Frau in Amstetten getötet:
Deutscher unter Tatverdacht

Im Fall der Tötung einer 52-jährigen Oberösterreicherin im Amstettner Stadtteil Greinsfurth ist ein 39-jähriger Deutscher festgenommen worden. Der Verdächtige wurde von DNA-Spuren belastet, war aber nicht geständig. Das Motiv ist unklar, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Hannes Fellner vom Landeskriminalamt Niederösterreich nannte die zweimonatigen Ermittlungen eine "Knochenarbeit".

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Niederösterreich - Frau in Amstetten getötet:
Deutscher unter Tatverdacht

In der Causa, in der Anfang Juli ein DNA-Massentest zur Diskussion gestanden hatte, wies letztlich eine solche Spur eindeutig auf den 39-Jährigen hin. Bevor die DNA des Mannes jedoch überprüft werden konnte, verliefen zahlreiche "Abgleiche in nationalen und internationalen Datenbanken erfolglos", schilderte Fellner bei einer Pressekonferenz in St. Pölten. Der Grund: Der Verdächtige war strafrechtlich noch nicht in Erscheinung getreten. Offen sei einzig ein Ermittlungsverfahren wegen "geringwertiger Betrugsdelikte", wie Thomas Korntheuer von der Staatsanwaltschaft St. Pölten festhielt.

Nachdem das persönliche und berufliche Umfeld des aus dem Bezirk Perg stammenden Opfers erfolglos durchleuchtet wurde, sei die "Örtlichkeit der Auffindung" - also der Bereich um das Einkaufszentrum WestSide City - "in den Fokus genommen worden", sagte Fellner. "Wir haben alle Leute auszuforschen probiert, die an dem Abend (des 28. Mai, Anm.) ortsanwesend waren". "Hunderte Personen" wurden nach Angaben des Ermittlungsbereichsleiters Leib/Leben dabei überprüft, ehe der Deutsche ins Visier geriet.

Verdächtiger obdachlos

Der 39-Jährige sei mittels Zeugenaussagen identifiziert worden. Aufgrund der Obdachlosigkeit des Verdächtigen konnte sein Aufenthaltsort zunächst nicht ermittelt werden. Vollzogen wurde die Festnahmeanordnung der Staatsanwaltschaft St. Pölten dann am Montagnachmittag im Bereich der Abfahrt der Westautobahn (A1) in Haag (Bezirk Amstetten) - "ohne jedes Aufsehen", wie Fellner betonte. Bei der Einvernahme war der Deutsche nicht geständig und zeigte sich wortkarg. "Deshalb können wir auch keine Auskünfte zum Tatablauf und zum Motiv machen", erklärte Fellner. Ein Sexualmord könne aufgrund der Spurenlage aber ausgeschlossen werden. Beim Verdächtigen wurde unter anderem das Handy des Opfers gefunden und sichergestellt, bestätigte Fellner auf Nachfrage.

Bekannt ist über den 39-Jährigen, dass er knapp bei Kasse war und deshalb zumindest seit Anfang Mai auf öffentlichen Parkplätzen im westlichen Niederösterreich in seinem Pkw schlief. Seit Oktober 2018 ging der Mann keiner geregelten Arbeit mehr nach, davor hatte er sporadisch im Gastronomie-Bereich gejobbt. In Österreich soll er sich erstmals 2009 aufgehalten haben, in den vergangenen Jahren war er laut Polizei auch teilweise hierzulande wohnhaft.

Aufgrund der in Aussicht gestellten Belohnung von 5.000 Euro sei "eine Vielzahl an Hinweisen" eingegangen. Aber: "Keiner war in Zusammenhang mit dieser Person zu bringen", resümierte Fellner.

Psychisches Gutachten geplant

Seitens der Staatsanwaltschaft wurde die Entscheidung über die Verhängung der Untersuchungshaft über den Deutschen "für den späten Mittwochnachmittag" angekündigt. Korntheuer kündigte im Rahmen der Pressekonferenz an, dass ein psychiatrisches Gutachten zum Verdächtigen in Auftrag gegeben werde. Der 39-Jährige befand sich in der Justizanstalt St. Pölten.

Franz Lang, der Direktor des Bundeskriminalamts (BK), gab zu Protokoll, dass der Fall Greinsfurth den Ermittlern "große Sorge bereitet habe - weil er in kein Muster passt". Von Beginn weg habe daher "auf dem ganzen kriminalpolizeilichen Klavier" gespielt werden müssen. Lang verwies in diesem Zusammenhang auch darauf, dass das BK seit Anfang 2018 in einer sogenannten Screeninggruppe Mordfälle und -serien an Frauen untersucht. Resultate kündigte er für die "nächsten Wochen" an.

Erleichtert, dass sich "das Sicherheitsgefühl im Raum Amstetten deutlich erhöht hat", zeigte sich Franz Popp, der stellvertretende Landespolizeidirektor. "Wir haben die Unsicherheit schon beinahe gespürt, weil es doch einige Zeit gedauert hat, diese Tat zu klären."

Leiche von Angehörigen gefunden

Die Leiche der 52-Jährigen wurde am 28. Mai am späten Abend in einem Gebüsch im Bereich des Parkplatzes des Einkaufszentrums von Angehörigen gefunden. Dem vorläufigen Obduktionsergebnis zufolge starb die Frau durch stumpfe Gewalteinwirkung gegen den Hals - sie dürfte erwürgt worden sein. Zudem wurde laut Korntheuer eine Schnittverletzung am Unterarm festgestellt.

Die Frau dürfte am Weg zu ihrem am Parkplatz abgestellten Pkw mit dem Beschuldigten zusammengetroffen sein. Nach der Bluttat soll der 39-Jährige mit dem Auto des Opfers rund einen Kilometer in ein Waldgebiet in Greinsfurth gefahren sein.

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