa bei Managed Future Fonds, die ja immer zu den Krisengewinnern gehört haben, das Risiko somit bestmöglich streut, und dass man Investmentstrategien wählt, wo man sowohl von Abwärts- als auch von Aufwärtsbewegungen profitiert. All die Blasen-Investements wie Aktien, Immobilien oder Anleihen, die nur auf steigende Kurse setzen, sind höchst gefährlich.

news.at: Viele Anleger suchen ihr Heil in Staatsanleihen. Ist das eine Option für Sie?

Baha: Anleihen sind wie Kredite abhängig von der Bonität der Gläubiger. In Zeiten, in denen Staaten Hunderte Milliarden an Steuergeldern verpulvern, indem sie marode Banken stützen, wird es bald auch ein paar Triple-A-Staaten erwischen, die plötzlich zahlungsunfähig werden. Dies ist nun bei Island der Fall und wir haben das auch schon bei Argentinien beobachten können.

news.at: Viele Experten haben aber die Anlage in Staatsanleihen empfohlen. Ist das ein Irrweg?

Baha: Viele Anleger sind nun von Aktien auf Staatsanleihen umgestiegen. Dies ist vor allem auch deshalb riskant, weil Staaten nun riesige Mengen an Geld vernichten, indem sie konkursreife Banken retten und Notfallpakete für die Wirtschaft schnüren. Wenn man schon den Kapitalismus gewählt hat, dann sollten in einer Krise die ungesunden Unternehmen bereinigt und notfalls auch dem Konkurs überlassen werden, was auch die gesunden Unternehmen und Banken stärken würde. Mittelfristig wird sich das aber sicher negativ auf die Staatsfonds und Devisenmärkte auswirken. Dies hat man am schwachen Dollar und am schwächelndem Euro bereits gesehen.

news.at: Sie lehnen Bankenpakete strikt ab. Dienen diese nicht zur Sicherung der Wirtschaft?

Baha: In der jetzigen Krise wird die aufgeblähte Kreditblase einfach korrigiert. Jene, die zuvielRisiko auf ihren Büchern hatten, teilweise mit einem Leverage vom 30- bis 65-fachen ihres Eigenkapitals, erwischt es natürlich. Ein Systemrisiko gibt es nicht, sondern dies ist das Verschulden der einzelnen Investmentbanken und von verantwortungslosen Managern. Erst mit den Bankenpaketen beginnt das eigentliche Systemrisiko, denn damit löst man eine langfristig massive Inflation aus.

news.at: Dennoch gibt es wieder eine Bewegung in Richtung US-Staatsanleihen. Die Skeptiker wurden bisher immer Lügen gestraft.

Baha: Wir gehen schon seit Jahren aus den US-Staatsanleihen heraus. Wenn man sich die bekannten Zahlen der US-Verschuldung vergegenwärtigt, dann ist dies nur zu gut verständlich. Amerika ist mit über 15.000 Milliarden Dollar verschuldet. Das Bankensystem und die Autoindustrie brechen allmählich zusammen, nicht einmal General Motors kann mehr ohne staatliche Hilfe überleben. China hat nun Japan als größten Gläubiger der USA abgelöst. Zwar gibt es kein Vertrauen in die US-Wirtschaft, aber niemand traut sich raus zu gehen. Dennoch ist die chinesische Notenbank auf der Suche nach Alternativen und plant nun sogar den Kauf von 4.000 Tonnen Gold.

news.at: Sie haben auch in Zeiten der Krise hohe Erträge erzielen können. Was macht Superfund so erfolgreich?

Baha: Wir sind ein breit gestreutes Investment, das in sämtliche Finanzgeschäfte investiert, wie Aktienindizes, Anleihen, Währungen und im Warenterminbereich. Wir können daher unser Risiko minimieren, indem wir den Leverage auf über hundert Märkte aufteilen. Außerdem können wir sowohl von Aufwärts- als auch aus Abwärtsbewegungen profitieren. Dies ist nicht die erste Krise, bei der wir als Gewinner aussteigen konnten. Wir nützen mit unserer Strategie der systematischen Trendfolge einfach den menschlichen Herdentrieb aus und schalten jede menschliche Emotion wie Angst, die derzeit besonders stark die Entscheidungen am Kapitalmarkt beeinflusst, völlig aus: sämtliche Kauf- und Verkaufsentscheidungen trifft bei uns der Computer. Jede Handelsposition ist durch einen Risikobegrenzungs-Stopp ständig abgesichert.

news.at: Viele haben den Hedgefonds vorgeworfen, sie seien für die Krise verantwortlich.

Baha: Das entspricht nicht den Tatsachen. Wer einen genaueren Blick auf die Subprime-Krise wirft, sieht, dass in erster Linie die Investment-Banken die Verantwortung dafür tragen, aber auch die Politik, die die einfache Vergabe von Krediten ohne jede Sicherheiten erst ermöglichte. Wir reiten zwar auf der Welle, verursachen diese aber nicht. Die Märkte profitieren von uns sogar, da wir ihnen Liquidität zur Verfügung stellen.

(Sebastian Baryli/Stefan Meisterle)