Volkswagen will Tierversuche für Zukunft ausschließen

EU-Kommission wartet auf Antworten aus Deutschland

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"Wir wollen Tierversuche für die Zukunft absolut ausschließen. Damit so etwas nicht noch einmal passiert", sagte der VW-Generalbevollmächtigte Thomas Steg der "Bild"-Zeitung (Dienstag).

VW lasse prüfen, was nach den Versuchen mit den Affen geschehen sei, in welchem Zustand sie übergeben wurden und wie es ihnen heute gehe. Zuvor hatte auch VW-Konzernchef Matthias Müller die Versuche als inakzeptabel bezeichnet.

Die EU-Kommission hofft auf umgehende Antworten aus Deutschland über die Abgasversuche an Affen und Menschen. Die Kommission kenne die entsprechenden Medienberichte dazu, erklärte eine Sprecherin am späten Montagabend. Man hoffe, dass "der Minister des betreffenden Landes" in der Lage sein werde, bei einem Treffen mit seinen Amtskollegen am Dienstag im Brüssel zu erklären, was dort passiert sei.

Die Kritik aus der Politik an den Tests riss nicht ab. Der deutsche Justizminister Heiko Maas (SPD) sagte der "Passauer Neuen Presse" (Dienstag): "Was da berichtet wird, ist einfach schockierend. Wer solche Tests in Auftrag gibt, scheint jeglichen Maßstab verloren zu haben." Menschen und Tiere für die eigenen Zwecke zu missbrauchen sei "einfach entsetzlich".

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel forderte, die Nähe der Wirtschaft zu wissenschaftlichen Einrichtungen stärker in den Blick zu nehmen. "Wir brauchen eine breite Debatte über den zunehmenden Einfluss wirtschaftlicher Interessen auf Forschung und Lehre an Hochschulen", sagte Barthel im "Handelsblatt" (Dienstag).

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hält die Distanzierungen der Autoindustrie für unglaubwürdig. "Es ist ja schön, dass sich heute alle davon distanzieren, weil die öffentliche Meinung das inzwischen von ihnen verlangt", sagte er im rbb-Inforadio. "Vor allem die Aufsichtsräte müssen jetzt mal aufklären, wie die Verantwortungs- und Entscheidungsstrukturen in ihren Unternehmen jeweils laufen. Denn es kann doch nicht wahr sein, dass keiner von ihnen etwas gewusst hat und immer ist es irgendwie passiert."

Die umstrittenen Tests sollen auch Thema im Deutschen Bundestag werden. Die Grünen beantragten für diese Woche eine Aktuelle Stunde im Parlament. "Wir fordern die Bundesregierung auf, klar zu sagen, ob sie bereits von den zwielichtigen Methoden der Autoindustrie wusste und inwieweit diese sogar aus öffentlichen Geldern finanziert wurden", sagte Fraktionsgeschäftsführerin Britta Haßelmann. Sie warf den Autobauern vor, mit angeblich wissenschaftlichen Tierexperimenten und Tests an Menschen die Gefahr von Stickoxiden zu verharmlosen.

Die Autoindustrie hatte Wissenschafter eingespannt, um mit der von BMW, Daimler und VW betriebenen Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) Gesundheitsgefahren von Dieselabgasen zu verharmlosen. Nachdem 2015 aufgeflogen war, dass VW bei Dieselfahrzeugen Messergebnisse manipuliert hatte, erklärten drei der sieben Mitglieder des Forschungsbeirates nach Informationen von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR ihren Rücktritt.

Bereits am Wochenende hatte der VW-Konzern auf Medienberichte reagiert, wonach 2014 bei einem Experiment in den USA zehn Affen Dieselabgase eines VW einatmen mussten und sich "klar von allen Formen der Tierquälerei" distanziert. Veranlasst worden war die Studie, die in breiten Teilen der Öffentlichkeit einen Sturm der Entrüstung auslöste, von EUGT. Die Vereinigung war 2007 von Unternehmen der deutschen Automobilindustrie gegründet worden und wurde Mitte 2017 aufgelöst.

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