20 Jahre nach Tschernobyl: Nur mehr
geringe Strahlenbelastung in Österreich

Umweltbundesamt: Kein "aktuelles Gesundheitsrisiko" "Normale" Pegel erst nach 300 Jahren zu erwarten

20 Jahre nach dem radioaktiven Fallout im Zuge der Katastrophe im Atomkraftwerk Tschernobyl ist die Strahlenbelastung in Österreich gering: "Ein wirkliches, aktuelles Gesundheitsrisiko haben wir nicht", sagte Experte Karl Kienzl vom Umweltbundesamt. Endgültig "normale" Pegel sind allerdings erst 300 Jahre nach der Katastrophe zu erwarten.

Das UBA wertet in zig Messstellen in Österreich die Belastung von Cäsium 137 aus, indem es die ursprüngliche Kontamination durch die radioaktive Wolke aus Tschernobyl im Jahr 1986 über die Halbwertszeit auf die aktuelle Belastung herunterrechnet. Cäsium 137, das quasi als Indiz für andere radioaktive Stoffe dient, die durch den Reaktorunfall freigesetzt wurden, hat eine Halbwertszeit von rund 30 Jahren. Sprich: Nach zwei Jahrzehnten sind zwar schon "zwei Drittel der Hälfte" abgebaut, ein "normaler" Pegel wäre rechnerisch allerdings erst im Jahr 2.286 erreicht.

Wie hoch die Cäsium 137-Konzentration im Boden ist, hängt vor allem davon ab, wo es im Jahr 1986 geregnet hat, als die radioaktive Wolke über Österreich zog. Mit den Niederschlägen drangen auch die radioaktiven Partikel in die Erde ein, wo sie - in unterschiedlicher Intensität - gespeichert wurden.

Wald und Pilze als Cäsium-Speicher
Als besonders "dankbarer" Boden entpuppte sich der Wald: Cäsium 137 lagerte sich zunächst in den Nadeln der Bäume an, die dann auf der Erde eine relativ konsistente Schicht bilden. Das ist auch der Grund, warum vor allem Pilze höhere Konzentrationen aufweisen. Ein Spezialist in der Aufnahme von Cäsium 137 ist beispielsweise der Maronenröhrling, sagte Kienzl, der das Risiko beim Verzehrs allerdings als gering einschätzt: "Ein bis zwei Mal Schwammerlgulasch im Jahr" sollte kein Problem darstellen, so der Experte.

Von den insgesamt etwa 70 PBq Cäsium 137 (1 Peta-Becquerel entspricht 10 hoch 15 Becquerel, d.h. einer Billiarde Becquerel), die in Tschernobyl freigesetzt wurden, sind etwa 1,76 PBq - also etwas mehr als zwei Prozent - in Österreich deponiert worden. Die mittlere Flächenbelastung Österreichs mit Cäsium 137 betrug noch zehn Jahre nach dem Super-GAU laut UBA 21 kBq/m2 (21.000 Becquerel pro Quadratmeter).

Davon stammen 18,7 kBq von Tschernobyl, der Rest von den atmosphärischen Atombombenversuchen der fünfziger und sechziger Jahre. Gemäß der Daten des Umweltbundesamtes waren Gebiete um die Koralpe, Teile des Salzkammergutes, der Hohen und Niederen Tauern und das Waldviertel am stärksten betroffen.

(apa/red)