Das Tiananmen-Massaker

Die Pekinger Blutnacht 1989 & das harte Durchgreifen der Regierung 25 Jahre danach

In der Nacht zum 4. Juni 1989 war die chinesische Armee mit Panzern gegen Studenten vorgegangen, die seit Wochen auf dem Platz des Himmlischen Friedens für mehr Demokratie demonstriert hatten. Dabei wurden hunderte, möglicherweise sogar tausende Menschen getötet. Die Führung in Peking begründete das Vorgehen mit der Notwendigkeit, das "Chaos" zu beenden.

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Am 25. Jahrestag der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung in China und auf dem Tiananmen-Platz patrouillierten am Mittwoch tausende Sicherheitskräfte im Herzen von Peking. Aus Angst vor möglichen Protesten wurden am Mittwoch alle Passanten streng kontrolliert, die auf den Platz wollten. Besonders genau wurden Ausländer überprüft. Die US-Regierung forderte von Peking die Freilassung von Menschenrechtsaktivisten, Journalisten und Anwälten, die im Vorfeld des Jahrestages festgenommen wurden.

Die Ikone der Proteste, der "Tank Man"

Niemand kennt ihn und sein Schicksal, dennoch ist er weltberühmt: Auch 25 Jahre nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung in Peking und anderen Teilen Chinas gilt der einsame Mann ("Tank man"), der sich den Panzern entgegenstellt, als Ikone des friedlichen Proteste und zivilen Ungehorsams. Fotos von dem jungen Rebellen gingen um die Welt - nur im eigenen Land kennt sie kaum jemand. "Ich hatte stets das Gefühl, als wollte er sagen: 'Ich lasse euch hier nicht vorbei, haut ab; wir sind bereit zu sterben'", sagt der Pekinger Dissident Hu Jia. "Seine Tat symbolisierte den Geist der jungen Menschen damals." Die friedliche Konfrontation des jungen Unbekannten mit den eisernen Ungetümen dauerte nur wenige Minuten - doch der Mut des "Panzer-Mannes" bescherte ihm einen Platz in der Geschichte.

Wie viele Opfer gab es 1989 in Peking wirklich?

Bei der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 sind in Peking einige hundert Menschen getötet worden. Die genaue Zahl ist auch 25 Jahre später nicht bekannt. Manchmal ist in westlichen Berichten von mehr als tausend oder "möglicherweise tausenden" Toten die Rede, aber dafür gibt es keine stichhaltigen und überprüfbaren Beweise. Die Zahl von tausenden Toten geht auf das chinesische Rote Kreuz zurück, das in den Tagen der Niederschlagung der Demokratiebewegung unterschiedliche Zahlen nannte, nämlich zwischen mehreren tausend und rund 2.600. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International geht ach der Auswertung mehrere Berichte von mehreren hundert bis mehreren tausend Todesopfern aus.

Die Pekinger Blutnacht: Ein Augenzeugenbericht

Der damalige Pekinger dpa-Korrespondent Edgar Bauer erlebte das Massaker als einer von wenigen Ausländern vor Ort mit. Am Abend des 3. Juni 1989 verfolgte er im dpa-Büro im östlichen Sanlitun-Viertel die chinesischen Nachrichten. Im Staatsfernsehen verliest eine Sprecherin eine Erklärung der Militärs: "Wir sind am Ende unserer Geduld angelangt." Dann wird im Laufband eine Sondermitteilung eingeblendet: "Gehen Sie jetzt nicht mehr auf die Straßen und nicht mehr auf den Tiananmen-Platz." Trotz Ausnahmezustand errichteten Bürger noch Straßenblockaden und hielten Militärfahrzeuge auf. Die Soldaten ließen dies tatenlos geschehen. Damit ist es nun zu Ende. Die Führung legt am 3. Juni in interner Runde fest, es sei eine "konterrevolutionäre Rebellion", die "mit allen notwendigen Maßnahmen" niedergeschlagen werden müsse.

Hartes Vorgehen der Sicherheitskräfte 25 Jahre danach

Der Umgang mit dem Tiananmen-Massaker Anfang Juni 1989 spaltet China: 25 Jahre nach der Niederschlagung der Demokratie- und Studentenbewegung darf die Tragödie nicht öffentlich thematisiert werden. Viele Familien haben wegen der strikten Tabu-Politik durch das offizielle China gar keine Ahnung von den Ereignissen vor 25 Jahren. Andere wollen ein Zeichen setzen - und bringen sich dadurch in Gefahr.

Nur wenige wagen es, ihren Protest gegen das Vorgehen von Regierung, Polizei und Volksbefreiungsarmee vor 25 Jahren öffentlich zu machen. Tun sie es, greift die Polizei durch. Anfang Mai wurden Anwälte, Aktivisten und Angehörige von Opfern, die sich getroffen hatten, um die Forderung nach einer unabhängigen Untersuchung der Geschehnisse vorzubereiten, festgenommen. Dies berichtete die Menschenrechtsgruppe China Human Rights Defenders (CHRD).

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