AfD-"Gedenkveranstaltung" ohne größere Zwischenfälle

Kundgebung laut Polizei "weitgehend störungsfrei"

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Bis zu 550 Menschen zogen nach Polizei-Angaben vom Marktplatz zu dem Ort, an dem der Deutsche am Sonntag nach einem Streit mit anderen Männern gestorben war. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident zog eine positive Bilanz der Polizeieinsätze. Reiner Haseloff (CDU) sagte im Deutschlandfunk, der Staat habe "klare Kante" gezeigt. Außerdem sei er den Köthenern für ihr Verhalten dankbar. Die bürgerliche Gesellschaft habe sich parteiübergreifend zusammengeschlossen und gezeigt, dass sie eine "Instrumentalisierung der Vorfälle nicht zulassen will".

Laut einer Sprecherin der Polizei in Dessau-Roßlau verlief die von Hunderten Polizisten überwachte Veranstaltung "weitgehend störungsfrei". Es habe vereinzelte Personenfeststellungen gegeben, fügte die Sprecherin hinzu. Auch seien mehrere Hinweise auf mögliche Straftaten eingegangen. Diese würden nun ausgewertet.

Auch würden die Redebeiträge auf der Veranstaltung geprüft. Die AfD hatte ein "friedliches Trauern" und eine "Gedenkminute" auf dem Marktplatz angekündigt. "Auf politische Reden wird heute verzichtet", hatte die Partei erklärt.

Ein Großaufgebot der Polizei war im Einsatz. Laut der Sprecherin lag die Zahl der Beamten "im oberen dreistelligen Bereich". Polizisten aus Niedersachsen, Berlin, Thüringen, Hessen und Schleswig-Holstein waren demnach zur Unterstützung der sachsen-anhaltinischen Polizei nach Köthen gekommen.

Am frühen Montagabend beteiligten sich der Polizeisprecherin zufolge zudem bis zu 200 Menschen an der wöchentlichen Montagsdemo in Köthen. Die Polizei ermittelt den Angaben zufolge zudem wegen fünf brennender Autos. Die Fahrzeuge waren am Montagnachmittag auf einem Parkplatz in Köthen in Brand geraten. Die Ursache war laut Polizei noch unklar.

Auch in Halle in Sachsen-Anhalt gab es am Montagabend zwei Demonstrationen mit insgesamt mehreren hundert Teilnehmern. Wie die Polizei mitteilte, gab es dabei "mehrere anlassbezogene Straftaten", darunter "das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, einzelne Körperverletzungen sowie mindestens ein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz". Außerdem seien verfassungswidrige Symbole der rechten Szene gezeigt - mehrfach etwa der Hitler-Gruß. Insgesamt seien 14 Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.

Der Tod des 22-jährigen Deutschen in Köthen hatte Erinnerungen an den Tod eines jungen Manns in Chemnitz geweckt, der Ende August mutmaßlich von zwei aus Syrien und dem Irak stammenden Männern erstochen worden war. Allerdings starb der 22-Jährige dem Obduktionsergebnis zufolge in der Nacht zum Sonntag an akutem Herzversagen, er litt demnach an einer schweren Herzerkrankung.

Vor dem Tod des Manns soll es zu einer Auseinandersetzung zwischen mindestens zwei Afghanen und mindestens zwei Deutschen gekommen sein, in deren Verlauf der 22-Jährige dann starb. Gegen zwei tatverdächtige Afghanen im Alter von 18 beziehungsweise 20 Jahren erging am Sonntagabend Haftbefehl wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge. Beide kamen demnach als unbegleitete Minderjährige nach Deutschland. Einer der beiden hat den Angaben zufolge eine Aufenthaltserlaubnis.

Nach dem Todesfall hatten rechte Gruppen zu einem sogenannten Trauermarsch aufgerufen, an dem sich am Sonntagabend rund 2500 Menschen beteiligten. Bei dem Aufmarsch wurden auch nationalsozialistische Sprechchöre gerufen.

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