Eine Minute Krieg gegen die USA

Stadt Key West in Florida feiert dieser Tage ihren heldenhaften Unabhängigkeitskampf

von 30 Jahre Conch Republic - Eine Minute Krieg gegen die USA © Bild: Wikimedia Commons

Was klingt wie ein Scherz, hat einen ernsten Hintergrund: Auslöser der Revolution auf Key West war eine Kontrollstation, die die US-Grenzkontrollbehörde im Jahr 1982 auf dem Highway Nr. 1, der Key West mit dem amerikanischen Festland verbindet, errichtete. Die Folge waren lange Autoschlangen vor dem Checkpoint, die die Einwohner zunehmend erzürnten. Außerdem fürchtete man Einbußen im Fremdenverkehr. Nachdem eine Klage der Stadt auf Entfernung der Kontrollstelle gescheitert war, erklärte Key West am 23. April 1982 schließlich seine Unabhängigkeit.

Eine Minute Krieg
Der damalige Bürgermeister Dennis Wardlow wurde kurzerhand zum Premierminister der "Conch Republic" ernannt und erklärte den USA mit einem trockenen Baguette in der Hand den Krieg - nur um eine Minute später bedingungslos zu kapitulieren. Der Aufstand sollte zu einem Erfolg werden: Zwar bleiben die USA die von der Conch Republic geforderte Reparationszahlung von einer Mrd. US-Dollar weiter schuldig, die verhasste Kontrollstation wurde später jedoch abgerissen.

Das Kriegsbeil zwischen der Conch Republic und den USA wurde im September 1995 allerdings noch einmal ausgegraben: Als die US-Army eine Invasion einer feindlichen Insel auf Key West üben wollte, ohne jedoch die Stadt zuvor darüber in Kenntnis zu setzen, griff die Conch Republic abermals zu den Waffen. Mit Wasserpistolen und trockenen Broten setzten sich die tapferen Bürger von Key West erneut zur Wehr. Die US-Army, vom bewaffneten Widerstand offenbar schwer beeindruckt, kapitulierte schließlich am 22. September.

Ausgiebige Feierlichkeiten
Der heldenhafte Abwehrkampf der Conch Republic vor 30 Jahren wird dieser Tage nun ausgiebig gefeiert: Unter anderem mit Autoparaden, einem Drag-Queen-Rennen und einem Pet-Lookalike-Contest, bei dem Teilnehmer ihren Haustieren möglichst ähnlich sehen sollen.

Gemütlich und liberal
Das vormals verschlafene Nest Key West ist der südlichste Punkt der Vereinigten Staaten. Key West wurde durch Salzabbau einst zur reichsten Stadt der USA und lebt heute von Tourismus und Fischfang. Die Gemütlichkeit und liberale Einstellung der "Ureinwohner", die wie die gleichnamigen Tritonshornmuscheln Conchs (sprich: konks) genannt werden, ist legendär. Sie brachte dem Städtchen auch die amüsante Beschreibung "a little drinking town with a fishing problem" ein.


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