Weniger Polizei für
den Akademikerball

Bei Temperaturen knapp unter dem Nullpunkt wurde Freitagabend gegen den freiheitlichen Akademikerball demonstriert. Für die Mitternachtseinlage am Ball in der Wiener Hofburg sorgte Willi Gabalier.

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Zum offiziellen Beginn der Proteste vor der Wiener Uni um 17 Uhr hatten sich ein paar hundert Personen eingefunden, auf Transparenten richtete sich der Unmut vor allem gegen FPÖ-Politiker sowie die türkis-blaue Regierung allgemein.

"Lasst Nazis nicht regieren!" lautete eine Parole der Demonstration des Bündnisses "Offensive gegen Rechts", die im Laufe des Abends über die Wipplingerstraße zum Stephansplatz führt. Die ebenfalls ab 17.00 Uhr geltende Sperrzone rund um den Heldenplatz fiel in diesem Jahr kleiner aus als in den Jahren zuvor. Maximal 1.900 Beamte sind im Einsatz, laut Polizei in etwa ein Drittel weniger als im Jahr 2018.

Offizieller Ballbeginn um 21 Uhr

Offizieller Ballbeginn war um 21 Uhr. Allerdings trafen schon vor 17 Uhr Gäste in der Hofburg zu einem Dinner ein. Darunter etwa Burgenlands FPÖ-Chef Johann Tschürtz und Salzburgs freiheitliche Landesparteichefin Marlene Svazek. FPÖ-Obmann und Vizekanzler Heinz-Christian Strache und der geschäftsführende FPÖ-Klubchef Johann Gudenus wurden erst für kurz vor der Eröffnung erwartet.

Die Geschehnisse in der Rückschau

Gabalier als Mitternachtseinlage

Die FPÖ hat für ihren Akademikerball einen echten Gabalier verpflichtet. Allerdings handelt es sich nicht um den selbst ernannten "Volksrock'n'Roller" Andreas, der mehrmals öffentlich Sympathie für Heinz-Christian Strache gezeigt hatte. Dessen Bruder Willi Gabalier, der sich als Profi bei der ORF-Sendung "Dancing Stars" einen Namen gemacht hat, hat bei der Mitternachtseinlage des Balls getanzt.

»Ich tanze immer gerne in der Hofburg. Ich mag das historische Flair total gerne«

Gabalier war laut eigener Aussage zum ersten Mal am Akademikerball zu Gast. "Ich tanze immer gerne in der Hofburg. Ich mag das historische Flair total gerne", sagte er nach der Generalprobe am Abend. Dabei fühle man sich in die Zeit der Monarchie zurückversetzt.

Zur Kritik am Akademikerball merkte Gabalier an, er selbst habe auch schon auf einem SPÖ-Ball getanzt und sei auch schon auf einer Umwelt-Demonstration der Grünen gewesen. Aber: "Für gewaltbereite Demonstranten habe ich gar nichts übrig", meinte er mit Blick auf die teils ausufernden Proteste vergangener Jahre. "Wenn man mit Gewalt gegen vermeintliche Gewalt auftritt, widerspricht man sich selbst."

»Ich habe viele Freunde bei Burschenschaften«

Berührungsängste mit dem burschenschaftlichen Milieu hat Gabalier keine. Man müsse "in alle Richtungen tolerant" sein. Er selbst sei zwar kein Burschenschafter, aber: "Ich habe viele Freunde bei Burschenschaften, die sehr liebenswerte Freigeister sind und die in keinster Weise radikal sind", betonte er. Auch habe er früher in Graz oft bei einer akademischen Sängerschaft mitgesungen. "Es ist schön, das alte Liedgut aufrecht zu erhalten."

Weniger Polizei für den Akademikerball

Die Wiener Polizei fuhr den Aufwand rund um die Proteste gegen den heutigen Akademikerball zurück. Es werden "maximal 1.900 Beamte im Einsatz sein - ca. ein Drittel weniger als im Jahr 2018", sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger.

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Der Akademikerball hatte in der Vergangenheit für teils wütende Proteste aus dem linken Lager gesorgt. Der Unmut richtete sich stets vorwiegend gegen deutsch-nationale Burschenschafter, die bereits seit 1952 die Veranstaltung ausrichten und prägen.