37-Jähriger soll Mann im Pinzgau erstochen haben: Prozess in Salzburg

Laut Gutachten war Iraker zur Tatzeit nicht zurechnungsfähig

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Der 37-Jährige soll am späten Abend des 21. Dezember mit einem 29 Zentimeter langen Küchenmesser im zweiten Stock eines Gasthauses auf die zwei Männer aus Pakistan losgegangen sein. Der Jüngere erlag noch am Tatort seinen Verletzungen. Die Obduktion ergab, dass er durch insgesamt sechs Stiche in den Oberkörper getötet worden war. Der Iraker und die beiden Opfer wohnten in dem Gasthaus, in dem auch Flüchtlinge untergebracht waren. Alle drei waren als subsidiär Schutzberechtigte eingestuft.

Laut dem Neuropsychiater Wolfgang Soukop war der Iraker zur Tatzeit nicht zurechnungsfähig. "Der Betroffene leidet nach der Einschätzung des Sachverständigen an einer paranoiden Schizophrenie", fasste Staatsanwältin Katrin Ferstl das Gerichtsgutachten von Soukop zusammen. "Er leidet an Wahnvorstellungen, die religiöser Natur sind, und glaubt, gegen den Satan, den Teufel und die Dschinns (Geister nach islamischen Glaubensvorstellungen, Anm.) ankämpfen zu müssen. Es bedarf einer weiteren medizinischen Betreuung, damit er keine weiteren strafbaren Taten begeht."

Die Geschworenen müssen nun bei dem Prozess am Landesgericht Salzburg über den Einweisungsantrag entscheiden. Wäre der Iraker zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig gewesen, dann wäre ihm das Verbrechen des Mordes, des versuchen Mordes und der schweren Nötigung zur Last gelegt worden, sagte die Staatsanwältin. Nach der Bluttat soll er noch einen Mann mit gezücktem Messer genötigt haben, die Treppen in der Unterkunft hinunterzusteigen.

Jener 34-jährige Pakistani, der den Angriff schwer verletzt überlebt hatte, berichtete heute als Zeuge, dass der Iraker ihn völlig grundlos attackiert habe. Doch der Iraker sagte zum vorsitzenden Richter Günther Nocker, der Pakistani habe ihm gedroht, er werde in zwei Monaten sterben. "Er sagte, er bringt mich um, 'wenn du nicht stirbst'", schilderte der Iraker. Als er mit nacktem Oberkörper das Zimmer des 34-Jährigen betreten habe, habe dieser ihn ausgelacht, sagte der 37-Jährige. Der Pakistani bestritt diese Angaben.

Die Aussagen des Irakers waren zum Teil verwirrend. Zunächst sagte er, er habe deshalb zugestochen, weil er Angst gehabt habe, dass ihn die Pakistani schlagen würden. Dann meinte er, er habe die Tat verübt, "weil mir die Polizei nicht geholfen hat" und "weil mich meine Krankheit dazu gezwungen hat, ich wollte nicht, dass sie sterben". Minuten später erklärte er, es sei ihm egal gewesen, ob die Pakistani sterben oder nicht, "nein, ich bereue es nicht". Er glaube nicht, dass an jenem 21. Dezember ein Teufel im Spiel gewesen sei. Kurz nach der Tat hatte er noch gegenüber der Polizei erklärt, die beiden Pakistani wären Teufel und er habe Spaß gehabt auf sie einzustechen.

Der Iraker ist seit der Tat in einer geschlossenen psychiatrischen Abteilung untergebracht. Laut seinem Verteidiger war der Mann, der einige Jahre in einer Skifabrik gearbeitet hat, wegen seiner psychischen Krankheit bereits 2014 und 2016 in medizinischer Behandlung. "Er hat leider in der weiteren Folge die Medikamente nicht mehr genommen. Dann kam sein psychotischer Zustand zum Tragen." Der Prozess wurde eigentlich für zwei Tage anberaumt, doch es soll bereits heute am Nachmittag ein Urteil gesprochen werden.

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