Strache nimmt
EU-Mandat nicht an

"Kein Deal für Kandidatur Philippas" - Rückkehr erst nach Ibiza-Aufklärung

Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wird das durch 45.000 Vorzugsstimmen erworbene EU-Mandat nicht annehmen. Das erklärte Strache in einer Aussendung am Montag. Diese Entscheidung sei "kein Ergebnis politischen Kalküls und schon gar kein Deal, sondern schlicht eine von mir persönlich getroffene Entscheidung", sagte er. Sein Nachfolger Norbert Hofer begrüßt die Entscheidung Straches: "Der Schritt war richtig."

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Die Information verkündete er über seine Facebook-Seite. Es sei kein Deal gewesen für die nun auf der Wiener Landesliste kandidierende Ehefrau des Ex-Vizekanzlers, Philippa Strache. Vielmehr schulde er seinen Wählern, erst nach einer vollständigen Aufklärung der Hintergründe zum Ibiza-Video aktiv in die Politik zurückzukehren. "Das schulde ich meinen Wählern, den Bürgern dieses Landes, meiner Frau und meiner Familie und schließlich auch mir selbst", so Strache in seiner Erklärung.

Strache wird vorgeworfen, dass er auf das Mandat nur verzichtet hat, weil seine Ehefrau Philippa auf dem dritten Platz der Wiener FPÖ-Landesliste für die kommende Nationalratswahl kandidieren darf und damit relativ sicher ein Mandat erringen wird.

Wien statt Brüssel?

Seine persönliche Präferenz habe außerdem ohne nie Brüssel als Wirkstätte seiner politischen Arbeit gegolten sondern immer Österreich und seiner Heimatstadt Wien, wo er aktiv politisch arbeiten und gestalten möchte. Damit nährt Strache weiter die Gerüchte, bei der Wien-Wahl nächstes Jahr anzutreten.

Persönlich werde er sich jetzt nicht zurückziehen oder verstecken, sondern sich als "als einfaches Parteimitglied der FPÖ " in den Dienst stellen.

Lange Spekulationen über Ibiza-Video

In seiner Erklärung konzentriert sich Strache vor allem darauf, über die Hintergründe der Entstehung des Ibiza-Videos lang und breit zu spekulieren und vom Inhalt abzulenken. Er beklagt sich außerdem darüber, dass Sebastian Kurz die türkis-blaue Koalition aufgekündigt hat, obwohl er etwas anderes versprochen gehabt habe.

Strache spricht erneut von einem "politischen Attentat auf eine erfolgreich - wahrscheinlich zu erfolgreich - arbeitende Regierungskoalition". Das sehe er aber "nicht aus Mangel an Einsicht oder der Unfähigkeit zur Selbstreflektion, sondern aufgrund von fragwürdigen Merkmalen der 'Video-Veröffentlichung'" so, erklärte Strache.

"Großer Rückhalt"

Er erzählt weiters, dass er von langjährigen politischen Weggefährten und der Partei "großen Rückhalt" und von den Wählern "täglich Zuspruch, der mich bestärkt, nicht aufzugeben, sondern weiter zu machen" erhalte.

"Das Ergebnis der Europawahl hat auf beeindruckendste Weise gezeigt, dass das politische Attentat auf die Regierung dieses Landes, die FPÖ und meine Person womöglich nur ein Streifschuss war. Als unbestechliche Wähler habt Ihr Euch nicht manipulieren, nicht täuschen und auch nicht beirren lassen", sagte Strache an die Adresse der 45.000 Wähler, die ihm durch eine Vorzugsstimme ein Direktmandat für das Europäische Parlament beschert haben.

Am Ende seiner Erklärung meinte er noch etwas kryptisch: "Es gibt viel zu tun, aber es wird nicht umsonst sein."

10.000 Euro im Monat als "Berater"?

Mehrere Zeitungen berichteten unterdessen, dass Strache nach der Wahl einen Beratervertrag mit 10.000 Euro monatlicher Entlohnung von der FPÖ bekommen soll und so mit dem Abgeordneten-Gehalt seiner Frau von rund 9.000 Euro auf sein bisheriges Vizekanzlergehalt von 20.000 Euro kommen werde.

Strache darf Facebook-Seite behalten

Strache darf zudem seine Facebookseite, die fast 800.000 Follower hat, behalten und dort aktiv sein. Über diese werde er "laufend politisch und aufklärend informieren". Strache wird in seiner Erklärung auch emotional: "Ich verspreche, dass ich Euch nicht enttäuschen und nicht im Stich lassen werde. Auf mich könnt Ihr Euch verlassen, so wie ich mich auf Euch verlassen kann."


Hofer: "Der Schritt war richtig"

Der designierte Bundesparteiobmann der FPÖ, Klubobmann Norbert Hofer, hat den Mandatsverzicht Straches begrüßt. "Wir sind nach langen gemeinsamen Gesprächen zu einer positiven Entscheidung gelangt. Der Schritt, den Strache gesetzt hat, war richtig."

Hofer bestreitet Beratervertrag

Positiv äußerte sich Hofer in einer Aussendung auch über die Kandidatur von Philippa Strache. Philippa Strache habe sich im Bereich des Tierschutzes vor allem in der Bundeshauptstadt einen hervorragenden Namen erarbeitet. Ihr Engagement und ihre Empathie werde sie als echten Mehrwert in die Politik einbringen, sagte Hofer und bezeichnete die Kritik an diesem Tausch als "Reduktion einer weiblichen Persönlichkeit auf die Verbindung zu ihrem Ehemann oder einem Verwandten". Verwandtschaftsverhältnisse in der Politik seien nicht unüblich, so Hofer, der bestritt, dass ein Beratervertrag für Heinz-Christian Strache nach der Wahl geplant sei.