"Sittenhaft" für Frauen

In Afghanistan sitzen Hunderte Frauen u.a. wegen außerehelichem Sex im Gefängnis

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Afghanistan - "Sittenhaft" für Frauen

"Meine Eltern kommen jede Woche am Besuchstag", wird die 17-jährige Khalida P. zitiert, die mit einem Burschen weglief, den sie nicht heiraten durfte. "Jedes Mal sagen sie mir, dass sie bald das Gefängnispersonal dafür bezahlen werden, mich ihnen zu übergeben, und dass sie mich dann töten werden." Eine andere Frau wird mit den Worten zitiert, sie sei glücklich im Gefängnis, weil sie da niemand töten könne.

Vergewaltigungsopfer hinter Gittern
Nach Angaben von HRW sitzen landesweit rund 400 Frauen und Mädchen wegen "Sittenverbrechen" in Gefängnissen oder Haftanstalten für Jugendliche. Viele von ihnen seien vor häuslicher Gewalt oder einer Zwangsheirat geflohen. Einige Frauen und Mädchen seien wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs verurteilt worden, nachdem sie vergewaltigt oder zur Prostitution gezwungen worden seien. Die Zustände seien zehn Jahre nach dem Sturz der radikalislamischen Taliban "schockierend", erklärte die Organisation in Kabul bei der Vorstellung eines Berichts.

Geständnisse von Analphabeten unterschrieben
Dem Bericht "I Had to Run Away" (Ich musste wegrennen) zufolge werden Frauen "häufig auf Grundlage von 'Geständnissen' verurteilt, die in Abwesenheit von Anwälten gemacht und die von Frauen 'unterschrieben' wurden, die weder lesen noch schreiben können und denen das Geständnis nicht vorgelesen wurde". Sie würden häufig zu langen Gefängnisstrafen verurteilt, "in manchen Fällen mehr als zehn Jahre".

Gefahr des "Ehenmordes" durch Verurteilung
Die Regierung von Staatschef Hamid Karzai habe es versäumt, ihren Verpflichtungen gemäß international geltenden Menschenrechtsstandards gerecht zu werden, erklärte HRW. Zwar begnadige Karsai immer wieder Frauen, die wegen "Sittenverbrechen" verurteilt worden seien. Das sei aber nicht ausreichend, erklärte HRW-Expertin Heather Barr: "Das gibt niemandem die im Gefängnis verbrachten Monate oder Jahre zurück, und es ändert nichts an der Tatsache, dass viele Frauen und Mädchen Gefahr laufen, Opfer eines Ehrenmordes zu werden, weil sie wegen dieser Vergehen verurteilt wurden."

Sprecher Karzais: Lage der Frauen "habe sich verbessert"
Ein Sprecher Karzais sagte zu den Vorwürfen, die Lage der Frauen in Afghanistan habe sich im vergangenen Jahrzehnt "bedeutsam verbessert", Verfassung und Gesetze würden die Rechte der Frauen schützen. Gleichwohl gebe es noch Schwierigkeiten: "Wir können nicht leugnen, dass es Probleme für Frauen gibt, Afghanistan ist ein vom Krieg geplagtes Land."

Ende des Krieges auch Ende der Frauenrechte?
Menschenrechtsaktivisten befürchten, dass angesichts der Bemühungen, mit den Taliban Frieden zu schließen und so den blutigen Konflikt in Afghanistan zu beenden, Frauenrechte wieder beschnitten werden könnten.

HRW-Expertin Barr erklärte, mit dem Beginn des Rückzugs westlicher Truppen aus dem Land werde Karsai sich konservativer präsentieren und Signale an die Taliban und an afghanische Traditionalisten senden, um sein politisches Überleben in den kommenden Jahren zu sichern.

Kommentare

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Afghanistan Und eine Regierung die solche Zustände ermöglicht wird mit EU Geldern unterstützt. Das heißt dass wir Steuerzahler auch diese mittelalterlichen frauenfeindlichen Gesetze finanzieren. Denkt mal darüber nach.

seidenstraße
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Re: Afghanistan verehrter brabus, diese "zustände" gäbs unter taliban an der macht nicht - erinnerst du das foto einer jungen frau, der nase und ohren abgeschlagen worden waren? -, sie sind für viele weibliche wesen glückliche fügung, weil sie sie vor ehrenmörderischen familienmitgliedern schützen....
solange misogyne clanoberhäupter wahnideen unabhängig von regierungsmacht im schädel haben, sind verbrechen an frauen nicht wirklich ahndbar. sogar in "demokratischen" systemen, der türkei beispielsweise, finden frauen realiter nur selten das offene ohr eines polizeibeamten, wenn sie ehemänner anzeigen wollen, die sie misshandeln ("ob dich dein gatte liebt oder schlägt, ist seine sache, nicht die der exekutive"), wiewohl gesetze sie offiziell schützen.

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Re: Afghanistan @ Seidenstraße : natürlich könnte man noch weiter in der Menschheitsgeschichte zurückgehen und würde noch grausigere \'Gesetze\' und Zustände finden. Die Taliban sind mit ihren Gesetzen irgendwo im 13. Jhd angesiedelt. Dass die Türkei mit ihrem Verständnis von Recht eindeutig noch nicht den Level von Westeuropa hat und deshalb auch nicht in die EU passt liegt auf der Hand. Aber Afghanistan das von den Amis besetzt und mit einem Führer ausgestattet wurde um die Demokratie zu installieren liegt dennoch jenseits von Gut und Böse und wir buttern trotzdem unser Geld dort rein.

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