Air Berlin: Wie sich Fluggäste
schadlos halten können

Die Air Berlin befördert täglich bis zu 80.000 Passagiere. Nun meldete sie Insolvenz an. Aber was bedeutet der finanzielle Absturz für die Reisenden?

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Gewinn - Air Berlin: Wie sich Fluggäste
schadlos halten können

Seit Jahren fliegt die Air Berlin Defizite ein. Alleine im Jahr 2016 lag der Verlust bei 780 Millionen Euro. Doch nun stellte die Airline Etihad, die an der Air Berlin zu knapp 30 Prozent beteiligt ist und diese bereits mehrmals vor einer drohenden Insolvenz gerettet hat, die Zahlungen ein. Die Folge: Air Berlin musste Anfang der Woche Insolvenz anmelden.

Damit der Flugbetrieb noch für die nächsten Wochen gesichert ist, gewährte die deutsche Regierung einen Übergangskredit von 150 Millionen Euro. Ohne diesen Kredit hätte Air Berlin den Betrieb umgehend einstellen müssen. Und: Ohne die staatliche Zuwendung wären Zehntausende Urlauber am Ferienort gestrandet und nicht mehr wie geplant nach Hause gekommen.

80.000 Passagiere fliegen täglich mit Air Berlin, die über 300 Destinationen anbietet, darunter viele beliebte Urlaubsziele wie Mallorca, Kreta oder Korfu. Aber auch Langstreckenflüge in die USA und die Karibik stehen auf dem Flugplan. Die Drehkreuze der Fluglinie sind die Airports Berlin-Tegel und Düsseldorf.

Wer abgesichert ist

Auf der Homepage der Airline wird zwar betont, dass der Flugbetrieb planmäßig aufrechterhalten werde und die Tickets ihre Gültigkeit behalten. Doch bereits in den vergangenen Wochen ist es immer wieder zu massiven Verspätungen und Flugausfällen bei Air Berlin gekommen.

Doch was kann ich machen, wenn mein Flug entfällt? Hier ist es entscheidend, ob sich ein Passagier das Ticket selbst bei der Airline oder im Reisebüro gekauft hat.

Passagiere, die sich die Tickets selbst besorgt haben, können nur hoffen, dass ihr Flug wie geplant stattfindet. Denn sie haben im Falle einer Insolvenz keine Absicherung für den Fall, dass ihr Flug nicht abhebt. Sie müssen sich auf eigene Kosten um einen Ersatzflug kümmern und zählen sodann zu den vielen Gläubigern. Die Aussicht, Geld zurückzubekommen, wird von Konsumentenschützern allerdings als sehr schlecht eingeschätzt.

Anders ist die Situation bei Buchungen über ein Reisebüro. "Wer im Reisebüro eine Pauschalreise gebucht hat, ist abgesichert", sagt Walter Krahl, Geschäftsführer des Reiseanbieters Ruefa. "Wenn wir von einer Fluglinie die Information bekommen, dass der Flug storniert ist, dann informieren wir den Kunden umgehend und kümmern uns um Ersatz."

Auch wenn der Urlauber durch den Ausfall seines Fluges am Ferienort festsitzt und länger als geplant ausharren muss, kümmert sich das Reisebüro um ein Hotel -und übernimmt dann auch anstandslos die Kosten dafür. Wer hingegen nur einen Flug ohne Zusatzleistungen wie Hotel oder Mietauto im Reisebüro gebucht hat, hat keinen Anspruch auf Ersatz. "Wir sind in diesem Fall nur ein Reisevermittler", erklärt Krahl. Eine Kostenübernahme für Ersatzflüge oder ungeplante Nächte im Hotel werde den Kunden daher in diesem Fall nicht gewährt.

Rechte prüfen

Doch was soll man tun, wenn man am Flughafen ankommt und dort feststellt, dass der Flieger nicht abheben wird? Der Reisende sollte sich in diesem Fall zunächst an die Angestellten der Fluglinie am Schalter wenden. Diese prüfen dann, ob es die Möglichkeit einer Umbuchung auf den Flieger einer Partnerfluglinie gibt. Allerdings sind gerade in der Hauptreisezeit viele Flüge bereits ausgebucht, und es muss mit längeren Wartezeiten auf einen freien Sitzplatz gerechnet werden.

Wer verspätet oder gar nicht abhebt, kann prüfen, ob er Anspruch auf eine Entschädigung hat. Diese kann bis zu 600 Euro betragen. Allerdings sind einige Gründe wie unter anderem Streik oder extreme Wetterbedingungen ausgenommen. Ob ein Anspruch besteht, kann beispielsweise auf der Seite www.flightright.at unkompliziert geprüft werden.

All jene, die in den nächsten Wochen mit Air Berlin fliegen, sind verständlicherweise verunsichert. Doch der Flug kann nur dann storniert werden, wenn es der gebuchte Tarif des Tickets zulässt. Das sind im Normalfall teurere Tickets. Für alle anderen gilt: Derzeit liegt kein Stornierungsgrund vor. Solange noch Flüge durchgeführt werden, gebe es kein Recht auf kostenlose Stornierung.

Schnäppchenjagd

Auf der Air-Berlin-Homepage werden nach wie vor Tickets -teils zu extrem niedrigen Preisen -angeboten. Das sei seitens der Airline in Ordnung, sagt Anja Mayer von der Arbeiterkammer Wien. Schließlich fliege sie noch. Allen, die glauben, ein gutes Angebot zu ergattern, gibt Mayer allerdings zu bedenken: "Jetzt ein Ticket zu buchen, ist mit der Gefahr verbunden, dass die Airline in Konkurs geht." Und dann ist das Geld weg, wenn die Tickets direkt über die Homepage gebucht wurden. Also mit dem Buchen am besten warten, bis klar ist, wie es mit der Fluglinie weitergeht.