AK kritisiert Benachteiligung von Müttern bei Wiedereinstieg

Betroffene wehren sich nur selten - Warnung vor Flexibilisierungs-Plänen

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Zwischen September und Dezember 2016 wurde gesammelt, mit welchen Problemen sich junge Eltern - in erster Linie waren es Frauen - an die AK wandten. 80 von ihnen beklagten sich in dieser Zeit bei einer persönlichen Beratung über ihre Situation, wie Irene Holzbauer, die Leiterin der Abteilung Arbeitsrecht der AK Wien, und Ingrid Moritz, die Leiterin der Abteilung Frauen und Familie, am Freitag in einer Pressekonferenz berichteten.

"Die Benachteiligung passiert vielfältig", resümierte Holzbauer die Kontakte zu den jungen Müttern. Trotz des Gleichbehandlungsgesetzes, das Nachteile für Personen in Karenz oder Elternteilzeit verbiete, komme es zu Diskriminierungen. Auffällig sind laut Arbeiterkammer die Branchen persönliche Dienstleistungen (also zum Beispiel Friseur- oder Kosmetikbetriebe), Industrie, Handwerk und Gewerbe sowie der Handel.

Holzbauer berichtete etwa von einer Kellnerin, die vom Chef eines Kaffeehauses ohne ihr Wissen von der Gebietskrankenkasse abgemeldet wurde, nachdem sie ihn über die Schwangerschaft informiert hatte. Auch der Fall einer Marketingleiterin beschäftigte die Arbeiterkammer. Die Frau war nach fünf Monaten Abwesenheit wieder zurückgekehrt - in Elternteilzeit. Sie wurde in einer schlechteren Position wieder eingesetzt. Der Arbeitgeber sei der Meinung gewesen, dass eine Leitungsfunktion nur in Vollzeit ausgeübt werden könne, berichteten die AK-Vertreterinnen.

Immer wieder komme es auch zu örtlichen Versetzungen, was die Kinderbetreuung erschwere. Auch schlechtere Arbeitszeiten und Entgeltnachteile wurden registriert. Die Arbeiterkammer betonte, dass es sich bei der Erhebung um keine repräsentative Studie handle, sondern um einen Einblick in die Situation jener Menschen, die sich persönlich beraten lassen. Die Zahl von telefonischen Anfragen sei noch weit höher - woraus man schließen könne, dass auch die Dunkelziffer deutlich höher sei, hieß es heute.

Rechtlich wollen sich jedenfalls nur die wenigsten Betroffenen zur Wehr setzen, erzählte Ingrid Moritz: "Nur eine Handvoll geht vor Gericht." Zu groß sei offenbar die Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes. Viele würden überhaupt auf Elternteilzeit verzichten, wobei Frauen in diesem Fall meist auf einen Wiedereinstieg verzichten und zuhause bleiben, Väter hingegen einfach weiterhin Vollzeit arbeiten. Letzteren würde es immer wieder passieren, dass man sich im Betrieb über sie lustig mache, wenn sie in Karenz oder Teilzeit gingen.

Die Arbeiterkammer fordert nun unter anderem mehr Schutz vor "schikanösen" Versetzungen in der Elternteilzeit, Karenzmanagement in den Betrieben und die Förderung von Väterbeteiligungen. Kritisch äußerten sich die AK-Vertreterinnen zur derzeit diskutierten Flexibilisierung der Arbeitszeit. Diese würde zu Problemen bei der Kinderbetreuung führen - vor allem in den westlichen Bundesländern. Dort würden Kindergärten zum Teil schon um 15.00 Uhr schließen.

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