2,7 % erwartet: EU-Kommission revidiert Konjunkturprognose recht kräftig nach oben

Heuer 2,7 % Wachstum in EU & 2,4 % in Eurozone Almunia rechnet auch mit sinkender Inflation: 1,8 %

Die europäische Wirtschaft wird heuer nach Schätzungen der EU-Kommission stärker wachsen als die US-amerikanische. Vor allem wegen des starken Wachstums in Deutschland hat die Kommission ihre Konjunkturprognose für die EU und die Eurozone deutlich nach oben revidiert. Für 2007 rechnet die Brüsseler Behörde mit einem Wachstum von 2,7 Prozent in der EU und 2,4 Prozent in den 13 Staaten der Eurozone, wie aus einer veröffentlichten Zwischenprognose hervorgeht. Im November hatte die Kommission noch ein Wachstum von 2,4 Prozent in der EU und 2,1 Prozent für den Euro-Raum vorausgesagt.

Währungskommissar Joaquin Almunia sagte, für die Vereinigten Staaten erwarte die Kommission nur ein Wachstum von 2,5 Prozent in diesem Jahr. "Die europäische Wirtschaft hat sich im Jahr 2006 bemerkenswert gut entwickelt und scheint auf gutem Wege, das flotte Tempo im Jahr 2007 fortzusetzen", sagte Almunia. "Dies ist jedoch nicht nur das Ergebnis einer guten Konjunkturentwicklung, sondern zeigt auch, dass die europäische Wirtschaft anpassungsfähiger geworden ist und die bereits durchgeführten wirtschaftlichen Reformen sich gelohnt haben."

Am deutlichsten revidierte die EU-Kommission ihre Prognosen für Deutschland, Italien und Polen nach oben. Die deutsche Wirtschaft soll in diesem Jahr um 1,8 Prozent wachsen. Im November hatte die EU-Behörde noch 1,2 Prozent erwartet. Für Polen sagte die Kommission nunmehr ein Wachstum von 6,0 Prozent voraus, für Italien 2,0 Prozent. Lediglich für Frankreich und die Niederlande schwächte die Kommission ihre Prognose gegenüber dem Herbst um 0,1 Prozentpunkte ab. Für Frankreich wird nun ein Wachstum von 2,2 Prozent, für die Niederlande von 2,8 Prozent erwartet.

Während die höheren Energiekosten die Teuerungsrate im vergangenen Jahr auf durchschnittlich 2,2 Prozent in der EU und in der Eurozone trieben, erwartet die Kommission eine niedrigere Inflation für das laufende Jahr. Für die Eurozone prophezeit Brüssel 1,8 Prozent, für die gesamte EU 2,0 Prozent. Grund dafür seien die zuletzt gesunkenen Ölpreise und relativ geringen Auswirkungen der Mehrwertsteuer-Erhöhung in Deutschland. Eine striktere EU-Haushaltspolitik und das Nachlassen der Konjunktur in den USA werden nach Ansicht der Kommission auch 2007 das Wachstum in Europa begünstigen.

Als Risiken für die weitere Konjunkturentwicklung nannte Almunia ein stärker als erwartetes Anziehen der Ölpreise, "Unwägbarkeiten bei den Wechselkursraten", eine stärke Inflation durch die Einkommensentwicklung und einen Preisanstieg durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer in Deutschland. Die Schätzungen der Kommission basieren auf der Annahme, dass der Ölpreis 2007 bei 59,9 US-Dollar (45,6 Euro) pro Barrel liegt. Dies ist um 6,4 Dollar weniger als bei der Herbstprognose vom November.

2006 verzeichnete die europäische Wirtschaft das höchste Wachstum seit dem Jahr 2000. Das Wirtschaftswachstum betrug nach Schätzungen der Kommission im Vorjahr 2,7 Prozent in der Eurozone und 2,9 Prozent in der EU - gegenüber 1,4 Prozent bzw. 1,7 Prozent im Jahr 2005. Seit Ende 2005 seien durch die starke Konjunktur drei Millionen neue Jobs geschaffen worden, davon zwei Millionen in der Eurozone. Im Dezember lag die Arbeitslosenrate im Euro-Raum mit 7,5 Prozent auf dem tiefsten Niveau seit Beginn der Aufzeichnungen 1993.

Die Zwischenprognose beruht auf Schätzungen der Wirtschaftsdaten von Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Polen und den Niederlanden. Die sieben Länder machen vier Fünftel der Wirtschaft der EU aus. Die Frühjahrsprognose für alle 27 Mitgliedstaaten will die EU-Kommission am 7. Mai veröffentlichen.

(APA/red)